Donnerstag, 8. Oktober 2009

Stuttgarter Kinogeschichten. Leben live im Kino: Detlev Mähl im Gespräch mit Joachim Polzer, Teil 2

Joachim Polzer: Du hast dann, ab MItte der 1960er-Jahre als Vorführer im Stuttgarter "Planie" am Charlottenplatz gearbeitet, dort wo heute das "Institut für Auslandsbeziehungen" ist. Wie kam es zu diesem Wechsel?

Detlev Mähl: In's "Planie" ging ich zunächst auch als Gast. Das "Planie" war bekannt für die "Räuberfilme", wie es damals hieß. Dort liefen viele Western und Abenteuerfilme. Die großen Filme liefen bei den Stuttgarter Colm Filmtheaterbetrieben alle im "Atrium". Dann hatten Colms zur damaligen Zeit noch das "Colibri" in der Alten Poststraße, bekannt als eine Art Außenseiterkino. Interessant am "Colibri" war aber, dass die schwarze Leinwand-Abdeckung nach oben wegfahren konnte, so dass man Filme im Normalformat ziemlich hoch und damit groß und zugleich brilliant zeigen konnte. Denn beim "CinemaScope des armen Mannes", beim Bildformat 1 : 1,85, wurde die beim 35-mm-Film mögliche, maximale Bildfläche auf dem Filmstreifen doch recht arg beschnitten und zudem die Bildqualität noch durch den höheren Vergrößerungsfaktor weiter reduziert.

Joachim Polzer: Das "Colibri" wurde vor einiger Zeit ja komplett für einen Neubau abgerissen, einschließlich der ehemaligen Büroräume der "Colm Filmtheaterbetriebe", die sich in etwa über dem Colibri befanden. Der Abriß des Colibri brachte die Geschichte dieses Kinos sogar wieder in die Lokal-Zeitungen. Ich erinnere mich noch gut an den alten engen Fahrstuhl und die herrschaftliche Einrichtung des Chefbüros der "Colm Filmtheaterbetriebe" mit dem auf einem Wandfoto hinter dem Schreibtisch stets noch präsenten Willy Colm. Ich glaube, einige Starphotos von Hollywoodgrößen machten an den Wänden zusätzlich Eindruck. Wie kamst Du schließlich zu Colms als Vorführer ins "Planie"?

Detlev Mähl: Der Betreiber des Gablenberger "Apollo"-Kinos am Ostendplatz sagte mir, dass Colms einen Vorführer suchten. Er meinte, es würde finanziell nicht reichen, mich im "Apollo" weiter zu beschäftigen. Die alte Frau Colm, Witwe von Willy Colm, hatte mich dann kennen gelernt. Sie führte die Geschäfte nach dem Tod von Willy Colm sehr erfolgreich weiter, das merkte man. Sie war eine Geschäftsfrau durch und durch. Sie sagte, wenn ich will, könne ich den Vorführerberuf bei ihr im "Planie" lernen. Wir waren uns also einig. Mein Anfang im "Planie" war allerdings recht beschwerlich. Das Planie fing morgens um 11 Uhr mit dem Spielbetrieb an, man hätte also um 17 Uhr Schicht machen können. Damals wurden die Vorführer nach Stunden bezahlt. Der dort bereits tätige Vorführer konnte bislang im gesamten Zeitraum zwischen 11 bis 22 Uhr als Einzelkraft recht viele Stunden schieben und sah mich als Konkurrenz und als Ursache für einen möglichen Verdienstausfall. Nach einiger Zeit, als der vorhandene Vorführer, der mich einlernen sollte, merkte, dass ich es schon hinbekommen würde, lud er Frau Colm ein, sich doch mal anzuschauen, wie ich eine Überblendung hinbekomme. Ich überblendete und bekam das Bild nicht mehr scharf. Das Objektiv war mit Öl eingeschmiert. Natürlich bekommt man mit einer ölverschmierten Linse das Bild nicht mehr scharf. Aber ich hatte ja noch nicht viel Ahnung, hatte auch noch nicht gezeigt bekommen, wie man etwa das Objektiv wechselt. Die Aufregung war groß, Frau Colm rief Herrn Locher aus dem "Atrium" sogleich mit hinzu, den erfahrensten Senior-Vorführer bei Colms noch aus der Anfangszeit. Im "Atrium" waren grundsätzlich immer zwei Vorführer im Vorführraum anwesend. Die damalige 70-mm-Technik bedingte, dass zwei Leute gut im Vorführraum beschäftigt waren. Neben Herrn Locher gab es im "Atrium" noch eine Vorführerin, Emma Eisenlauer, eine ganz pingelige, die ständig den Boden nass wischte, was den Kopien sehr gut tat: "My Fair Lady" lief durchgehend 16 Monate lang und die Kopie sah hinterher wie neu aus und ging im Anschluss nach Dresden. Herr Locher kam bei meinem "Vorfall" also aus dem "Atrium" herüber und entdeckte die Ölschicht auf der Linse. Der Vorgang blieb strittig, aber erst als die Sexfilmewelle Ende der 1960er aufkam, ist mein Kollege dann freiwillig gegangen, weil seine Mutter meinte, dass er verdorben würde, wenn er sich solche Filme ansehen muss. Ich habe das "Planie" dann anschließend alleine als Vorführer betreut, was ganz interessant war. Es gab für das "Planie" dann an der Wende zu den 1970-ern Umbaupläne und auch Gerüchte um eine bevorstehende Schließung. Dann wurde das "Planie" Anfang der 1970er-Jahre tatsächlich als Kino geschlossen. Das "Planie" war eigentlich ein Mehrzwecksaal mit Mehrzweckbühne gewesen, wo auch Konzerte statt fanden. Ein Konzert von Benny Goodman und auch Konzerte anderer Orchester mit Bühnenshow und exra Bühnenbeleuchtung fanden dort beispielsweise statt. Nach dem Krieg und der Bombenzerstörung gab es in Stuttgart noch nicht so viele Hallen. So hat man Konzerte und Bühnenshows gerne in großen Kinos veranstaltet. Willy Colm war nach Krieg einer der ersten, der von der US-amerikanischen Besatzungsmacht eine Lizenz für Kinobetrieb erhielt. Angefangen hatte Willy Colm dann mit dem "Planie", ursprünglich beherbergte das Gebäude ja früher mal ein Waisenhaus, und dieses Kino lief nach dem Ende der Kriegswirren recht schnell wieder. Was kriegsbedingt am Gebäude kaputt war, wurde halt mit Beziehungen repariert und nach der Währungsreform brachte es dann Umsatz in harter Währung. Das im angemieteten "Planie" verdiente Geld steckte Colm dann in den Erwerb der Immobilie "Haus Atrium" in der Kronprinzenstraße, Ecke Lange Straße, sowie in den Aufbau des "Atrium" als Kino. Anfang der 1950er-Jahre wollte man halt neben der deutschen Heimatfilmwelle eben auch mal was anderes sehen und Colm bediente diesen Bedarf im "Planie" anfangs vorwiegend mit Western und Abenteuerfilmen. Das andere Stuttgarter Kino, das diese Art amerikanische Ware lieferte, war das "Metropol", das zudem eine prächtige Bühnenshow mit Orgel und Zauberkunst-Einlage vor den Hauptvorstellungen präsentierte. Bemerkenswert am "Planie" war, dass es im Keller einen Stromgenerator gab. Nach dem Krieg war das Stromnetz nicht immer stabil, so konnte man auch bei Stromsperren den Kinobetrieb wie auch die Beleuchung der riesigen, gemalten Kinoplakate sichern. Als ich Mitte der 1960er-Jahre bei Colms anfing, war ich bei den "Atrium"-Mitarbeitern "nur" der Vorführer vom "Planie". Demgegenüber war das "Atrium" etwas ganz Besonderes. Man durfte im "Atrium" als "Kollege aus dem Planie" zwar schon mal besuchsweise in den Vorführraum hinein schauen und sich alles ansehen, aber anfassen durfte man dort nichts. Die Technik dort stand "unter Kuratell": Die Vorführer im "Atrium" ließen niemand fremdes an "ihre Anlage" ran, haben sich dort auch sehr mit ihrer Technik identifiziert; man kann sagen, waren schon fast selbst der Projektor. Und das war auch gut so; das Qualitätsniveau der Vorführungen war excellent.

Joachim Polzer: Wenn man sich allerdings die Dias betrachtet, die etwa Hans Hänssler vor dem Umbau des Gebäudes von der Straßenfront des "Atrium" anfertigte, dann sieht das Gebäude eher unscheinbar und fast abweisend aus.

Detlev Mähl: Das stimmt, aber auf der anderen Seite war es so, dass es zur Straßenfront hin riesige gemalte Kinoplakate gab, in denen die besondere Bildwirkung der Filmverfahren wie "Camera 65" bei "Ben Hur" oder "Todd AO" mit Mehrkanalton groß dargestellt, groß "herausgehängt" und deutlich hervorgehoben wurde. Man hatte auf Colms Seite recht früh erkannt, dass man mit der Wirkung der großen Bilder ein gutes Geschäft machen kann und dass auch der technische Neuheitenreiz ein Verkaufsargument war. Und die Kinogeneration damals kannte eben die Wirkung der großen Bilder des Kinos und sie haben es entsprechend honoriert. Von der Bildwirkung her, gerade bei 70-mm-Präsentationen, war das "Atrium" der reinste Wahnsinn; man meinte, man sitzt mitten drin im Geschehen.

Joachim Polzer: Ich kannte das "Atrium" ja erst nach dem Umbau und der Sanierung, die im Jahre 1974 statt fand. Du kanntest es ja noch in seiner ursprünglichen Gestalt.

Detlev Mähl: Die Lage war so: Das "Planie" wurde geschlossen und Colms fragten sich: "Was machen wir mit dem Mähl?" Den steckten sie dann in's "Atrium". Bei den Vorführern im "Atrium" stand ein Generationswechsel bevor. Frau Eisenlauer ging in Pension; Herr Locher hatte einen Betriebsunfall und arbeitete nurmehr als Kartenabreißer. Nach rund 20 Jahren Betrieb stand im "Atrium" eine Sanierung an und zudem setzte von der Ufa-Kinokette ausgehend der Trend ein, große Kinos zu parzellieren. Die Schachtelkino-Welle der 1970er-Jahre kam ins Rollen und man baute in so manchen Kinos sogar in die Toilettenräume noch ein kleines Kino ein. Es hieß ja eine Zeit lang, dass Heinz Riech, als er von Bertelsmann die Ufa-Kinokette übernahm, die deutsche Kinobranche gerettet habe. Es war aber letztlich nichts anderes als der Versuch, ein überreichliches Angebot an Filmen im Kino zu schaffen. Statt auf "große Bildwirkung" wurde nunmehr plötzlich auf "allgegenwärtige Präsenz" aller aktuellen Filme in möglichst vielen Innenstadtkinos gesetzt. In Wahrheit aber wurde jedoch dem Kino mit der Parzellierung großer Säle in mehrere Schachtelkinos die eigene Substanz entzogen: nämlich die Macht der großen Bilder.

Joachim Polzer: Man meinte in der Schachelkino-Bewegung durch eine Ausweitung des Programmangebots sich jeweils Marktanteil sichern zu können am "Point of Sale", wenn Leute eben an einem bestimmten Ort in der Stadt ins Kino gehen. In den 1970er-Jahren setzte eine Zeit des programmlichen Umbruchs im Kino ein, in der nicht mehr klar und deutlich war, was als programmlicher Trend an der Kinokasse gut und vor allem sicher läuft. Bestes Beispiel dafür war der Unglaube innerhalb der Centfox an den möglichen Erfolg von "Star Wars". "Bond" und Katastrophenfilme liefen gut, aber plötzlich dieser Riesenerfolg von "Einer flog über das Kuckucksnest". Mit dem "weißen Hai" setzte ein neues Marketingkonzept ein, dass daraus allerdings in den 1980er-Jahren der solitäre "Blockbusterfilm" wurde, dass lag damals noch in einer nebulösen Zukunft. Erst Ende der 1970er-Jahre überstieg die gleichzeitig bei einem Kinostart eingesetzte Kopienanzahl die Marke von 400 in Westdeutschland. Man zog einfach das arithmetische Mittel der Mischkalkulation: irgendwas läuft immer und der "Überlauf" geht einfach in einen anderen Film im anderen Klein-Saal. Wenn die Leute eben abends unbedingt ins Kino wollen, soll man ihnen einfach viel "Futter" anbieten. "Futter" aus dem Trog statt "Gastmahl" des Besonderen, so könnte man den damaligen Paradigmenwechsel im Kino bezeichnen.

Detlev Mähl: Und das "Futter" wurde ja auch angenommen. Aus heutiger Sicht ist es schon fast unvorstellbar: aber es hat in den 1970er- bis zum Anfang der 1990er-Jahre finanziell funktioniert und sich bewährt. Das ging gut bis zur Ankunft der Multiplexe, als man die Macht der großen Bilder wieder entdeckte. Nachgemacht hatte den Schachtelkino-Trend praktisch jeder, der ein großen Kino hatte, mit ganz wenigen Ausnahmen.

Joachim Polzer: Für das "Atrium" bedeutete dies zunächst, dass der Balkonbereich abgetrennt wurde und zum "Bambi im Atrium" mit knapp 200 Plätzen wurde. Später entdeckte man im "Haus Atrium" die Tiefgarage und baute dort das "Bambi 2" mit knapp 100 Plätzen ein. Ganz zum Schluss wurde der Bar-Bereich im ersten Stock vor dem Eingang des "Bambi 1" entfernt und daraus dann das "Bambi 3" mit der damals in Stuttgart berühmt-berüchtigten, an allen vier Seiten abgeschrägten Leinwand. Aber ich habe mit Dir von 1975 bis 1980 ja noch die gute Zeit mitbekommen, als die Colm Filmtheaterbetriebe sich den Theaterleiter Jochen Höfer engagiert hatten, der dem damaligen Jungen Deutschen Film und dem Programm-Repertoire des "Filmverlag der Autoren" in Stuttgart mit dem "Bambi" und im "Delphi" eine Heimstätte gab. Ich fand damals Filme wie Hark Booms "Nordsee ist Mordsee" oder Rainer Kunzes "Die wunderbaren Jahre" als ziemliche Bereicherung des Kino-Programmangebots in Stuttgart. Du mochtest diese Art von Filmen ja nicht so besonders?

Detlev Mähl: Ich bin mit dem Hollywood-Film groß geworden. Und die deutsche Ware der damaligen Zeit, das waren mir zu viele Probleme auf einmal. Die Zuschauer, die da dann reingehen, die sehen sich dann quasi selber. Wer will das schon sehen? Kino ist Unterhaltung, ist Traum. Das deutsche Kino der damaligen Zeit hatte sich schon sehr abgegrenzt zum amerikanischen Film mit seinen Qualitätsstandards.

Joachim Polzer: Aber es gab im "Atrium" noch den großen Saal mit knapp 400 Plätzen. Der Saal war vom Platzangebot nicht besonders groß, aber es gab dort trotzdem ein gigantisches Kinoerlebnis. Warum eigentlich?

Detlev Mähl: Die Zuschauer saßen dicht vor der leicht konkaven Leinwand, die Wirkung für das Auge war ganz hervorragend. Die Tiefe des Saals war in etwa genau so lang wie seine Breite. Der Saal wirkte durch den abgetrennten Balkon zudem eher noch breiter in einem Raum, der in etwa quadratisch angelegt war. Durch die Betrachtungsnähe des Zuschauers sah die Leinwand riesengroß aus, war aber in Verhältnis zu anderen Kino-Palästen keine besonders große Leinwand mit ihren knapp 15 Metern Breite. Das "Atrium" zeigte jedes Mal auf's Neue, dass Leinwanderfahrung relativ ist, wenn Zuschauer relativ nahe zur Leinwand positioniert sind und ihren diese dichte Leinwand eben sehr groß erscheint. Das kann man dann tun, wenn die projizierte Bildqualität gut bis sehr gut ist.

Joachim Polzer: Die Akustik im "Atrium" erreichte fast den Standard von Mischstudios.

Detlev Mähl: Ein langes oder sehr hohes Kino bekommt leicht Nachhall; diese Erschwernis hatte das "Atrium" nicht. Heute ist die Audiotechnik ja soweit, dass man auch akustisch kritische Säle recht gut in den Griff bekommt. Aber damals hatte das "Atrium" bei der Audio-Technik eben diesen architektonischen Vorteil; die Wände waren zudem textilbehangen. Meine Bemühungen waren zum damaligen Zeitpunkt, dass ich alle Literatur zum Thema verschlang und so fachkundig wurde, um meinen Chef überzeugen zu können, dass man die Technik so weit bringt, dass es einfach gut klingt. Ich bemühte mich auch, Einstell- und Testfilme zu bekommen, um die Anlage eben entsprechend gut hinzubekommen und auf hohem Niveau zu halten. Digitale Meßgeräte und parametrische Spitzen-Equalizer waren damals ja noch Zukunftsmusik; ein gutes Gehör half manchmal auch weiter.

Joachim Polzer: In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre hatte man auch nach dem Umbau im "Haus Atrium" durch Sommer-Reprisen und Sommer-Filmreihen nochmals die Möglichkeit, sich das damals noch verfügbare 70-mm-Repertoire im Original-Filmformat ansehen zu können, meist in überlieferten Erstaufführungs-Kopien, die oft noch vom Original-Negativ gezogen und farblich nach zehn bis zwanzig Jahren mehr oder wenig noch ganz farbstabil waren. Das waren wirklich andere Zeiten. Heute gilt als Erstaufführungsfenster im Kino eine Spielzeit von drei Wochen; Film-Kopien sind nach einem Jahr oft nicht mehr erhältlich.

Detlev Mähl: Man darf nie vergessen, dass damals die Vorführer noch aus einer anderen Generation kamen. Diese Vorführer kannten noch brennbaren Nitrofilm im Kino, dass man Filmstreifen eben besonders pfleglich behandeln muss, dass der Film eben nicht einreißt oder es zu Perforations-Rissen kommen kann. Die Vorführer hatten dabei eben noch eine andere, eine sorgfältigere Beziehung zu ihrem Material gehabt, weil sie brennenden Film und dadurch brennende Kinos noch kannten. Der Respekt vor dem Filmstreifen steckte noch in den Knochen, sozusagen. Die Projektoren mit ihren Laufrollen und ihrer Filmlaufbahn mußten sauber sein, wenn nicht, drohte Gefahr. Zu dieser Zeit war der Filmvorführer ein Beruf mit großer Verantwortung. Das änderte sich dann, als Mitte der 1970er-Jahre mit der Einführung der Filmteller-Anlagen für matrixbetreibenen "automatischen Spielbetrieb" und mit der gleichzeitigen Umstellung auf Schachtelkinos der Vorführerberuf zu einem Filmeinleger-Job in "Kino-Centern" wurde, gleichzeitig aber die "Alte Garde" langsam in Pension ging.

Joachim Polzer: Kannst Du Dich noch an den Umbau im "Atrium" von 1974 erinnern?

Detlev Mähl: Bei dem Umbau war ich voll dabei, hatte selbst auch mitgeplant und mit-realisiert. Es ging darum, die Bilder möglichst groß zu halten. Es gab zwar schon die kleinen Schachtelkinos, aber für diese kurzen Projektionsdistanzen benötigte man halt besonders kurze Brennweiten bei den Objektiven. Das Schwierige war nun, dass man das Verhältnis der Optik sowohl zur Leinwand als auch zur Filmbahn genau und exakt hin bekommt. Bedingt durch die kurzen Brennweiten fehlten die großen Toleranzbereiche bei der Schärfe, die nur die langen Brennweiten hatten. Also mußte es exakt stimmen, ansonsten traten immer Unschärfen auf. Das war immer ganz schwierig und aufwendig. Ich bin eigentlich in dieser Aufgabe ganz aufgegangen, weil mich immer Details sehr störten, die ich verbessern wollte. Das war eine Beschäftigung mit liebevoller Zuneigung. Dass es dann so einen kleinen Kreis von Fans des "Atriums" gab, wie Dich oder andere auch, die den Kontakt zu mir suchten, dass war dann schon eine gewisse Befriedigung für den ganzen Aufwand, -- dass es also Leute gab, die die kleinen Unterschiede im Kino und seiner Technik bemerkt und goutiert haben. Es war sehr schön, dort einen Job zu machen, den man liebte und den man einfach gut bewerkstelligte und wo sich auch Erfolge zeigten.

Fortsetzung folgt.

Bildnachweis: Joachim Polzer

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