Dienstag, 25. Januar 2011

die Kurzmeldungen im Branchenblatt für den Kameramann und die Kamerafrau

Das wirklich Interessante an der jüngst erschienen Ausgabe des deutschen Fachmagazins "Film & TV Kameramann" ist weniger die Fortsetzung von Themenschwerpunkten zur 3-D-Bewegtbild-Produktion, sondern die vielen Kurzmeldungen, die entdeckt werden wollen, als Chronik der voranschreitenden Medialisierung des Lebens.

Zum Beispiel habe ich erst jetzt durch so eine Kurzmeldung erfahren, dass der Counterpart im großen TV-Betrugsskandal ("Spielsucht im Kinderkanal") die inzwischen insolvente KOPPFILM (samt Tochtergesellschaften) mit einem System aus Luftrechnungen und Kick-Back-Zahlungen war; dies wurde in der Berichterstattung der Tagespresse bislang dezent weniger angesprochen. Und ich hatte mich immer gewundert, wie man so ein schönes Studio in Berlins Mitte bei dieser mörderischen Konkurrenz und einem ungeheuren Investionsdruck bei gleichzeitiger Entwertung durch preisliche Demokratisierung (jüngst: DaVinci-Farbkorrektur für 999$, übernommen durch BMD) so lange halten konnte.

Entgangen ist mir bis zur Lektüre dieser Kurzmeldungen auch, dass DVS inzwischen von Rhode & Schwarz sowie T-Sevenload von Burda gekauft wurde. Dass die deutschen Kommunalen Kinos indess' davor warnen, dass mit dem Hinfälligwerden der bevorstehenden 35-mm-Distribution Alte Filme nur noch via DVD-Repertoire projeziert werden können, hatte ich bereits anderweitig gehört.

Genauer gelesen habe ich aber die Meldung zur TV-Kopiersperre auf Seite 102 (Ausgabe 2/2011): ARD und ZDF planen anscheinend, Forderungen der US-Majors nachzukommen, und eine Kopiersperre für ihre HDTV-Kanäle einzubauen, die allerdings nur mit externen Decodern oder ganz neuen Geräten funktionieren soll. Man bekäme von ARD und ZDF ausweichende Antworten, aber im Effekt hieße dies aber wohl, das nach dem Abschalten zunächst der analogen TV-Kanäle und dann der digitalen SD-Kanäle, man nicht mehr privat Fernsehen aufzeichnen und konservieren können wird. Wie geht das mit Fernsehsteuern zusammen?

Apropos Fernsehsteuer: Eine Seite davor (S. 101) liest man den Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger im Interview und kann am Ende drei bemerkenswerte Sätze festhalten: "ARD und ZDF werden akut mit einem Riesenproblem konfrontiert, das öffentlich bislang kaum zur Kenntnis genommen worden ist: Auf die Sender kommen enorme Pensionszahlungen zu. Schon vor Jahren hat ein leitender ARD-Mitarbeiter prognostiziert, im Jahr 2015 werde man kein Geld mehr fürs Programm haben, weil die Pensionen alles auffressen."

So trifft einen das Thema wieder, das Rüdiger Suchsland vor kurzem so pointiert in die Öffentlichkeit gestellt hatte. Auf Seite 24 dieser Ausgabe kann man die Programmkürzungen des Ö-R-Rundfunks dann schon im Detail nachlesen. Eine Seite weiter (25) dann die allenthalbene "Hoffnung auf den Rundfunkbeitrag", die allgemeine Rundfunksteuer.

Ich denke, ob nun mit KEF-Zahlen oder ohne: Hier ist etwas deutlich verborgen und soll möglichst auch so bleiben, weil keiner bislang einfache Antworten darauf hat, wie man einer institutionellen Verfestigung seit sechs Jahrzehnten kreativ begegnen kann, um aus etwas Altem und Überlebten etwas Neues und Lebendiges zu schaffen.

JP


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