Dienstag, 17. März 2009

Tagung: Filmarchive und Digitalisierung — zwischen Langzeitsicherung und Zugänglichkeit

Auf Schnelligkeit kommt es außer in Notfällen und bei Katastrophen nicht besonders an, vor allem, wenn es um Genauigkeit geht. Dennoch sind wir hier bei den "Berliner Kino-Perspektiven" natürlich happy, dass wir die nächste Tagung des Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms unter dem Titel

"Ist der Dokumentarfilm noch zu retten ? — Digitale Herausforderung seiner Archivierung"

bereits heute und damit wahrscheinlich als erste Publikationsplattform ankündigen dürfen, sogar noch vor der Ankündigung dieser Veranstaltung auf der Website des HDF.

Gerade unter dem Gesichtspunkt der Meldungen aus Köln sowie der künftig papierlosen Nachrichtendistribution hat diese Tagung nicht nur für den Dokumentarfilm grundlegende Bedeutung. Als Forum dienen die Veranstaltungen des "Haus des Dokumentarfilms" zudem nicht primär Industrieinteressen, dies gerade unter dem Gesichtspunkt, dass wir auf dieser Veranstaltung im April auch Martin Koerber von der Deutschen Kinemathek in Berlin intensiv zuhören werden, warum sich beispielsweise die Deutsche Kinemathek in Berlin bislang nicht an dem Babelsberger Cinearchiv-Projekt beteiligt hat.

Hier zunächst nun der Wortlaut der Pressemitteilung des Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart:

HAUS DES DOKUMENTARFILMS
Europäisches Medienforum Stuttgart
www.hdf.de


Ist der Dokumentarfilm noch zu retten?
Digitale Herausforderungen seiner Archivierung


Untersuchungen haben gezeigt, dass aktuell nicht einmal die Hälfte der produzierten Filme eines Jahres in Archiven lagern. Die Diskussion um eine Pflichtangabe wie in anderen Ländern zeigt, dass auch politisch über Lösungen nachgedacht wird.

Wie können Dokumentarfilmer ihre Filme sichern? Ist eine Erhaltung des kompletten gedrehten Materials möglich? Wie wird in den Produktionsfirmen das Material gesichert? Besteht die Gefahr, dass dokumentarisches Material mittelfristig unwiederbringlich verloren geht, da es elektronisch gedreht wurde?

Die Digitalisierung stellt Film- und Fernseharchive vor besondere Herausforderungen. Es stellen sich grundsätzliche Fragen nach Aufgaben und Funktionen der Archive. Sollen sie die Filme in erster Linie bewahren und für die Zukunft sichern? Oder sollen sie die Filme vor allem zugänglich machen? Wie soll man mit der Vielfalt digitaler Formate und Techniken umgehen? Wie kann garantiert werden, dass die Träger mittelfristig noch abspielbar sind? Spezialisten sind sich einig, dass das 35 mm-Negativ die bisher einzige langfristige Speicherung ermöglicht. Doch wer trägt die Kosten dafür? Strategien von Archiven im europäischen Ausland können Anregungen für Lösungswege liefern. Die Digitalisierung und das Internet bieten andererseits große Chancen für die Archive, ihre Kataloge und Bestände online zu präsentieren und so neue Nutzer zu erreichen.

Die Tagung soll dies breite Themenspektrum diskutieren und einen produktiven Dialog zwischen Film- und Fernseharchiven, Regisseuren und Produzenten ermöglichen.

Termin: 22. und 23. April 2009
Ort: Treffpunkt Rotebühlplatz, Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart
Theodor Bäuerle Saal, Info-Tel: 0711/ 18 73 804
Teilnahmegebühr: 50.- €; ermäßigt 30.- €
Anmeldung: uta.ludwig@swr.de


Und hier der genaue Programmablauf der Tagung im Stand von heute:


HAUS DES DOKUMENTARFILMS
Europäisches Medienforum Stuttgart 

www.hdf.de

Ist der Dokumentarfilm noch zu retten?
Digitale Herausforderungen seiner Archivierung

22. und 23. April 2009
Treffpunkt Rotebühlplatz, Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart

Theodor Bäuerle Saal, Info-Tel: 0711/ 18 73 804
Teilnahmegebühr: 50.- €; ermäßigt 30.- €

Mittwoch, 22. April 2009:

11.00 Begrüßung Egon Mayer, Vorsitzender HAUS DES DOKUMENTARFILMS e.V.

11.15-13.00 Bestandsaufnahme Dokumentarfilm in Archiven
Moderation: Kay Hoffmann, HAUS DES DOKUMENTARFILMS

Michael Loebenstein, Filmwissenschaftler Österreichisches Filmmuseum, Wien: Die Aktualität der Geschichte. Dokumentarfilm im Filmarchiv, oder: Hat Langzeitsicherung oder Access Priorität?
Karin Kühn, Referatsleiterin Dokumentarfilm Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin: Zum Stand der Dinge: Dokumentarfilme im Bundesarchiv. Hinterlegung und konservatorische Sicherung
Martin Koerber, Deutsche Kinemathek, Berlin: Herausforderungen für den Filmarchivar
Thorsten Jeß, Kiel: Dokumentarfilme erhalten aus Sicht eines Filmemachers

13.00-14.30 Mittagspause

14.30-15.30 Diskussion: Zwischen Bewahren und Verwerten
Moderation: Wilhelm Reschl, HAUS DES DOKUMENTARFILMS

Thomas Frickel, Vorsitzender AG DOK, Frankfurt
Karl Griep, Leiter Filmarchiv im Bundesarchiv, Berlin
Andreas Knoblauch (angefragt), GF CineCentrum, Hamburg

15.00-16.00 Kaffeepause

16.00-18.00 Strategien der Fernseharchive
Moderation: Kay Hoffmann, HAUS DES DOKUMENTARFILMS

Catherine Lacken, SWR, Stuttgart:
TV Archives Between Analog Past and Digital Future
André Wachholz (angefragt), Schwedische Nationalbibliothek, Stockholm
Daniel Teruggi, INA, Paris: Digital Perspectives in France
Sabine Lenk, Nederlands Instituut voor Beeld en Geluid, Hilversum:
iMMix and New Media Experience in Holland

ab 18.30 Get Together (Selbstzahler)
Gaststätte „Trollinger“, Rotebühlstr. 50, 70178 Stuttgart

Donnerstag, 23. April 2009:

10.00-13.00 Neue Produktionstechnik und Archivierung digitaler Formate
Moderation: Anita Bindner, HAUS DES DOKUMENTARFILMS

Wolfgang Richter, docfilm, Darmstadt: B
Bandlos produzieren; Verlust der Kreativität!?
Josef Reidinger, Leiter Kopierwerk ARRI, München:
Langfristige Speicherung aus Sicht eines Kopierwerks
Ann Carolin Renninger / Tobias Büchner, ZeroOne, Berlin:
Filmprojekt „24h Berlin“ und seine Archivierung
Helena Fantl, femis, Paris: Projekt „archi doc“

13.00-14.00 Mittagspause

14.00-16.00 Die Zukunft: Filmdaten und Filme online
Moderation: Kay Hoffmann, HAUS DES DOKUMENTARFILMS

David Kleingers / Georg Eckes, Deutsches Filminstitut Frankfurt:
Projekte „filmportal.de” und “The European Film Gateway”
Jürgen Keiper, Deutsche Kinemathek, Berlin: Projekt „Lost Films“
Tankred Howe, Deutsche Wochenschau GmbH, Hamburg: Projekt Wochenschau online
Jörg Frieß / Jan Henselder, Deutsches Historisches Museum, Berlin: Marshallplanfilme online
Andreas Vogel, GF Cinearchiv, Babelsberg: Filme aus den Archiven befreien!


Aufgrund der grundsätzlichen Bedeutung dieser Tagung werden die "Berliner Kino-Perspektiven" sicherlich versuchen, im April bei dieser Tagung mit dem einen oder anderen Korrespondenten direkt vor Ort in Stuttgart dabei zu sein.

ATRIUM

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