Rüdiger Suchsland hat heute in der eZine "Telepolis" einen Beitrag mit dem Titel "Die Selbstabschaffung des deutschen Fernsehens" veröffentlicht, der sehr lesenswert ist:
http://www.heise.de/tp/blogs/6/print/148896
Die Vermutung, dass vom Gesamt-Gebührenaufkommen bald deutlich mehr als 50 Prozent in Rentenleistungen an ehemalige Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aufgewendet werden muss, ist mir nicht neu; ich hatte bei den "Berliner Kinoperspektiven" bereits am 21. April 2009 unter dem Blogeintrag "Helmut Lehnert, Radio Multikulti und der Pensionslückenfonds" auf die vermeintliche und vermutete Pensionslücke im Ö-R deutschen Fernsehen hingewiesen, die dem Programmauftrag entzogen wird. Cay Wesnigk von der "AG Dok" hatte bereits vor einigen Jahren auf dem Branchentreff "Dokville" ebenfalls Vermutungen in diese Richtung angestellt.
Was dem Fernsehen als Medium unter dieser Bürde und den damit verbundenen Selbstauflösungstendenzen in der Programmleistung droht, ist schwierig einzuschätzen.
Es wird freilich irgendwann unausweichlich der Punkt kommen, an der man sich der Pensionsproblematik radikal stellen muss; und die vernünftigste Antwort könnte nur die Einführung einer steuerfinanzierten Grundversorgung in Aberkennung von ehemals höheren Pensionsversprechen sein.
Programmlich sollte man das Fernsehen den Redakteuren aus der Hand nehmen und Social-Web-seitenbasiert dem Publikum überantworten. Es kann dadurch nur besser werden; einfach auch durch die Tatsache begründet, dass die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen deutschen Fernsehens seine Vergangenheit ist, wie man an dem Füllhorn der DVD-Veröffentlichungen sieht. Ein weiterer Skandal, dass bereits bezahltes Programmvermögen in privatrechtlichen Tochtergesellschaften durch Disk-Veröffentlichungen nochmals zu Geld gemacht wird. Der Widerhall mit sensationellen Verkaufszahlen an "ollen Kamellen" lässt das Vakuum an nicht-gesendetem Programmvermögen in den Archiven erahnen -- und den Bedarf, der daran - sei es aus Sentiment, Nostalgie oder kulturgeschichtlicher Neugier - offensichtlich besteht.
Vielleicht bekämen wir bei einer nachfragegesteuerten Programmierung des Ö-R Rundfunks auch eher interessante und schwierige Dokumentarfilme zu Zeitfragen in der Hauptsendezeit zu sehen -- oder etwa die nachwachsende Generation eine Einführung in die Geschichte des fiktionalen Kinofilms, in die Spielfilmgeschichte durch systematische Retrospektiven, wie man in den 1970er-Jahren noch kannte. Schlechter wie jetzt kann es freilich nicht mehr werden, wenn man zwischen ein und drei Uhr nachts hellwach sein muss, um überhaupt noch ältere Spielfilme in gebührenfinanzierten Fernsehprogrammen sehen zu können.
Das Qualitätsfernsehen als Programmleistung darf also erst noch erfunden werden, sofern man es überhaupt denn noch braucht. Es benötigt nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, wie eine Synthese aus Facebook, Google-TV und iTunes-TV aussehen könnte. Jedenfalls haben beispielsweise "fluegel.tv", "Zeitzeugen-TV" und "DCTP" bewiesen, was "Fernsehen zur Zeit" auch bedeuten kann: Reden, Vorlesungen, Dialoge, Symposien, Podien, Schlichtungen - in ganzer Länge für Alle.
Ästhetisch wäre dann über das LICHT zu reden, der Voraussetzung überhaupt für die Kine-Fotografie. An einer Analyse des Lichts wäre abzulesen, warum im Deutschland der zwölf Filmschulen ein sensationeller Ausstoß der Menge nach an kreativem Nachwuchs produziert wird, der im Licht auf einem unglaublich hohen Produktionsniveau Filmwaren des Fernsehens herstellt, die letztlich vom Licht her alle fast gleich aussehen, wenn man dieses Licht einmal etwa mit Fassbinders "Alexanderplatz" vergleicht. Hans Hattop hat darauf jüngst in der Zeitschrift "KAMERAMANN" (12/2010, S.16f) hingewiesen: "Wenn ich mich durchs Fernsehprogramm zappe - ich habe die 20.15-Uhr-Schiene im Blick - ist das Styling sehr ähnlich." Es ist diese Blendung, die mich jeden Abend zum Abschaltknopf des Fernsehens drängt, weil ich dieses mit extremen Aufwand betriebene Gleich-Licht nicht mehr ertragen kann, das sich in und an den Figuren sowie Schauspielern der Ähnlichkeit spiegelt, die alle mit ähnlichen Stimmen und in ähnlicher Tonlage ähnliche Geschichten verkörpern.
JP
http://www.heise.de/tp/blogs/6/print/148896
Die Vermutung, dass vom Gesamt-Gebührenaufkommen bald deutlich mehr als 50 Prozent in Rentenleistungen an ehemalige Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aufgewendet werden muss, ist mir nicht neu; ich hatte bei den "Berliner Kinoperspektiven" bereits am 21. April 2009 unter dem Blogeintrag "Helmut Lehnert, Radio Multikulti und der Pensionslückenfonds" auf die vermeintliche und vermutete Pensionslücke im Ö-R deutschen Fernsehen hingewiesen, die dem Programmauftrag entzogen wird. Cay Wesnigk von der "AG Dok" hatte bereits vor einigen Jahren auf dem Branchentreff "Dokville" ebenfalls Vermutungen in diese Richtung angestellt.
Was dem Fernsehen als Medium unter dieser Bürde und den damit verbundenen Selbstauflösungstendenzen in der Programmleistung droht, ist schwierig einzuschätzen.
Es wird freilich irgendwann unausweichlich der Punkt kommen, an der man sich der Pensionsproblematik radikal stellen muss; und die vernünftigste Antwort könnte nur die Einführung einer steuerfinanzierten Grundversorgung in Aberkennung von ehemals höheren Pensionsversprechen sein.
Programmlich sollte man das Fernsehen den Redakteuren aus der Hand nehmen und Social-Web-seitenbasiert dem Publikum überantworten. Es kann dadurch nur besser werden; einfach auch durch die Tatsache begründet, dass die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen deutschen Fernsehens seine Vergangenheit ist, wie man an dem Füllhorn der DVD-Veröffentlichungen sieht. Ein weiterer Skandal, dass bereits bezahltes Programmvermögen in privatrechtlichen Tochtergesellschaften durch Disk-Veröffentlichungen nochmals zu Geld gemacht wird. Der Widerhall mit sensationellen Verkaufszahlen an "ollen Kamellen" lässt das Vakuum an nicht-gesendetem Programmvermögen in den Archiven erahnen -- und den Bedarf, der daran - sei es aus Sentiment, Nostalgie oder kulturgeschichtlicher Neugier - offensichtlich besteht.
Vielleicht bekämen wir bei einer nachfragegesteuerten Programmierung des Ö-R Rundfunks auch eher interessante und schwierige Dokumentarfilme zu Zeitfragen in der Hauptsendezeit zu sehen -- oder etwa die nachwachsende Generation eine Einführung in die Geschichte des fiktionalen Kinofilms, in die Spielfilmgeschichte durch systematische Retrospektiven, wie man in den 1970er-Jahren noch kannte. Schlechter wie jetzt kann es freilich nicht mehr werden, wenn man zwischen ein und drei Uhr nachts hellwach sein muss, um überhaupt noch ältere Spielfilme in gebührenfinanzierten Fernsehprogrammen sehen zu können.
Das Qualitätsfernsehen als Programmleistung darf also erst noch erfunden werden, sofern man es überhaupt denn noch braucht. Es benötigt nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, wie eine Synthese aus Facebook, Google-TV und iTunes-TV aussehen könnte. Jedenfalls haben beispielsweise "fluegel.tv", "Zeitzeugen-TV" und "DCTP" bewiesen, was "Fernsehen zur Zeit" auch bedeuten kann: Reden, Vorlesungen, Dialoge, Symposien, Podien, Schlichtungen - in ganzer Länge für Alle.
Ästhetisch wäre dann über das LICHT zu reden, der Voraussetzung überhaupt für die Kine-Fotografie. An einer Analyse des Lichts wäre abzulesen, warum im Deutschland der zwölf Filmschulen ein sensationeller Ausstoß der Menge nach an kreativem Nachwuchs produziert wird, der im Licht auf einem unglaublich hohen Produktionsniveau Filmwaren des Fernsehens herstellt, die letztlich vom Licht her alle fast gleich aussehen, wenn man dieses Licht einmal etwa mit Fassbinders "Alexanderplatz" vergleicht. Hans Hattop hat darauf jüngst in der Zeitschrift "KAMERAMANN" (12/2010, S.16f) hingewiesen: "Wenn ich mich durchs Fernsehprogramm zappe - ich habe die 20.15-Uhr-Schiene im Blick - ist das Styling sehr ähnlich." Es ist diese Blendung, die mich jeden Abend zum Abschaltknopf des Fernsehens drängt, weil ich dieses mit extremen Aufwand betriebene Gleich-Licht nicht mehr ertragen kann, das sich in und an den Figuren sowie Schauspielern der Ähnlichkeit spiegelt, die alle mit ähnlichen Stimmen und in ähnlicher Tonlage ähnliche Geschichten verkörpern.
JP
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