Samstag, 31. Dezember 2011

Abgänge und Verabschiedungen 2011


Dem letzten Tag des Kalenderjahres obliegt es wieder, eine Liste der "Abgänge und Verabschiedungen" zu erstellen, sehr subjektiv nach Lieblingen und Liebhabereien, in ihrer eigenen un-alphabetisierten Ordnung, in ihren seltsamen Verkettungen und Assoziationen (des Lebens höchst-selbst) und mit ihren inhärenten, innewohnenden Prioritäten:

Sidney Lumet
Richard Leacock
Ken Russel
Peter Yates
Peter Falk
Elizabeth Taylor
Jane Russell
John Barry
Peter Przygodda
Leo Kirch
Bernd Eichinger
Oliver Storz
Peter Schamoni
Heinz Ringelmann
Gary Winick
Charles Jarrot
Michael Cacoyannis
Polly Platt
Theadora Van Runkle
Vittorio de Seta
Zdenek Miler
Edmund S. Carpenter
Pete Postlethwaite
Susannah York
Maria Schneider
Kenneth Mars
Annie Girardot
Michael Gough
Arthur Marx
Michael Sarrazin
James Arness
Bill McKinney
Harry Morgan
Dan Frazer
Donald Krim
Graham Leggat
Tim Hetherington
Christopher Hitchens
Michael Althen
Robert Sklar
Adolfas Mekas
George Kuchar
Gunnar Fischer
David Rayfiel
Friedrich Schönfelder
Hellmut Lange
Georg Kostya
Wolfgang Spier
Fritz Schediwy
Curt Flatow
Heinz Reincke
Rosel Zech
Heinz Bennent
Walter Giller
Jürgen Hentsch
Margaret Price
Kurt Sanderling
Max Mathews
Roland Petit
Richard Hamilton
James Rizzi
Franz Josef Degenhardt
Georg Kreisler
Ludwig Hirsch
Christa Wolf
Joe Arroyo
Ladi 'Knackbass' Geisler
Loriot, Vico von Bülow
Peter Alexander
Johannes Heesters
Gerry Rafferty
Bernd Clüver
Wolfgang 'Ronny' Roloff
Renée Franke
George Shearing
Joe 'Take5' Morello
Jack Hardy
Amy Winehouse
Clarence 'E-Street Sax' Clemons
Andrew Kazdin
Michael Hart
Daniel Keel
Heinz Ludwig Arnold
Hermann Herder
Milton Rogovin
T. Lux Feininger
Charles Nolan
Doyald Young
Kurt Weidemann
Alex Steinweiss
Dennis Ritchie
Steve Jobs
John R. Opel
Ken Olsen
John McCarthy
Yoshikazu Kihara
Norio Ohga
Takuo 'Tak' Miyagishima
Patrick Leclercq
Reinhard Appel
Eberhard Piltz
Robin Meyer-Lucht
Wilfried Rott
Andy Rooney
Fritz Raff
Hannes Hoff
Jörg Klamroth
Friedrich Kittler
Theodore Roszak
José Argüelles
Horst-Eberhard Richter
Günter Amendt
Lynn Margulis
Günter Tembrock
Dieter Kranz
Vaclav Havel
Jiri Dienstbier
Dietrich Stobbe
Warren Christopher
Lawrence Eagleburger
Betty Ford
Hans Apel
Manfred Gerlach
Eisbär Knut
Günter 'Jägermeister' Mast
Werner Otto
Sidney Harman

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Freitag, 18. November 2011

Netzmuseum

Dass mit "Filmmuseum" – und vor allem mit "Fernsehmuseum" – bald kein Blumentopf mehr zu gewinnen sei, belegt mir am Deutlichsten jüngst diese Tagung im Hause der SDK, bei der versucht wurde, sich via anzudienenden Partnerschaften mit SPK, Google-Forschung, Europeana-Netzarchiv und Wikimedia-Foundation wieder an die Spitze des kulturellen Reflexes zu setzen — damit aber auch nur Rick Prelingers Erkenntnis von vor 15 Jahren erneut zu extemporieren, dass nur nurmehr nur das ist, was auch im Netz gefunden werden kann:

http://ins-netz-gegangen.org/

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Mittwoch, 9. November 2011

"Deep End"

Es war einer der herausragenden Titel in den 16-mm-Verleihkatalogen von "ATLAS FILM" der Jahre 1976, 1977 und 1978: "Deep End" aus dem Jahre 1970 in der Regie von Jerzy Skolimowski, galt im weiteren Verlauf der 1970er-Jahre immer noch skandalumwittert freizügig und frivol gewagt. Nun kann man sich vom Film nach längerer Rechte-Abstinenz seit den 1980er-Jahren auf Blu-Ray/DVD in einer 2K-Restaurierung der Bavaria Media wieder selbst ein Bild machen, z.B. in der Dual-Format BFI-Edition in UK (mit Extras) oder in Deutschland bei Koch-Media.

Was mich an den Film und der Dokumentation "Starting Out: The Making of Deep End" von Robert Fischer recht erstaunt hat (und was ich zuvor noch nicht wußte): wie sehr "Deep End" als Ur-UK-Thema des Post-Swinging-London eine Münchener Produktion bei der Bavaria und in Settings von München war, was man auch an der Präsenz von Karl-Michael Vogler und Dieter Eppler als Schauspieler erkennen kann. Die 35-mm-Handkamera von Charlie Steinberger in der Prä-Steadycam-Ära ist als "Film-Tanz" wirklich auch heute noch sensationell.

Obwohl die Musik von Cat Stevens ("Harald & Maude") und CAN den zeithistorischen Kontext geschmacklich ziemlich einzugrenzen scheinen, ist Skolimowski und seinem Editor Recht zu geben, wie "frisch" der Film auch heute noch geblieben ist und wie sich die Fragen von "Freizügigkeit" verschoben haben: Während John Moulder-Brown sich 1970 noch seine Genitalien mit Gaffatape zukleben musste, damit kein evt. sichtbarer "Nippel" zu Schnittauflagen der UK-Zensoren führen hätte können, durfte die Lehrerfigur, gespielt von Vogler, eifrig die Hinterteile seiner Schülerinnen im Schwimmbad tätscheln, etwas, wie David Thomson in seinem Essay der BFI-Edition sehr richtig bemerkt, heute keiner mehr sich trauen würde, so zu drehen.

Die dargestellte Mischung der Explositivität von erwachender Triebhaftigkeit bei Adoleszenten mit den Übergriffen der Erwachsenenwelt in diese jugendliche Explosivität hinein als "Exploit" und "Verlockung" (inkl. des Umdrehens, nach Belieben, als Vorwurf des "Molesting" gegenüber Tätern und der Staatsmacht) ist nach den Vorkommnissen an Odenwaldschule und Canisius-Kolleg aktuell wie nie. Im Jahr 1970 war dies zu thematisieren eine tektonisch-dynamische Welle zwischen Aufbruch der 1960er-Jahre und Etablierung von Freizügigkeit in den den 1970ern. Heute kann es als Mahnung dienen, dass vier Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse im Kontext einfach anders waren und nicht mehr durch heutiges "sittliches Empfinden" ohne Weiteres verständlich sind, so verstanden werden können, wenn etwa einige von Mapplethorpes Fotografien (aus vielen nachvollziehbar guten Gründen, möglicherweise) bei heutigen Ausstellungen nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

"Deep End" erscheint mir daher äußerst sehenswert, auch weil er wieder zeigt, dass ein retouchierter 2K-Interpositiv-Scan nicht mehr das zeigt, was der beigefügte Werbe-Trailer, von gebrauchter Kino-Positivkopie abgenommen, noch erahnen lässt: wie man den Film einst im Kino gesehen hat (in Format, Gradation, Tonalität etc.). Heute können wir alte Filme so gut sehen, wie man sie zuvor noch nie gesehen hat; es wird ein ganz anderer Film, möglichweise mit intensiverer, immersiverer Erfahrung.

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Dienstag, 26. Juli 2011

German Press Release for 7th Globians Doc Fest Berlin (Aug 11-17)

Presseinformation
GLOBIANS DOC FEST BERLIN 2011

Vom 11. bis 17. August 2011 findet im Kino Toni (Antonplatz, Weißensee) das
7. Globians welt & kultur Dokumentarfilm Festival statt.

Programmschwerpunkte des von Joachim Polzer kuratierten Dokfilmfestivals
mit insgesamt 63 Filmen sind in diesem Jahr:

• Meister des Lichts und der Kinematographie (am Eröffnungstag, Do., 11.8.) – darunter ein abendfüllendes Portrait des englischen Kameramanns Jack Cardiff (1914 - 2009), der u.a. die klassischen Technicolor-Filme für Powell & Pressburger gestaltet hat (u.a. "Die roten Schuhe") .

• "Denk' mal nach! - Wer sind wir im 21. Jahrhundert?" heißt es am zweiten Festivaltag, wenn nachdenkliche Filme zu einem neuen Selbstverständnis unseres Lebens im 21. Jahrhundert gezeigt werden, u.a. mit zwei Dokfilmen zu den Philosophen Leopold Kohr (der den Ausdruck "Small is Beautiful" gemünzt hat) sowie zu Gregory Bateson, dessen Biographie und Hauptwerk "Ecology of Mind - Die Ökologie des Geistes" von seiner Tochter Nora nachgezeichnet wird (am Fr., 12.8.)

• Hauptprogramm-Schwerpunkt des Festivals in diesem Jahr ist "INDIEN" mit zahlreichen Dokumentarfilmen zum Leben der Menschen in der aufstrebenden Weltmacht. An insgesamt vier Festivaltagen (Sa - 13.8. bis Di - 14.8.) geht dabei auch um "Indien und Musik", um die historisch und ursprünglich zum indischen Kulturraum zählenden Länder Bangladesch und Pakistan; natürlich darf dabei auch ein Beitrag zur dominant aufstrebenden Hegemonialmacht CHINA und ihrer Expansionspolitik in die Region nicht fehlen, wie auch der ganze Regionalraum des indischen Ozeans mit Einflüssen bis hin zu den Philippinen und zu einzelnen Südseeinseln einen neuen Blick auf die Welt werfen hilft.

• Am Abschlusstag (Mi., 17.8.) geht es von der großen Weltbühne zurück in die Berge von Italien; verschiedene italienische Dokfilme werden gezeigt zum kontemplativen, kreativen wie kargen "Leben in den italienischen Bergen".

• Beim Festivalfinale am Mi. (17.8.) kann schließlich eine Brise Humor getankt werden, wenn wir den ultimativen Reisebegleiter für einen Besuch der oft als lebensgefährlich eingeschätzten südafrikanischen Stadt "Johannesburg" und seiner Stadteinführung folgen können. Letzter Film des diesjährigen Festivals ist eine ebenso humorvolle Hommage an Chris Markers "Sans Soleil" durch Aimee Jennings mit ihrem Essay-Film "AND".


Wir erwarten zum Festivallauf wieder zahlreiche Filmemacher zu Besuch in Berlin.


Internet-Links
Programm-Ablauf (170 kB):
http://www.globians.com/GlobiansProgramm2011.pdf
Online Festival-Katalog (18 MB):
http://www.globians.com/Globians2011_Katalog_SCREEN.pdf

7. GLOBIANS DOC FEST BERLIN
11. - 17. August 2011
Kino Toni
(Antonplatz, Weißensee, Tram M4)
VVK-Telefon 030 92 79 12 00
www.globians.com

Montag, 20. Juni 2011

+++ program line-up announced for 7th Globians Doc Fest Berlin +++

This is a system-wide announcement concerning Globians Doc Fest Berlin 2011.

Curatorship Globians Doc Fest Berlin has just announced the program line-up for its August festival run:

63 film works will be presented during the 7 days of documentary celebration.

duration: August 11 - 17, 2011
location: Kino Toni, Antonplatz (Berlin-Weissensee)

The program line-up of Globians Doc Fest Berlin 2011 is available as a pdf download under the following URL link:

http://www.globians.com/GlobiansProgramm2011.pdf


Joachim Polzer
festival curator
Globians Doc Fest Berlin
www.globians.com


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Montag, 13. Juni 2011

"Seven Centimeters": a report on the recent 70mm screening series in the Castro…

…from Brian in his blog "Hell On Frisco Bay"
http://hellonfriscobay.blogspot.com/2011/06/seven-centimeters.html

remark:
It's about time for "IAMMMMW" receiving preservation treatment for 70mm or digital rerelease to bring it back where it once was in the LaserDisc edition as full-length uncut but letterbox version of 188 min. I luckily still own this LD edition box including the bonus disc containing "Something A Little Less Serious". Director Stanley Kramer died in 2001; Milton Berlé in 2002. Hopefully the new investment money for MGM/UA brings the necessary push for this.

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Some critical remarks on the recent CinemaScope retrospective in Berlin by JPG

Bigger than Life?
Von Jean-Pierre Gutzeit

Das Berliner arsenal - Institut für Film- und Videokunst exponierte sich im Mai 2011 mit riesiger Breitwand, Vorhangspielen und „bigger than life“ - dem selbst die Wände des Kinosaals keinen Einhalt bieten können, glaubt man der Programmankündigung:

"CinemaScope – kaum eine andere filmtechnische Bezeichnung weckt größere Erwartung beim Zuschauer. Der sich langsam öffnende Vorhang zu Beginn der Vorführung gibt eine immer größer werdende Leinwand preis, eine Projektionsfläche, der die Wände des Kinosaals kaum Einhalt gebieten können. Expandierende Bilder, spektakuläre Weiten, atemberaubende Nähe, visueller Reichtum – bigger than life oder doch eine unnütze Übergröße? Billy Wilder fand nüchterne Worte für die technische Neuerung um das anamorphotische Objektiv, die die Twentieth Century Fox 1953 mit dem epischen Kostümfilm The Robe lancierte: "Ein ideales Format, um das Leben eines Dackels zu verfilmen!" Unvergessen auch Fritz Langs Äußerung in Godards Scope-Film Le Mépris: "Das CinemaScope-Format ist nicht für menschliche Wesen, es ist für Schlangen und Begräbnisse." Die 16 Filme aus fünf Jahrzehnten unserer CinemaScope-Reihe kommen garantiert ohne Dackel, fast ohne Schlangen und mit nur wenigen Särgen aus. Stattdessen vermitteln sie einen Eindruck von der ungeheuren Bandbreite (!) künstlerischen Umgangs mit dem übergroßen Bildformat 1:2.35 und seiner Auswirkung in Bezug auf (Raum-)Inszenierung und Erzählstrategien."

[Zital-Quelle: http://www.arsenal-berlin.de/arsenal/programmtext-anzeige/article/2231/194.ht...]

In der Berliner Kinolandschaft ist die praktische und theoretische Durchführung solcher und vergleichbarer Themen beklagenswert. Auch unter der Berlinale-Flagge durchgeführte Retrospektiven zu kinotechnischen Verfahren zeigten kaum Engagement, sondern kalte Aufgabenbewältigung.

Der schwärmerische Duktus des arsenal-Programmtextes zum CinemaScope-Verfahren erhebt Anspruch auf vieles, was der Kenner und Geniesser als Voraussetzung für das Verstehen dieser Bild- und Ton-Innovation seit 1953 verinnerlichte.
Von Relevanz für eine entsprechende Schau wären u.a. die Erwägung des Umbau oder Neubaus von Kinos, eine gekrümmte oder gar eine Metallbildwand (die bspw. das Kino Delphi-Palast am Zoo oder die astor Filmlounge am Kurfürstendamm besitzen), Röhrenverstärker statt dolbysierter Halbleiterlemente, schmalwinklige Exponentialtrichter zur Bündelung eines direktionalen Tons anstelle breit und passiv abstrahlender JBL-Boxen, wirkungsmächtig proportionierte Wolken- und Vorhangsstores nebst Farbkaskaden vor Filmbeginn – vor allem aber Filmkopien auf dem Niveau der Erstaufführungszeit mit korrekten Bild- und Tonformaten sowie eine Projektionsmechanik und Zahnkranzteilung, die der Zerstörung geschrumpfter Perforation an älteren Filmkopien vorbeugt anstatt sie einem Risiko auszusetzen.
Nicht zuletzt bedarf es einer ideologisch versachlichten Herangehensweise: um Sein und Schein zu unerscheiden, Werbung und Produktionzwänge zu durchleuchten, künstlerische Ideen von industriellen Konventionen und Fetischen voneinander zu scheiden.

Kaum einen dieser Ansätze scheint im Kino arsenal und von den Programmkuratoren angestrebt worden zu sein. Die technoiden Vehikel des Spektakels werden uminterpretiert oder idealisiert als Inspiration der Avantgarde wie schon der Nouvelle Vague, des Free Cinema, des Dogme 95 usw. Vermutlich, um ein zuvor nur an der Avantgarde interessiertes Publikum zu gewinnen. Die Brüche, Widersprüche und Schattenseiten eines industriellen Verfahrens und seiner ideologischen Ausläufer und künstlerischen Sackgassen - über sie spricht man nicht.

Kurzum: unter dem Marketing-Motto "CinemaScope - bigger than life" verbirgt sich grossenteils ein Aufguß der Kinematheks-Retrospektive von 1993 mit gleichermassem schwärmerischen Duktus: aufgestigen von der einstigen City-West (einstige Berlinale-Spielstätte für CinemaScope war 1993 der ehemalige Filmpalast Berlin) zum Kinokeller des Potsdamer-Platzes. Das Motto "bigger than life" verhelfe dann dem Programmentwurf bei Vergabekommissionen zu einem Programmkinopreis - weiterhin zu Zuschüssen für die oft nur routinierte und kalkulierte Programmarbeit. Dem Wesen der Gründerzeit des arsenal entspricht dieses Kalkül in keiner Weise. Das arsenal der 2010er Jahre ist weitaus mehr dem Establishment als das arsenal der 1970er Jahre nahe. Kulturkritik klingt zwar punktuell an, leider aber ohne den Produktionshintergrund in der Herausbildung der kommerziell konnotierten und genre-prägenden Prozesse des ehemaligen "Klassenfeindes" einmal näher unter die Lupe zu nehmen - denn es ließe sich "bigger than life" eben so als "american way of life" mißverstehen.
Hätte man sich ernsthaft mit dem Thema befasst, so fänden wir aus ideologiegeschichtlicher Perspektive kleinere Ansätze zur Diskussionsanregung vor. Was blieb, war das Versprechen auf eine Show - leider handelte es sich um ein leeres Versprechen.

Nicht nur, dass der erste CinemaScope-Film, „The Robe“, in einem arsenal nie gezeigt wurde und auf dem Status fast von Unkultur angesiedelt ist - schon die Gleichmacherei von Breite und Grenzüberschreitung durch das Chiffre eines Seitenformats (das arsenal-Programmheft verabsolutiert die Aspect Ratio von 2,35 : 1 zum Kino "bigger than life") wird dem wenig gerecht, worum es geht: um ein Film- und Kinoformat, das selbst anhand der vom arsenal thematisierten Filme häufig von 2,35 : 1 abweicht. Filme tauchen also auf, die in kein Format 2,35 hineinpassen, wie etwa „Carmena Jones“ und „The age of Innoncence“. Schon gar nicht können die Abmessungen eines Bildwandrahmens in dieser Spielstätte als ausreichend empfunden werden - denn sie beeinträchtigen Format und Wirkung eines jeden Scope-Films, klassisch wie avantgardistisch.

Gehen wir konkret ein auf die Programmankündigungen dieser mit Aufgaben überhäuften Spielstätte:
Die Schwarmintelligenz der Kuratoren/Innen reklamiert mit CinemaScope für sich fachgerechte Kinogeschichtsaufarbeitung, obwohl schon der Normalfall würdiger Kinodarbietungen mit dem alltäglichen Scope ein Grund-Verständnis dieser Bild- und Ton-Innovation von 1953 liefert. Eine technische und fachliche Voraussetzung, die leider aber gerade in diesem Kino erst von Grund auf neu erarbeitet werden müsste, denn an diese Potentiale hatte beim Bau der Kinos offenbar keiner gedacht, war nicht wahrnehmbar.
Da fast alle herbeizitierten Filmemacher und grossen Kinobauherren tot sind, wissen wir natürlich nicht, was im Programmtext des arsenal tatsächlich gemeint ist. Allenfalls weiß der Filmkenner, dass bei einer CinemaScope-Projektion eine anamorphe Linse eingesetzt wird: die Grundausstattung eines jeden Filmtheaters. Der normale Stammgast und Student, er kennt selten mehr als die Taste seines DVD-Players, wird vom Kino arsenal in die Geheimnisse der Kinotechnik unzureichend eingeweiht. Man „guckt Filme“ als textuelles Konstrukt – und nicht im produktionsspezifischen Zusammenhang.

Was sich im Filmhaus am Potsdamer Platz nun wiederholt, ist, scheint mir, ein Marketing-Trugschluss, den bereits die Stiftung Deutsche Kinemathek 1992 beging (Ausarbeitung einer Berlinale-CinemaScope-Retrospektive von Wolfgang Jacobsen und Helga Belach – garniert von Filmkopien-„Ruinen“ [Frieda Grafe] und einem wirren Konglomerat aller möglichen Breitwandfilme unter dem Rubrum „CinemaScope“), womit massive Mißverständnisse über Ursache und Wirkung von CinemaScope heraufbeschworen werden. Schon 1992 sprengte das CinemaScope nicht mehr die gewohnte Breite existenter Leinwände, die Berlinale-Kopienauswahl der Kinemathek war höchst beklagenswert, und der Werbeclaim "aufreissender Horizonte" gab zu Irritationen Anlass.

Beide Veranstaltungen, heute wie damals, warben mit ungewohnten und grenzüberschreitenden Alleinstellungsmerkmalen, gerade auch der bespielten Leinwände. (Bedauerlich und durchsichtig klingt dann in einer Nebenbemerkung des arsenal-Programmduktus an, man habe damit "zentrale Aufgaben" der eigenen Institution erfüllen wollen. Sic!).

Klären wir zunächst Widersprüche dieser Marketing-Terminologie:
„Leinwände“, auf die das arsenal in seiner Ankündigung ostentativ abhebt, gibt es in einem Kino nicht (da sie nicht aus Leinen erstellt wird). Der Begriff "Leinwand" ist irreführend. Es wären besser (und nicht erst seit Einführung des Verfahrens zum Durchbruch gelangte) speziell beschichtete und gekrümmte "Bildwände" zu erwähnen – sie waren geometrisch analog berechnet zu den Verzerrungsindices der Aufnahmeoptiken und Winkel, die in Filmtheatern auch Eingang fanden. Leinen möchte man doch besser der Küche überlassen!

Der "gewohnte Rahmen", der nach dem arsenal-Monatsprogramm endlich "gesprengt" werde, war in der Praxis der Veranstaltungen dieser beiden Hauptstadt-Institutionen weder 1992 noch 2011 korrekt angepaßt: weder kann mit der Kinoeinrichtung, mit der man 2011 Programm macht, eine Kino-Norm überschritten worden (denn das Gros aller Spielfilme läuft in den meisten heutigen Kinos in der Aspect Ratio von 2,35 : 1), noch wurden künstlerisch Einsichten jenseits der ästhetischen Konventionen vermittelt.
Revolutionär auch deshalb nicht, weil ein Großteil der Anti-Genre-Filme künstlerisch, obwohl sie dem Anschein nach die Konvention zu durchbrechen scheinen, bestenfalls Montageprinzipien früherer Epochenstände wiederholen und den Grundcharakter der durch die Fox-Filme implementierten CinemaScope-Ästhetik zwar dekonstruieren, ohne jedoch einem neuen „anamorphotischen Stil“ zum Aufschwung zu verhelfen, der nicht bereits im Normalformat vorhanden und aufgehoben gewesen wäre.

Behauptungen im Programmtext zur angeblichen Skepsis bekannter Filmemacher vor dem Format - Billy Wilder und Fritz Lang werden angeführt ("Verfilmung des Lebens eines Dackels" / "Beerdigungen und Schlangen") - verniedlichen die Produktionshistorie zur Karikatur. Die vorgebrachten Zitate der leicht skurril reminiszierten Filmemacher im Programmtext wirken wie Etiketten, um kulturkritische Befindlichkeiten gegen die Formatüberbreite hinüberzuretten, ohne aber eine Werkanalyse vorzunehmen. Eine versachlichtere Herangehensweise an das Thema, anstelle der erklingenden Selbstironie ("wir zeigen CinemaScope ohne Dackel und ohne Särge"...), würde aus heutiger Sicht eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der Breitwandgeschichte beflügeln helfen. Weder aber resultierte Wilders Skepsis aus einer Nüchternheit, wie das arsenal kolportiert (denn Wilder drehte selbst ein halbes Dutzend an Scope-Filmen aus freiem Entschluss), noch läßt sich Fritz Lang, der mit „Moonfleet“ schon in den 1950er Jahren einen CinemaScope-Film drehte, nachsagen, er hielte Scope gut genug für "Schlangen und Beerdigungen". Es handelt sich vielmehr um eine selbstreflexive Ironie Jean-Luc Godards in seinem ersten CinemaScope-Filme, „Le Mépris“, in welchem er seinem Nebendarsteller Fritz Lang dieses Ausspruch ins Drehbuch schreiben liess.

Betrachten wir bitte auch die zeremoniellen, rituellen Prinzipien des Kinos:
Der sich langsam öffnende Vorhang zu Beginn der Vorstellung gebe eine immer größer werdende Leinwand preis, eine Projektionsfläche, der die Wände des Kinosaals kaum Einhalt gebieten können, heißt es im Text.
Auch das ist bei objektiver Betrachtung im arsenal selbst simulativ nicht vermittelbar: eine theatral oder durch Evidenz bestimmte Geschwindigkeit des Vorhangs und der Bildgröße war dort zu keiner Zeite konzipiert worden: die gegebene technische Einrichtung unterliegt allenfalls „Mindestanforderungen“ der gängigen Standards auch der Filmfestspiele, wobei allein schon die Raumgröße kinematographische Faktoren als Alltagsstandard eindampft.
Gerade Substandards aber lassen die beworbene Zeremonie des CinemaScope (oder von 70mm-Breitwandfilmen) nicht zu. Die Vorhanggeschwindigkeit des arsenal verhält sich im arsenal identisch zur Projektion eines erheblichen Teils der Filme in der Alltagspraxis jener Spielstätte. "Grenzüberschreitende" Erfahrungen für den Zuschauer sind daraus nicht abzuleiten.

Die eigentlichen Innovationen der Seh- und Höreindrücke der anamorphotischen Prozesse wurden also weder 1992 noch 2011 prägnant erfasst. Sie sind primär nicht im Seitenverhältnis von 2,35 : 1 zu verorten. CinemaScope beinhaltete signifikantere Mermale und Wirkungskriterien. Weswegen nun ein Film wie „The Age of Innocence“ hinsichtlich seines Formats wohl eher irrtümlich in die Reihe „hineingerutscht“ ist, denn der Film ist nicht anmorphotisch, sondern sphärisch gedreht worden. Er lässt zudem auch ästhethisch ein im Programmtext behaupteter Vergleich zu Visconti oder Ophüls nur unter Mühen ziehen. Man könnte sagen: Ophüls fragmentiert, Scorsese summiert.

Als "übergross", wie die Darbietung deklariert und gleichzeitig Präsentationsniveau für sich reklamiert werden, konnte man CinemaScope weder 1992 noch 2011 erfahren, zumal "Grösse" für sich eine Variable darstellt.
Variabel abhängig a. vom Negativ-Format, b. von den in der jeweiligen Kinoregion wirklich herausragenden Bildwänden, c. von einer aufsehenerregenden Abweichung der Projektionsgrößen vom Projektionsalltag exponierten Spielstätte. (Besitzt das arsenal, das ist zu fragen, etwa eine Dimension 150-Bildwand und Optik? Mithin eine echte Innovation, die aber an der Virulenz der Flachleinwände scheitern dürfte).

Zahlreiche Voraussetzungen für artgerechte Wiedergabe des historischen Filmschaffens im Detail und ganz allgemein vermag das arsenal nicht zu erfüllen und wird sie in den Gegebenheiten seiner Örtlichkeit niemals erfüllen können. Der Besuch bei klassischen Genrefilmen ist daher auch entsprechend schwach ausgelastet. Ersatzweise sei das arsenal somit ermutigt, zumindest den wissenschaftlichen Diskurs voranzutreiben.

Nachdem Dr. Reiner Rother seine Kinematheks-Filmreihe von 2009 salopp "bigger than life" taufte, und das arsenal im Wilder'schen Sinne kontert, versteht eine youtube-, Twitter- noch 3D-Generation weder den ironischen noch ernsthaften Gehalt des arsenal-Ansatzes.

Dennoch lohnten, trotz der widrigen Kinobetriebsverhältnisse am Potsdamer Platz, einige ausgewählte Filmkopien einen Besuch - den Rest und das Drumherum wird man aus der Erinnerung vor dem "inneren Auge" rekonstruieren müssen.

Die aufgezählten arsenal-Filmtitel gehören übrigens zum Stammrepertoire der KoKis laut Bestandlisten der FIAF.

„Bigger than life“ (der Ray-Film) lief in Berlin noch 1993 in 4-Kanal-Magnetton im damaligen Filmpalast Berlin (heute astor Filmlounge). Nun sahen wir also die pflegeleichte Lichttonkopie.
CINEMASCOPE - BIGGER THAN LIFE 2011 (das meint die Filmreihe des Kino arsenal, brachte dennoch filminhaltlich diskutable Titel: „George Washington“ (eine Sozialtragödie in einer Kleinstadt North Carolinas): klassische, liebevoll ausgeleuchtete anamorphotische Fotografie auf Fuji-Negativ. Die schönste Filmkopie seit Jahren, hervorragende Farbkontraste und fast völlige Kornlosigkeit. Großenteils spielen Kinder und heranwachsende Jugendliche die Hauptrollen. Ein Erfolgsfilm des Forums des Jungen Films von 2001, etwa 20 Besucher fanden sich hierzu ein. „Carmen Jones“ (der Preminger-Film) war als beige-farben ausgelaugte Version zu sehen, Bildbeschnitt auf 2.55 : 1, der leider bei singenden Protagonisten auffiel. Tonformat: Dolby SR, aber wie Monoton anzuhören (auf DVD ist der Surround-Ton dagegen besser, der Digitalton aber schlechter). Es kamen ungefähr 12 Besucher.
Immerhin interessierten sich 21 Gäste für „Strassenkontrolle“ (einer der Vorbehaltsfilme von 1971, nach der "Perestroika" 1985 freiggegeben), der natursymbolistische Ansätze mit klassischen Montageprinzipien des russischen Formatlismus verband. Recht gute Schwarzweiss-Duplikatkopie. Inszenatorisch sehr ernst, merklich eine Botschaft oder Belehrung aussenden wollend. 1971 verboten, weil hier ein dersertierter russischer Soldat zur Roten Armee zurückkehrt und damit ein Tabu-Thema anpackte.
„Neun Leben hat die Katze“ (Stöckl-Film) gilt als Pilotfilm des feministischen Ouevres im CinemaScope-Format und läuft desöfteren in Berlin.
„Age of Innocence“ (Scorsese/Ballhaus-Film, gedreht im sphärischen Super 35-Format) konnte ich technisch und inhaltlich nicht als genuinen CinemaScope-Beitrag einordnen.
„Pierrot le fou“ (Godard-Film) bleibt dagegen immer ein grosser Klassiker und vor DOGME 95 ein Werk, dass Schemenhaftigkeiten im Scope-Format aufbrach.
Vor DOGME 95 und noch konträr hierzu schuf Lars von Trier einen aufsehenerregenden Scope-Wurf mit „Europa“, der auf verschiedenen Tableaus Farb- und Schwarzweiss-Szenen kombinierte und Rückprojektionen in Ausschnittsvergrößerungen einsetzt, um psychedelische Affekte zu erzielen (angelehnt offenbar an Kafka und mit einem Aufwand von „Doctor Zhivago“-Verhältnisse produziert).
„Forty Guns“ (Fuller-Film) war in einer viel zu dunklen Kopie zu sehen, Mono-Lichtton.
„East of Eden“ (Kazan-Film) in einer verglichen zur ZDF-Fassung total ausgelaugten Mono-Lichttonkopie mit gröbstem Korn.
Als schräge Entdeckung kann „Die endlose Nacht“ (Tremper-Film) goutiert werden: zu 98% nur in der Empfangshalle des Flughafen Tempelhof gedreht, verinken die Aussenaufnahmen in bewusst insenierten Diffusionseffekten bei Nacht. Immerhin kamen hier etwa 25 Besucher.
„Der geteilte Himmel“ (Wolf-Film) lief schon ein paar Wochen zuvor im 'arsenal' und hätte nicht wiederholt zu werden brauchen.
„Bonjour Thristesse“ (Preminger-Film) zeigte sich in eher neuerer Dupkopie.

Fazit:
Das Projektionsbild lag stets bei 2.35 : 1, war dennoch stark beschnitten und ohne jede für CinemaScope erforderliche Durchbiegung.

Zumeist schienen an den Einzelfilmen interessierte Gäste den Weg ins arsenal gefunden zu haben. Ein Bezug zur Thematik Scope-Ästhetik/Technik/Geschichte war weder bei den Gästen noch den Kuratoren zu erkennen. Auf Referenten und Ansprachen wurde generell verzichtet, und der Foyer-Aushang beschränkte sich auf Kleinplakate und Inhaltsangaben der Handlung. Die Besonderheit von CinemaScope auch als Vorreiter des Mehrkanaltons fand keine Erwähnung. Die vollmundige Ankündigung mit, direkt zitiert, "übergroßen CinemaScope-Format, das die Breite der Leinwand zu sprengen scheint" [...] wir bieten Ihnen die Möglichkeiten zur Horizonterweiterung" war in anbetracht der Kastenbühne nicht nachvollziehbar. Den "sich langsam öffnenden Vorhang zu Beginn der Vorführung" der eine "immer größer werdende Leinwand preisgibt, eine Projektionsfläche, der die Wände des Kinosaals kaum Einhalt gebieten können" konnte ich am Potsdamer Platz, zumindest in dieser Spielstätte, nicht finden.

Das [Cinema-]Scope-Dauerrepertoire einst im Delphi-Palast Berlin, viel später auch in Programmkinos in Essen, Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe oder Bonn (weitere Städte und Orte wären zu nennen) war bei näherer Betrachtung in nahezu allen Belangen avancierter als die asenal-Reihungen: frei finanziert und cinéastisch gründlich verhandelt. Jene Spielpläne existieren ja noch, und auch die technischen Voraussetzungen vieler anderer, gewerblich tätiger Kinos übertreffen die Flachbildwand- und Black-Box-Darbietungen am Potsdamer Platz.

Die zentralen Aufgaben und Kompetenzen des arsenal sind offensichtlich andere. Dieses renommierte Programmkino sollte auf dem Boden des Machbaren bleiben und nicht versuchen, die Kinogeschichte in das Korsett der Bedingungen im Sony-Center zu zwängen. Bedingungen, über die Ulrich Gregor in einem TIP-Interview vor drei Jahren bedauerlicherweise resümmierte: "Wir haben hier eigentlich alles".

Dem ist so nicht, und ich begrüsse die alternativen Projekte dieser Stadt, die seriös und sachlich ihre Kinos führe - jenseits der Leuchtturm-Mentalität, die sich das arsenal zueigen gemacht hat.

Um die nur vorgeschobenen Programmziele zu realisieren, hätte sich die öffentliche Hand 1999 nicht in Art einer Ghettoisierung der kommunalen Kinostätten im Keller-Areal des Sony-Centers vom Hausherrn über den Tisch ziehen lassen sollen. Man hätte den Royal-Palast im Europa-Center zusammen mit der Kinemathek beziehen können - oder das in einem Interview seitens Erika Gregor in der B.Z. im Januar 1970 erwähnte Capitol am Lehniner Platz - und man stünde jetzt an der Spitze kinematographischer Errungenschaften anstatt im Abseits.

Das schmälert sicher nicht andere und relevantere Errungenschaften der arsenal-Arbeit, es relativiert aber die Vereinnahmung von Kinogeschichte in diesem Haus deutlich.

Bitterer Schluß: der Konsum von DVDs scheint in einer Epoche zerbrechender Filmtraditionen oft lehrreicher als ein Neuaufguss der schon 1993 von vielen Fachzeitschriften kritisierten Kinematheksretrospektiven - die vergleichsweise dennoch einige inhaltliche Ansätze gegen den lustlos multiplexalen Abspulbetrieb hervorbrachten. Denen die Kinemathek 2009 ein "70mm - bigger than Life" nachschob, um ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, jedoch an unkorrigierten Filmkopien und desaströsen Projektionsbedingungen kränkelte.

Was nun in der arsenal-Nachhut auch in den kommenden Jahren ein fröhliches Comeback feiert.

Montag, 6. Juni 2011

alea iacta est

"alea iacta est" for the 7th Globians Doc Fest Berlin. Final deadline of our call for submissions has passed yesterday. Final preview screenings ongoing. Festival programming in the works. Final festival program announcement expected for end of June. Looks like INDIA will not only be a new force of gravitation in a globalized world but also one of our forthcoming heavywights in the festival run. We shall also go with a BEYOND INDIA perspective this time. We are expecting to present some "masters of light of cinematography", thinkers and thoughts enabling a future for us all -- and what it means to live in the Italian mountains. A lot of docs on, about and with music to expect. So stay tuned.


Globians Doc Fest Berlin 2011
August 11 - 17, 2011
Kino Toni Berlin (Antonplatz)
www.globians.com


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Samstag, 28. Mai 2011

Globians Doc Fest Berlin 2011 prolongued

This is a system-wide message concerning Globians Doc Fest Berlin 2011. Due to an exceptionally large amount of outstanding high-profile documentaries submitted, the administration of Globians Doc Fest Berlin has decided to prolong the duration of Globians Doc Fest Berlin 2011 by one day. The festival will start one day earlier on Thursday August, 11st (instead of Aug., 12th) and will close on Wednesday August, 17th for a full week/seven day festival run at Kino Toni in Berlin-Weißensee.

The final two deadline periods for submissions from film makers are coming-up soon: the WAB Extended Deadline on May 31st and the Final Deadline on June 5th (final delivery date of festival screeners: June 6th). An update of the Globians website is scheduled for June 5th. Further announcements concerning the Globians Doc Fest series should be upcoming around the same time. Programming announcements for the August festival run are due for end of June.

So stay tuned.

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Mittwoch, 23. Februar 2011

the film print: next stop - terminus station

Als ich mich rund um die jüngste Berlinale mit JPG, dem Vorstand des Kinomuseum Berlin e.V., traf -- da war die Zukunftsspanne von Film im audiovisuellen Medienprozess auch ein Thema des Gesprächs. Natürlich ist an JPGs Argument etwas dran, dass noch mehr als 85 % aller kommerziell betriebenen Kinos weltweit mit Film arbeiten.

Ich mochte für eine Prognose, wie lange noch auf Print-Film kopiert und distribuiert werden wird, mich allerdings nur noch auf Sechs-Monats-Intervalle einlassen. Und die Nachrichten prasseln derzeit gleich in steter Reihenfolge herein:

1. Die deutschen Filmkopierwerke scheinen derzeit eine Auftragsflaute bei 35-mm-Produktionen in Sachen Negativentwicklung zu haben. Die neuen Großchip-Kameras wie RED, Alexa und die neue AF-101 von Panasonic hauen kräftig ins Kontor. Es wird mehr und mehr als Filmemacher "unschicklich", noch weiterhin mit Film zu arbeiten -- siehe auch die jüngste Diskussion um das Verbot von Super16-Negativ-Materialien wegen "Kompressionsartefakten bei Filmkorn", also eigentlich wegen übertrieben niedrigen Datenraten. Das Raunen vom "Filmlook" ist so weit weg verhallt, dass man sich fast schon gar nicht mehr daran erinnern kann.

2. Der Fachpresse kann man derzeit entnehmen, dass z.B. die 35-mm-Print-Abteilungen bei der Geyer-Nachfolgefirma aus Hamburg und München nach Berlin zusammengezogen und konsolidiert werden sollen, bzw. schon wurden.

3. Der UK-Guardian brachte gestern einen sehr persönlichen Beitrag der Filmkünstlerin Tacita Dean, wonach das letzte verbliebene Filmkopierwerk mit 16-mm-Printabteilung (und Positivtrakt) in UK, das ehemalige 'Soho Film Laboratory', -- nach Übernahme seitens des Deluxe-Konzerns (und daher jetzt umbenannt in 'Deluxe-Soho') mit sofortiger Wirkung die 16-mm-Positivabteilung geschlossen hat:
http://www.guardian.co.uk/artanddesign/2011/feb/22/tacita-dean-16mm-film/print


Ich bin sehr froh, dass wir mit der Ausgabe 8 der "Weltwunder der Kinematographie" noch eine kurze 'Geschichte des Filmkopierwerks' aufschreiben konnten und ihr so noch ein kleines Denkmal setzten:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3934535267/kulturcontent-21


Zeit würde es jetzt, ggf. eine Liste aufzusetzen, welche Filmkopierwerke in der weiten Welt überhaupt noch was an klassischen Filmkopierwerksleistungen anbieten können. Anders herum formuliert, die letzten würden nicht die Hunde beißen, sondern ein vielleicht erträgliches Auskommen haben können, sich den verbleibenden Restmarkt an Filmkünstlern, Liebhabern und sonstigen 'Verrückten' aufzuteilen.


Völlig unbeantwortet bleibt weiterhin die Frage, worauf die ganze Flut an Video-Digital-Werken und sonstigen Bewegtbild-Materialen kuratorisch selektiert und mit einer gewissen Erhaltungschance materiell gespeichert und gesichert werden soll und werden kann.

Wir nähern uns schwarz bleibenden Zeiten vor lauter Bildschirm-Blendung.


JP

Sonntag, 20. Februar 2011

Manfred Salzgeber — biography and bio-doc still missing

Egbert Hörmann's brief hommage article on Manfred Salzgeber is an interesting read from Berlinale's Teddy Award journal at its 25th anniversary run. However it reminds me urgently that an in-depth and detailed written biography on Manfred Salzgeber is still missing after all these years. Manfred Salzgeber was one of the outmost inspirators of its time for bringing German cinema culture, festival curatorship and film publishing to new horizons.

Indeed he was bringing "the salt" into a still grey everyday life soup of Stuttgart and Berlin during the 1960s and 1970s -- before becomming internationally known and renowned as the sidekick of the Berlinale and Moritz de Hadeln during the 1980s in his own right.

Two years ago I publicly questioned that a bio-doc (or even bio-doc series regarding all things considered) on Manfred Salzgeber and on his life, work and influence until today is also still missing sadly:
http://kinoberlin.blogspot.com/2009/02/manfred-salzgeber.html

The reactions after my call made it clear to me that there seems to be a sort of local conflict in multiple perspectives and consisting of several different interest parties involved: the hiers, their inheritance, the remaining artefacts and their legal rights, the commercial continuation of Salzgeber's film distribution, the Berlin International Film Festival and its sudden interest in current Kiezkino but not in their own history track, the Panorama section with the successor of M.S., the Teddy Awards merchandize and now the forthcoming Teddy Academy, plus local Public Radio Television with their archives, licensing strategies and program policies.

So, unfortunatly, it seems continiously that it might not be a comfortable choice to be right in the middle of such an intense conflict of interests with such mighty powerful parties. However this strugge for a Salzgeber biopic becoming real might be a doc (or even a feature movie) in itself, on the Berlin 'Hauptstadtgefühl' with this everlasting presence of the present while neglecting history.


http://www.berlinale.de/de/archiv/archiv_biografien/Biografie_Salzgeber.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Salzgeber
http://www.amazon.de/gp/product/392679660X/


JP

Dienstag, 25. Januar 2011

die Kurzmeldungen im Branchenblatt für den Kameramann und die Kamerafrau

Das wirklich Interessante an der jüngst erschienen Ausgabe des deutschen Fachmagazins "Film & TV Kameramann" ist weniger die Fortsetzung von Themenschwerpunkten zur 3-D-Bewegtbild-Produktion, sondern die vielen Kurzmeldungen, die entdeckt werden wollen, als Chronik der voranschreitenden Medialisierung des Lebens.

Zum Beispiel habe ich erst jetzt durch so eine Kurzmeldung erfahren, dass der Counterpart im großen TV-Betrugsskandal ("Spielsucht im Kinderkanal") die inzwischen insolvente KOPPFILM (samt Tochtergesellschaften) mit einem System aus Luftrechnungen und Kick-Back-Zahlungen war; dies wurde in der Berichterstattung der Tagespresse bislang dezent weniger angesprochen. Und ich hatte mich immer gewundert, wie man so ein schönes Studio in Berlins Mitte bei dieser mörderischen Konkurrenz und einem ungeheuren Investionsdruck bei gleichzeitiger Entwertung durch preisliche Demokratisierung (jüngst: DaVinci-Farbkorrektur für 999$, übernommen durch BMD) so lange halten konnte.

Entgangen ist mir bis zur Lektüre dieser Kurzmeldungen auch, dass DVS inzwischen von Rhode & Schwarz sowie T-Sevenload von Burda gekauft wurde. Dass die deutschen Kommunalen Kinos indess' davor warnen, dass mit dem Hinfälligwerden der bevorstehenden 35-mm-Distribution Alte Filme nur noch via DVD-Repertoire projeziert werden können, hatte ich bereits anderweitig gehört.

Genauer gelesen habe ich aber die Meldung zur TV-Kopiersperre auf Seite 102 (Ausgabe 2/2011): ARD und ZDF planen anscheinend, Forderungen der US-Majors nachzukommen, und eine Kopiersperre für ihre HDTV-Kanäle einzubauen, die allerdings nur mit externen Decodern oder ganz neuen Geräten funktionieren soll. Man bekäme von ARD und ZDF ausweichende Antworten, aber im Effekt hieße dies aber wohl, das nach dem Abschalten zunächst der analogen TV-Kanäle und dann der digitalen SD-Kanäle, man nicht mehr privat Fernsehen aufzeichnen und konservieren können wird. Wie geht das mit Fernsehsteuern zusammen?

Apropos Fernsehsteuer: Eine Seite davor (S. 101) liest man den Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger im Interview und kann am Ende drei bemerkenswerte Sätze festhalten: "ARD und ZDF werden akut mit einem Riesenproblem konfrontiert, das öffentlich bislang kaum zur Kenntnis genommen worden ist: Auf die Sender kommen enorme Pensionszahlungen zu. Schon vor Jahren hat ein leitender ARD-Mitarbeiter prognostiziert, im Jahr 2015 werde man kein Geld mehr fürs Programm haben, weil die Pensionen alles auffressen."

So trifft einen das Thema wieder, das Rüdiger Suchsland vor kurzem so pointiert in die Öffentlichkeit gestellt hatte. Auf Seite 24 dieser Ausgabe kann man die Programmkürzungen des Ö-R-Rundfunks dann schon im Detail nachlesen. Eine Seite weiter (25) dann die allenthalbene "Hoffnung auf den Rundfunkbeitrag", die allgemeine Rundfunksteuer.

Ich denke, ob nun mit KEF-Zahlen oder ohne: Hier ist etwas deutlich verborgen und soll möglichst auch so bleiben, weil keiner bislang einfache Antworten darauf hat, wie man einer institutionellen Verfestigung seit sechs Jahrzehnten kreativ begegnen kann, um aus etwas Altem und Überlebten etwas Neues und Lebendiges zu schaffen.

JP


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Sonntag, 16. Januar 2011

It's freedocumentaries.org time!

We Germans tend to say in a proverb: "America has it better!", at least the USA do have the DMCA law, the Digital Millenium Copyright Act -- which enables operation of websites like freedocumentaries.org -- where you can watch high-profile docs for free like Bowling for Columbine, Manufacturing Consent, Outfoxed, Sicko, Supersize Me, The Fog of War, The Corporation, The Origins of AIDS, Why we Fight, The Revolution Will Not Be Televised, The Road to Guantanamo, Enron and Prescription for Disaster - to name a few.

That is something we Germans would not dare to do, because we don't have the equivalent of the DMCA while we do have a totally different concept of copyright law descendence, presence and execution.

In their FAQ list those nameless individuals running freedocumentaries.org state:

"Do producers give you permission to show their films? --

We follow all copyright laws. We deal with streaming partners who handle all copyright issues. By imbedding films we can not legally be liable for any copyright infringement as stated by the DMCA. If you feel that your film is online without your permission, we will forward you to our streaming partners. When they agree that a copyright infringement has taken place, your film will be removed from our site."

and

"Can I get you to post a film? --

We are always open to film suggestions and recommendations. If you want to increase the chances that we watch and post the film, then you can post the film on Google Video and send us the link. In doing so, it's between you, Google and the film producers to ensure that no copyright infringement has taken place."

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So so: hiding behind Google Video, hiding behind the behemoths.

Legally for them it's between "you, Google and the film producers". As long no one complains or demands removal from a third party streaming service (while avoiding limitations of Youtube's 10 min. max.) anything looks ok. If they have to put down one title in their listing, two new docs might pop-up afterwards. Is this really an incentive for producers to sell DVDs? How does the promised bright future of streaming services for money look like to producers while such websites are offering the best for free?

They suggest to users to donate 100 US$ one time or 10 US$ monthly to support them, but they pretend that they don't run this website -- basicly a curated listing -- for money.

My question would be:

How do indy film makers and indy doc producers feel about this?


JP

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Samstag, 15. Januar 2011

Wir können auch anders: Beipackzettel für Buddhismus-Praxis und Sloterdijk-Gedanken

Diese Pressemeldung vom "Denkwerk Zukunft" möchte ich sehr gerne teilen und mitteilen. Sie scheint mir ein eindeutiges Indiz dafür zu sein, dass man "Spiritualität" nicht erzwingen kann und nicht instrumentell als Materialitätsersatz "aufoktroyieren" sollte, wenn man "Backfire" vermeiden will. Was das "Denkwerk Zukunft" anscheinend vorhat, würde ich als gelernter Magister-Religionswissenschaftler mit dem Begriff "Kurzschluß" kennzeichnen wollen. Oder anders formuliert: ich halte diese Assoziation für gefährlich und erinnere an das heute bereits im anderen Beitrag zitierte Panikkar-Schnelting-TV-Gespräch von 1988. -- Ansonsten müsste ich nicht nur den Herren Miegel und Sloterdijk mal einen Vortrag über die gestaltungsmorphologischen Wirkungskräfte und mythologischen Wirkungsmächtigkeiten von Neptun, Chiron, Uranus, Jupiter, Eris sowie Pluto halten. Wer nicht an Revidierte Astrologie glaubt, wird sich dann aber die inneren Ohren zuhalten wollen. quod erat demonstrandum.

JP


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Sperrfrist: Samstag 15. Januar 14.00 Uhr

Berlin, 15. Januar 2011

Pressemitteilung

Wir können auch anders sein!

Unter dem Titel "Weichen stellen. Wege zu zukunftsfähigen Lebensweisen" fand heute die zweite Internationale Konferenz des Denkwerks Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung im Berliner Umweltforum statt.
Vor 400 Gästen referierten und diskutierten namhafte Konsum- und Hirnforscher, Religionswissenschaftler und Philosophen, wie der erforderliche Bewusstseinswandel zu zukunftsfähigen Lebensweisen bewirkt werden kann.

Der amerikanischen Konsumforscherin Juliet B. Schor zufolge ist die westliche Konsumkultur nicht mehr aufrecht zu erhalten, da sie Umwelt und Gesellschaft zerstört. Allerdings würde eine Verzichtsstrategie weder aus der Gesellschafts- noch der Umwelt- und Klimakrise führen. Die Lösung liege vielmehr in der konsequenten Nutzung vernachlässigter immaterieller Wohlstandsquellen: selbst machen statt kaufen, teilen statt für sich alleine nutzen und vor allem in soziale Beziehungen investieren.

Zu einem solchen Bewusstseinswandel sind die Menschen generell durchaus bis ins hohe Alter fähig. Voraussetzung hierfür, so der Hirnforscher Gerald Hüther, ist die Aktivierung der so genannten emotionalen Zentren und die damit einhergehende Freisetzung neuroplastischer Botenstoffe. Dazu müssten die vordergründig positiven Erfahrungen, die die Menschen bisher mit materiellem Konsum gemacht haben, durch positive Erfahrungen mit immateriellen Wohlstandsformen ersetzt werden.

Anregungen hierfür lassen sich beispielsweise im Buddhismus finden. Hier wird für abendländische Augen so manches sichtbar, was zu sehen sich viele entwöhnt haben. Wie Dasho Karma Ura, Präsident des Centre for Bhutan Studies und Initiator des bhutanesischen Bruttoglücksprodukts, ausführte, kann bereits tägliche Meditation über die Begrenztheit des menschlichen Lebens einen respektvolleren und verantwortlicheren Umgang mit Natur, Umwelt, Mensch und Gesellschaft bewirken. Je mehr sich die Menschen zugleich ihrer Abhängigkeit von anderen Menschen, aber auch Natur und Umwelt bewusst würden, desto nachhaltiger handelten sie.

Wie aber gelangen die Völker des Westens von dem was sie sind zu dem was sie sein müssten, um überleben zu können? Aus der Fülle der Gedanken des Philosophen Peter Sloterdijk bleibt festzuhalten: Einsicht in das Notwendige, sich bei aller Individualität auf Gemeinschaft hin öffnen und klären, was das ursprüngliche Ziel der Europäer war: Die Vision vom "reichen Leben".

Meinhard Miegel zufolge geht von der zweiten Internationalen Konferenz des Denkwerks Zukunft eine gute und eine schlechte Botschaft aus. Die schlechte: Viele haben heute kulturelle Prägungen, durch die sie ihre Lebensgrundlagen und die ihrer Nachfahren empfindlich beeinträchtigen und wo möglich sogar vernichten. Doch das bedeute zugleich - und dies sei die gute Nachricht - "Diese Prägung ist nicht zwangsläufig. Wir können auch anders sein!"

Für Fragen steht zur Verfügung:
Stefanie Wahl
Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung, Ahrstraße 45, 53175 Bonn
E-Mail: stefanie.wahl@denkwerkzukunft.de
Telefon: 0228 372044 oder 0172 5918936

Himmel und Erde

Die Dinge kommen wieder zusammen: Ein Wiedersehen des ZDF-Fernsehgesprächs zwischen Raimon Panikkar und Karl Schnelting aus dem Jahr 1988 (ESD: 04.12.1989), der Kurzfilm "Im Wind" über die brandenburgische Gemeinde Trampe von Volker Koepp (als Teil der '20x Brandenburg') und die ARTE-TV-Erstausstrahlung am gestrigen Abend von Christians Freis sehr nachdenklich stimmendem Dokumentarfilm "Space Tourists", der die Spannung des Lebens zwischen Abheben in den Himmel und der Rückbesinnung auf aller-einfachstes Erden-Dasein spannt. Sich in einer entfaltenden Endzeitstimmung noch ein paar schöne Tage im All erkaufen zu wollen, das hat schon was.

Und dann die technischen Betriebsfette im Viehfutter, der Biodiesel im Eidotter, ein großer Lebensmittelskandal um Dioxin in Ei und Fleisch, aber mehr noch, ein Skandal der Größe, der Skalierung und der modalen Trennung des Zusammengehörigen, betrieben durch Effizienzvorstellungen, Zentralisierung, Monokultur, Profitgier und Größensucht. Holistisches Leben bedeutet, dass Viehfutterproduktion keine solche mehr sein soll und nicht von der Viehhaltung der Haus-Tiere getrennt sein soll. Große Fehler dürfen nur kleine Folgen haben, statt umgekehrt. Der Gutshof als Allmende für Mensch, Tier und Pflanzen brauchte die Viehfutterproduktion nicht auslagern und beschäftige zudem eine Vielzahl an Menschen in unterschiedlichen Funktionsbereichen.

Da können Vorstellungen von einem neuen "Gleichstromnetz", einem "smart grid", nur von gleichem Kaliber sein: verblendete Effizienzvorstellungen, Profitgier und Größensucht lassen jede plumpe Ideologie im rechten Licht so genannter ökologischer Lebensweise erscheinen. Windräder sind eine tolle Sache, wenn sie in verträglichen Größenformen einem die Winddimension anschaulich machen können; sie werden zur Plage, wenn sie als "Farm" in Tiefflughöhe für Mensch und Tier bedrohlich dröhnen und drohen. Je höher der metallische Mast und die Flügel, desto größer der Rost der Verrottung -- und der abzuziehende Energieaufwand, dem für eine gewisse Zeit noch Einhalt zu gebieten. Unsere Windparks werden binnen kurzer Zeit auch wie das 'Kosmodrom Baikonur' aussehen. Solarpanels produzieren Strom und Wärme. Kleine Solarpanels produzieren wenig Wärme, "Solarparks" hingegen heizen das Klima auf.

Für ein holistisches Leben benötigt man kein "Gleichstromnetz", keine "Windparks" und auch keine "Solarparks", sondern die Energieerzeugung vor Ort im menschlichen Maß und einen Energieverbrauch, der nicht mehr Strom ziehen möchte, als vor Ort erzeugt werden kann. Das sind die Lehren aus den Erkenntnissen der 1970er- und 1980er-Jahre, die alle sehr aktuell wirken, weil im Grunde 30 Jahre in der gesellschaftlichen Entwicklung verschlafen wurden -- und die alten Konzepte in neuem Gewand des Größenwahns und in der groß-industriellen Anwendung vor allen Dingen eins sind: ziemlich unverträglich, wenig zuträglich und nicht sehr lange vorhaltend, unnachhaltig. Die vermeintliche Wende weg vom Öl und hin zu "regenerativen Energietechniken" ist ein Riesenrückschritt, wenn er so betrieben werden soll, wie er derzeit von der politischen Klasse in ihrer derzeitigen Organisationsform geplant und von der bisherigen Wirtschaftsstruktur umgesetzt werden sollte. Der Wettlauf zwischen der Zerstörung durch "Rettungstechnologien" und der Zerstörung der Weltwährungen bleibt derweil bislang noch offen. Man weiß nicht, was man eher herbeisehnen soll.

Aus all diesen Gründen sehe ich derzeit sehr gerne mir nach wie vor als bedeutend und signifikant erscheinende Gesprächssendungen des Fernsehens aus den 1980er-Jahren wieder an: als der eintreffende Segen des Videorekorders eine Zeitmaschine der Erinnerung für Bewegtbild und Tonwiedergabe in Gang setzte. In einer Zeit, bevor die Monokultur der "Talkshows" die Show vor den Dia-Log setzte.

JP

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Montag, 10. Januar 2011

Wer soll "qualitatives Wachstum" kontrollieren?

Die Zwischenrufe von Meinhard Miegels "Denkwerk Zukunft", eine Art aktuelle Adaption von Robert Jungks weitsichtigem 'Zukunftswerkstätten-Modell, sind immer prächtig zum Zähneausreißen. Meine Fragen zum jüngsten "Denkanstoß" und in Richtung "Denkwerk Zukunft" wären etwa:

Wer soll "qualitatives Wachstum" kontrollieren?

Und wer schickt sich selbst in Positionen, den Wandel von quantitativem Wachstum zu qualitativem Wachstum zu kontrollieren?

Wie verhält sich die alte Machtelite, damit sie auch die neue Machtelite unter neuen Bezugsrahmen und in neuen Kontexten sein kann?

http://www.denkwerkzukunft.de/index.php/aktivitaeten/index/Zwischenruf-Jan-11

http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/viele-branchen-werden-sterben-und-schei...

http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/f-william-engdahl/global-warm...

http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/f-william-engdahl/bevoe...

JP

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Sonntag, 9. Januar 2011

Verfall der Infrastruktur in Deutschland

Mir ist das bereits kurz vor Weihnachten aufgefallen, als man in der NYT lesen konnte, dass der örtliche, das öffentliche Leben kurzfristig lahm legende, Riesen-Blizzard nun auch wenigstens eine positive Seite hätte: für 10 oder 20 US-Doller könne man sich von zahlreichen, sich auf den Straßen anbietenden, Jobsuchern binnen kurzer Zeit sein Automobil aus den Schneemassen freischaufeln lassen. Schneefall als arbeitsbeschaffende Maßnahme in Eigenregie.

Der Vergleich zum Ausfall der Berliner S-Bahn lag auf der Hand: Hier würde sich keine Heerschar an improvisierenden MiniVan-Fahrern finden; wir sind doch in Deutschland! Bei uns geht so etwas gar nicht, denn so etwas wie Improvisieren ist verboten. Steht in allen Gesetzen und Durchführungsvorschriften. Wo kämen wir da auch hin, wenn jeder plötzlich über Nacht 'mal eben Personentransportunternehmer werden könnte, nur weil der ÖPNV zusmmengebrochen ist!

Der Verfall der Infrastruktur in Deutschland, die Anglo-Amerikanische Krankheit also, wird zunehmend zur Herausforderung für's Improvisieren hierzulande, während der Staatsregulierungswahn weiterhin sich auf der Wirtschaftswunderstraße der 1950er-Jahre wähnt, bei 1,6 Millionen gegenwärtigen Beamten mit ungedecktem Pensionsanspruch-in-spe. So war mir bislang unbekannt, dass ein Beamter nach nur fünfjähriger Dienstzeit bereits Anspruch auf eine Mindestpension von 1365 Euro hat, pro Monat! -- Wohl genau die 700 Millionen Euro, die jährlich zur Beseitigung der Schlaglöcher fehlen. Die Entscheidung "Schlagloch-Beseitigung" ODER "Mindestpension" möchte ich künftig aber besser nicht fällen müssen. Ich bin sehr gespannt, wie das Schlagwort der "Schönwetter-Demokratie" aus den 1970ern und 1980ern sich zu politischen Unwetterzeiten der 2010er- und 2020er-Jahre anfühlen wird.

Das politische System in nationalstaatlicher Größenordnung passt (ob nun mit wirtschaftlicher Globalisierung oder ohne) schon jetzt nicht mehr auf die sich kleinteilig darbietenden Verfallserscheinungen der technischen Zivilisation, weil die GRÖSSE der Struktur bereits den erwirtschaftbaren Ertrag verbrennt, bevor er noch überhaupt produktiv eingesetzt werden kann. Heißt: Wir können uns weder die Schlaglochbeseitigung, noch eine funktionierende BUNDESbahn, geschweige denn eine Beamten-Mindestpension überhaupt noch leisten, es sei denn durch staatliche Zwangsmaßnahmen der bisherigen Struktur zum Strukturerhalt -- seien sie auf politischer, wirtschaftlicher oder eben repressiver Ebene. Das ist keine gute Aussicht.


Wie gut, dass diese Ungleichgewichte inzwischen auch Anderen auffallen, so zum Beispiel Ulrike Sosalla von der FTD

http://www.ftd.de/unternehmen/handel-dienstleister/:ulrike-sosalla-leben-nach...

oder Dorothea Siems bei Welt-Online.

http://www.welt.de/finanzen/altersvorsorge/article12046289/Auf-die-Steuerzahl...


JP

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Dienstag, 4. Januar 2011

Announcing "Globians Doc Fest Halle 2012 Audiovisual Anthropology"

The festival administration of the German GLOBIANS DOC FEST series announces "GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012 Audiovisual Anthropology" as a second branch of the Globians Doc Fest documentary film festival series for April 20-22, 2012. A call for submission has been opened and publicized to documentary film makers, directors, producers and academic anthropologists as of today.

Withoutabox.com as the exclusive international submission partner of the Globians Doc Fest series with its Online Film Festival Submission System is accepting online submissions for "GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012 Audiovisual Anthropology" starting today. As an incentive to independent film makers, no submission fees will be requested for festival submissions to "GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012 Audiovisual Anthropology" until January 10th, 2011 [on Pacific Standard Time, (PST), UTC−8]


ABOUT THE FESTIVAL

In 2012 Globians Doc Fest Berlin will be starting-up a second and independent festival venture in the German city of Halle on the Saale river. HALLE is a very old city and was first mentioned in the year 806. It's a city of culture and made an early fortune with harvesting of salt. The city played also an important role in Martin Luther's Reformation. The Giebichenstein Castle (961), the Red Tower (1418) and the Moritzburg palace (1503) may provide a brief impression of history's visual presence in today's local life.

The programming of 'GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012 Audiovisual Anthropology' will be curated independently from the Berlin world+culture festival venture. While Globians Doc Fest Berlin already toured through Germany in 2010 (when we brought a festival visit to the renowned "Linden-Museum" of Stuttgart), our HALLE spin-off will even further focus on bridging the world of world+culture documentaries as an art form with the sphere of academic research in the fields of Audiovisual Anthropology. We feel that this is a very substancial connection to strike on both sides of audiovisual documentarism.

The city of HALLE, with a population of about 232,000, is one of the major and preeminent centers of academic anthropological research in Germany: The University of Halle was founded in 1694. It is now combined with the University of Wittenberg and is called the Martin Luther University of Halle-Wittenberg. Together with the "Seminar für Ethnologie", the Graduate School Society and Culture in Motion, the city is also home to the Max Planck Institute for Social Anthropology. The German Academy of Sciences Leopoldina of Halle is one of the most respected scientific societies in Germany.

Hence, our HALLE festival progamming will be more focused on "social anthropology" subjects, topics and methodics. However, our "wild mix" in festival programming proacting for a consciousness enabling a sustainable future of planetary life will prevail. We want to bring our Berlin mood of GLOBIANS also to the city of HALLE. And by this we intend to maintain our range of documentary subjects, proved by the Globians Doc Fest series since 2005: world cultures, sub cultures, social change, local persistence, craftmanship, visual arts, music, theater, gender, myths, religion, knowledge, rural life, urban issues, the globalization process, barter concepts, wholesome technology, equilibrium dynamics, time as experience, the wisdom of plants, animals and species, healing, nature and mind, spirit.

We feel that HALLE as a city of culture will truely fit to the 'Globians way of life': In the past Halle was a centre of German Pietism and played an important role in establishing the Lutheran church in North America. Famous Baroque composer Georg Friedrich Händel was born in Halle on 23 February 1685, and lived in the city for 17 years. German writers such as Heine, Eichendorff, Schleiermacher, Tieck and Novalis established the town as one of the centers of the German Romanticism. Johann Wolfgang von Goethe was seen often in town as a guest of his close friend Johann Friedrich Reichardt. Today, HALLE features a vibrant scene of modern art and alternative life styles. The German National Foundation for the Arts and Culture is located in town as well as the broadcasting center of public radio for Central Germany plus several research centers for new media. A vibrant city for demanding documentaries.

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GLOBIANS DOC FEST BERLIN 2011
Globians world+culture Documentary Film Festival Berlin
August 12-17, 2011

GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012
Audiovisual Anthropology
April 20-22, 2012

www.globians.com

Facebook:
www.facebook.com/globians

The direct submission link at Withoutabox.com
for GLOBIANS DOC FEST BERLIN 2011:
https://www.withoutabox.com/login/3821

The direct submission link at Withoutabox.com
for GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012 Audiovisual Anthropology:
https://www.withoutabox.com/login/8690

Festival Curator:
Dr. Joachim Polzer

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Festival Administration Office / Projektträger:
Mentor des Wandels
Gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung
(Mentor of Change NPO)

Postfach 60 13 61
D-14413 Potsdam, Germany
phone +49.331.279 76 62
email info@globians.com
Registernummer: HRB 21511 P

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Frohes, Neues Medien-Umbruch-Jahr 2011, Teil II: Filmfestivals im Web

Eine Kurzmeldung der NYT vom 3. Januar
http://www.nytimes.com/2011/01/04/movies/04arts-FRENCHFILMFE_BRF.html
berichtet von der Website
http://www.myfrenchfilmfestival.com/
als einem Versuch, das Vorübergehende und die Ereignisbezogenheit von herkömmlichen Film-Festivals auf den Webspace mit Streamingangeboten auszudehnen.
Dies dürfte der Strategie folgen, als Festivalbetrieb eng gezogene und zeitlich eingeschränkte Nutzungsrechte umzusetzen und bekannte Festivalstrategien (Feedback, Kritik, Diskurs und Awards) auch auf den Online-Bereich auszudehnen.

JP

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Montag, 3. Januar 2011

Frohes Neues Medien-Umbruch-Jahr 2011: Mrs. Piel und die Dokus ohne Kinopublikum

Das neue Medienjahr 2011 geht gleich gut los:

Mrs. Piel vom WDR hat der Berliner Zeitung ein Interview gegeben

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2011/0103/m...

in dem sie mit "wenn/dann"-Überlegungen mehr oder weniger bereits ankündigt, als gebührenfinanzierte Institution gebührenpflichtige Apps verkaufen zu wollen. Kann man ihr vielleicht irgendwie dezent beibringen, dass schon so eine öffentlich angestellte Überlegung gar nicht geht und für den Weiterbestand der gebührenfinanzierten TV-Institutionen gefährlich werden kann?

Wenn das Fernsehen nicht mehr Fernsehen machen will, sondern Apps verkaufen, gegen Geld, dann braucht man auch kein Zwangs-Abo für Fernsehen mehr.

Mir kommen diese immer abstruseren Überlegungen immer deutlicher als ein Diskurs der institutionellen Existenzbedrohung vor: Wenn Fernsehen, wie wir es kannten, als Leitmedium verschwindet, was macht man dann mit den durch ihre und in ihrer Großstruktur viel Energie (= Geld) ziehenden Programmnetzen und Programmanbietern?

Umdeuten?
Umdefinieren?
Vorbeimogeln?
Umstrukturieren?
Koloniale Territorialausweitung?

oder doch besser: abwickeln, so wie man die DDR ökonomisch einst abgewickelt hat?

Auch Rüdiger Suchsland betreibt auf Telepolis weiterhin "ÖR-Watching", diesmal am Beispiel des ZDF und dessen Verhältnis, was eine Dokumentation oder ein Dokumentarfilm ist oder sein soll - sowie zu den Etatumschichtungen, die letztlich hochqualitativem Programm die Substanz entziehen, weil man bei gleichem Programmbudget statt einem nun vier Kanäle in Eigenregie bespielen will:

http://www.heise.de/tp/blogs/6/149014

Ich meine, was sind das für Verhältnisse geworden, wenn die Feuilletonisten jetzt ständig in Richtung ÖR rufen: "Keinen Schritt weiter!"

Die NYT hat derweilen die ökonomische Kinobilanz des USA-Kinojahrs 2010 gezogen und kommt zu dem Schluss, dass Dokumentarfilme im US-Kino (wieder) auf Marginalitätsniveau abgesunken sind (auch dort also der Großtrend "buffo") - dass sich allerdings die Distribution von Dokumentarfilmen stärker auf Video-on-Demand-Modelle verlagert, die nicht notwendigerweise nur im Web, in "walled gardens of the Internet", sondern auch bei Kabelfernsehanbietern funkionieren; zumal neue Promotion-Modelle für Docs wie SnagFilms mit dessen SummerFest im Onlinebereich auftauchen:

http://www.nytimes.com/2011/01/03/business/media/03docs.html

http://www.snagfilms.com/films/press/snagfilms_summerfest_2010/


JP

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Kammerspiele Kleinmachnow

Im Berliner Vorort Kleinmachnow im Speckgürtel hinter der Stadtgrenze -- bekannt u.a. für die eBay-Deutschlandzentrale in Dreilinden, einen hohen Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern und auch für umfassenden Einwohnertausch durch Restitutionsansprüche -- gilt es, das einzige und ehemalige Kino der Gemeinde wieder neu zu beleben: die Kammerspiele Kleinmachnow.

In der Potsdamer Lokalpresse konnte man zu dem Thema in den vergangenen Monaten häufiger Berichte entnehmen.
Darunter zuletzt diesen:

http://www.pnn.de/pm/361798/

Dass sich eine Gemeinde von knapp 20.000 Einwohnern ein Kommunales Kino leisten möchte, das von Filmliebhabern betrieben werden soll, ist schon etwas besonderes an und für sich. Von einer Filmuniversität Babelsberg oder den sonstigen Museen für Film, Medien und 'Gedöns' war bei dieser Rettungsaktion jedenfalls bislang keine Spur zu finden. So eine Revitalisierungsaktion bleibt damit einer lokalen Kino-Bürger-Initiative vorbehalten, einer Graswurzelvereinigung und -bewegung an Kino-Bürgern, zumal der wirtschaftliche Betrieb selbst bei einer Kommunalisierung der Immobilie in Form eines Kinobetriebskonzepts eine echte Herausforderung werden dürfte.

Es gehört wohl die gemeinsame Erfahrung von Mangel, Abstand zum Gravitationszentrum und lokaler Überschaubarkeit von Verhältnissen dazu, ein solche Bewegung überhaupt in Gang zu bringen. In Berlin scheint es dabei sowohl am Mangel, am Abstand zu Gravitationszentren wie auch an der Überschaubarkeit von Verhältnissen zu fehlen. Doch auch in Stuttgart hat sich ein Kommunales Kino des Kino-Bürger bislang noch nicht wieder gefunden.

JP

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