Trotz des Vorbereitungsdrucks für das bevorstehende 5. Globians Doc Fest Berlin sei mir als Publizist ein kurzer Zwischenruf in Sachen des Berliner Projektes "Boulevard der Stars" gestattet. Als ich im Frühjahr zum ersten Mal von diesem Projekt am Po-Platz hörte, dachte ich wirklich zunächst an einen schlechten Witz und verspäteten Aprilscherz. Da sich dieses Projekt nun aber anscheinend einer ersten Realisierungsphase nähert, bleibt mir als Publizist nur zu konstatieren, dass ich dieses Projekt als Markstein für den Übergang einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Filmgeschichte und Kinokultur seitens der am Potsdamer Platz damit beschäftigten und beheimateten Institutionen hin zum Populismus mit einer großen Portion Grobem Unfug einschätze. Eine Loriot-Ausstellung mag im Fachbereich Fernsehgeschichte noch nachvollziehbar sein, auch wenn man sich fragen musste, warum man einen solch' absehbaren Kassenknüller in einer hoch-subventionierten Kultur-Trutzburg durchführen muss. Die Loriot-Ausstellung wäre privatwirtschaftlich ein Profitcenter gewesen. Nun gut, dann kann man immer mit "Mischkalkulation" argumentieren: man macht den Poplulismus, um sich die "hehre Kultur" für die Wenigen und Elitären noch leisten zu können. Aber gegen welche "hehre Kultur" wird hier nun gegengerechnet?
Sich einer US-amerikanischen Formensprache des Öffentlichkeits-Kultes zu bedienen, um deutsche Film- und Kinogeschichte als Sache des Kultus öffentlich nachvollziehbar zu machen, darauf wären unsere französischen Kollegen in Paris wohl niemals gekommen, weil dort der Zusammenhang zwischen Form und Inhalt verstanden wird, der in Berlin anscheinend eine Fremdsprache ist, die man hierzulande weder versteht noch spricht.
Letztlich kann ich den Drang zur Open-Air-Extension des Filmhauses im Po-Platz nur geomantisch als Unzufriedenheit und Ausbruchsversuch aus dem energetischen Panzerglas-Gehäuse des Gebäudes und seiner spezifischen, energetsichen Geomantie-Topologie werten. Freilich: wenn man mit Geschichte und an der Geschichtsschreibung bzw. -darstellung arbeitet, hat man diesen "Aquariums-Effekt" immer. Damit — in dieser Verstärkerschleife durch die Gebäude-Topologie — umgehen zu können, würde "Herkules-Kräfte" verlangen (wenn mir die begriffliche Repllik gestattet ist). Allerdings verbleibt auch diese Problemzone im gemeinten Projekt von den Handlungsakteuren unreflektiert.
Es ist Mr. CINERAMA sehr für seinen Vernisagenbericht von der Ausstellung der Realisationskonzepte zu danken. Auch ohne Foucault zu zitieren bleibt die Erkenntnis, dass die Arbeit an der Film- und Kinokultur in Berlin in wirklich falschen Händen liegt. Zunächst ist daher dem im Aufbau und in der Planung befindlichen Kinomuseum in Berlin und seinen Vereinsmitgliedern alles erdenklich Gute bei der Realisierung und dem Aufbau zu wünschen, andererseits sollte man wirklich überlegen, ob man die personelle Führungsetage im Hause der "Stiftung Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen" nicht besser schnellstmöglich durch französische Kuratoren ersetzt, die für eine dem Gegenstand adäquate Darstellung unserer europäischen Film- und Kinogeschichte in der Gegenwart bestimmt bessere Dienste leisten dürften, als es derzeit der Fall ist.
ATRIUM
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