Montag, 1. März 2010

Hymnus auf die kolorierte Schnitterzählung des 2. Weltkriegs
Konferenzschaltung mit Rückkopplung

Kann man sich an das derzeit aufkeimende "Bellen" der Politiker noch immer nicht gewöhnen, so ist größte Vorsicht geboten, wenn Filmrezensenten beim Thema "Zweiter-Weltkrieg-Dokus" plötzlich das "Jodeln" anfangen. Nachdem man zunächst beim "Zweiten Weltkrieg in Farbe" die Klammerteil-Komplilationen aus überliefertem Kodachrome/Agfachrome-Materialien von Amateurfilmern in den Fernsehdokus als Novität notierte und sich daraufhin zur besseren Gewöhnung das "Reenactment" in Farbe breit gemacht hat, ist die nächste Eskalationsstufe bei Aktualisierungen der Fernseh-Dokus an den Zeitgeschmack nun die "Heranholung der Geschichte im Präsentismus" mittels Hand-Kolorierung von in Grautonmodulation vorliegendem Wochenschau-Material im Digital Intermediate. Die farbliche Verwesung als Dye-Decay wird gleich mit simuliert. Es gab gute Gründe, warum man "Laurel & Hardy" Kolorationen vor knapp dreißig Jahren einst abgelehnte, -- hat doch die jetzt in Affirmation umgekippte Haltung, "Laurel & Hardy" mit dem Abbild des Grauens des Zweiten Weltkriegs technologisch auf eine Stufe zu stellen, die gleiche Wurzel: Mangel an Gewöhnung. Wahrscheinlich kehrt sich jetzt der letzte Respekt gegenüber historisch vorliegendem Material in Grautonmodulation gegen das als Resultat der audiovisuellen Geschichtserzählung überlieferte Autentizitätsverständnis. Schwarz-Weiß geht nun gar nicht mehr. Der Eingriff ins Material wird zur imprägnierten Geschichtskittung; flotte Schnittdramaturgie im Breitwandbeschnitt macht aus dem sich einst langsam entfaltenden Grauen eine leicht konsumierbare Dramulette nach vorher festgelegtem Drehbuch. Da hätte sich der D-Day aber nicht verspäten dürfen. Den Hymnus, den Jochen Hieber für die FAZ auf „Apocalypse“ geschrieben hat (online bei faz.net), sollte man besser nochmals überdenken. Es dröhnt einem bei diesem Lobgesang über eine "Konferenzschaltung in die Geschichte" nämlich die Rückkopplung im Ohr.

ATRIUM

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.