Mittwoch, 11. März 2009

eine Frage des Formats: 60 Jahre Kopf ab

Wie bereits bemerkt, sind dieses Jahr nicht nur 20 Jahre Mauerfall, 40 Jahre Mondlandung, 80 Jahre Tonfilm und 100 Jahre Farbfilm zu würdigen, sondern auch 60 deutsche Jahre nach 1949. Die Sendereihe der ARD unter dem titel "60 x Deutschland" (in Koproduktion verschiedener ARD-Anstalten mit der Bundeszentrale für politische Bildung) versucht eine recht gefällige Melange aus weltgeschichtlicher Einbettung und erlebter Alltagsgeschichte hinzubekommen und ist dabei als moderierte Collage von Kompilationselementen (konterkarriert mit heutigen Interviews) auf Archivmaterial angewiesen, das mit Ausnahme der jüngsten rund 5 Jahre allesamt im Bildseitenverhältnis von 4:3 vorliegt, sei es als frühe Wochenschau-Aufnahme oder bei der aktuellen Berichterstattung des Ö-R Fernsehens dann mit 16-mm-Film.

Warum man nun unbedingt meint, allen Menschen, die liebevoll von den "Aktuellen" auf 4:3 abgelichtet wurden, den Kopf dahingehend abschneiden zu müssen, indem man das blasse und körnige Material beschneidet und auch noch auf 16:9 aufbläst, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich kann nur vermuten, dass man von verantwortlicher Stelle die Order ausgegeben hat, dass ein international im Dokumentarischen inzwischen übliches Verfahren wie "Pillar Boxing" deutschen Analphabethen der Filmgestaltung nicht zuzumuten sei.

Sollte mir so etwas bei der Filmsichtung zum Globians Doc Fest unterkommen, wäre das sofort ein Grund für einen Sichtungsabbruch aus Gründen des unprofessionellen Dilletantismus.

Wenn man aber Charts vorschalten kann, in denen darauf hingewiesen wird, "dass diese Sendung für Zuschauer unter 16 Jahren ungeeignet" sei, dann wird man vor lauter politischer Bildung vielleicht noch hinbekommen, auch ein wenig film- und fernsehhistorische Bildung mit einem Chart zu vermitteln, in der Art wie:

"Diese Sendung enthält historisches Bewegtbildmaterial im Bildseitenverhältnis von 4:3, welches wir Ihnen ohne Bildbeschnitt an Köpfen und Beinen präsentieren. Sie erhalten für Ihre Gebühren das volle Bild und sind damit voll im Bild."


Oder meinen Sie, dass das einem Johannes Unger als Leitendem Redakteur beim rbb in Berlin nicht zu vermitteln ist?

ATRIUM

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