Samstag, 27. März 2010

TechniScope: 35-mm, 2-perf — Scope ohne Anamorphot

Allein vier Beiträge über die sich seit rund zwei Jahren anbahnende Revitalisierung des 2-Perf. 35-mm-Formats zur sphärischen Bildaufnahme im Bildseitenverhältnis 1 : 2,41 (war mal 1: 2,35 bei Scope) in der Ausgabe 1/2010 des "InCamera"-Kundenmagazins von Eastman Kodak. Panavision ist handlungsbezogener Wortführer; bestimmt wird ARRI auch noch nachziehen. In der selben Ausgabe auch ein Beitrag zu Hanekes "Das weiße Band" und ein Interview mit Ken Burns, der wieder Briefe von eigener Hand mit eigener Handschrift schreibt, weil (außer Filmstreifen, wie seinem jüngsten 12-Stunden-Epos über die US-Nationalparks) von Festplatten in extrem kurzer Zeit nichts übrig bleiben wird.

ATRIUM

Montag, 22. März 2010

Die versensorte Welt

Einen weiteren Durchbruch in der Sensortechnik, also der Wandlung von optischer Information in elektrisch-digitale Signale, verspricht dieser Beitrag vom 21. März 2010 in der New York Times, bei dem in Kamera-Scannern statt Silizium-Chips nunmehr ein "Quantum-Dot"-Film eingesetzt werden soll. Dieser verspricht wesentlich mehr Sensibilität (und das heißt reduziertes Rauschverhalten) bei geringen Lichtverhältnissen und eine Vervierfachung der Auflösung bei vergleichbarer Baugröße. Die Plage einer "versensorten Welt" wird damit bestimmt noch größer, weil tendenziell immer unscheinbarere (und gemeinhin unsichtbare) Scaneinrichtungen Vorgänge der realen Welt in immer besseren Parametern transformieren können. Welcher Algorhitmus schaut sich welche Welt wie an?

ATRIUM

Donnerstag, 18. März 2010

"Community-based art house cinemas"

Auf der "Independent Lens" Website-Sektion von pbs.org ein Beitrag von Elizabeth Meyer über "Community-based art house cinemas" und das "Art House Project" vom Sundance Institute. Eine Überlebensstrategie für unabhängige, einzeln betriebene und kleinere Kinos dürfte tatsächlich das sein, was man auf Deutsch vielleicht ein "Kulturzentrum mit Kinobetrieb" nennen könnte. Im Beitrag von Elizabeth Meyer auch ein Link auf die Website "Cinema Treasures" von Ross Melnick; Grund genug diese Website mit in die hiesige Linkliste aufzunehmen.

ATRIUM

Sonntag, 14. März 2010

Kanadische 70mm-Kurzfilme im EXPO-Kontext
"A Place to Stand" & "Where the North Begins"



Angesichts der in den letzten Jahren zahlreich aufkeimenden 70-mm-Retrofestivals (ob in Bradford, Krnov, Oslo, Kopenhagen, Mailand, L.A. oder Karlsruhe) schien sich eigentlich langsam die Möglichkeit zu erschöpfen, bedeutenden Wiederentdeckungen von wirklich künstlerisch interessanten Filmwerken aus der 70-mm-Epoche des Kinos zu begegnen. Jetzt ist für September 2010 das "Lost Dominion 70mm Film Festival" in Quebec (Kanada) angekündigt, wo man kanadische EXPO-Kurzfilme in 70mm sowie frühe Kurzfilm-Produktionen für das erste IMAX-Kino anscheinend in historischen Kopien besichtigen kann.

Das Festival läuft vom 24. - 26. September 2010 im Museum of Civilization, Gatineau, Quebec, Kanada.
Die Kurzfilm-Show ist angesetzt für 26. September 2010 um 11 Uhr Vormittags.

Besonders interessant scheint mir dabei zu sein:
"A Place to Stand",
Kanada 1967, 18mins, Directed by Christopher Chapman, 70mm 5 perf, 6-track mag.

Aus der Ankündigung vom Mitveranstalter Paul Gordon auf der Website "in70mm.com":

"A Place to Stand" was produced and directed by Christopher Chapman for the Ontario Pavilion at Expo 67 in Montreal. The film premiered on April 28, 1967 in a 70mm print by Technicolor, on a screen 66 feet wide by 30 feet high, with six-channel stereo surround sound. Using images, music and sound effects without spoken narration or titles, the film tells about life in Ontario, presenting about an hour-and-a-half of footage in its 18-minute running time. This is accomplished by what Chapman calls his multi-dynamic image technique, a groundbreaking multiple screen, variable picture presentation that allows viewers to see many images within different panels, up to 15 scenes simultaneously on one screen.

"At Expo, "A Place to Stand" was an instant hit. It played continually before packed audiences; as many as 6000 people daily, 2 million in total," until the end of the six-month long exposition on October 27. "A Place to Stand" - closed on 29 October 1967; originally scheduled to close on the 27th (which was a Friday) but when it was so successful they decided to stretch it to the Sunday. "The title song from the film became so popular a record was produced and has sold over 50,000 copies to date. Since Expo, "A Place to Stand" has been distributed to movie houses throughout Ontario and Canada and is soon to tour theatres in the U.S.A. and Europe. It is expected that over 100 million people will see the film."

Nearly every major Hollywood studio purchased prints of Chapman's film to screen for executives, producers and directors. Columbia Pictures distributed the film to movie theatres throughout the United States and Canada. "A Place to Stand" clearly influenced the composition of subsequent film images. An early prominent example of this influence was Norman Jewison's 1968 film "The Thomas Crown Affair", which featured Chapman's multi-dynamic image process in key scenes of the story. Jewison publicly acknowledged Chapman as creator of the technique.


Da bekommt die Innovationsbedeutung von "Thomas Crown Affair", was Splitscreen-Storytelling angeht, plötzlich eine ganz andere Note, bis hin zu acht Jahren "24".

Auch die anderen vier Kurzfilme würden mich brennend interessieren:

"Multiple Man/L’Homme Multiplie",
Kanada 1968, 16mins, directed by Georges Dufaux
"Where the North Begins"
Kanada 1971, 22mins, Directed by David MacKay, 70mm- 5 perf, 6-track mag.
"Festival"
Kanada 1971, 24mins, Directed by Chris Chapman, 70mm- 5 perf, 6-track mag.
"Seasons in the Mind"
Kanada 1971, 22 min, Directed by Peter Pearson, 70mm- 5 perf, 6-track mag

Paul Gordon dabei mit Details zu "Where the North Begins":

“Where the North Begins” was one of the 4 original regional portrait films commissioned for the first season of Ontario Place (the others being "North of Superior" (IMAX), "Seasons in the Mind" (70mm), and "Home By The Waters" (35mm anamorphic). The film was directed by David MacKay who was the producer for "A Place to Stand" and then directed "Ontario-oh!". The Ontario Place Cinesphere in Toronto was the first permanent IMAX screen in the world with a screen 80ft by 60ft that still projects IMAX and 70mm-5perf films.

Man kann nur hoffen, dass man diese kostbaren und seltenen Artefakte bald auch einmal in der deutschen Hauptstadt zu sehen bekommen kann! CINERAMA, übernehmen Sie!

ATRIUM

[Picture linked from in70mm.com]

Freitag, 12. März 2010

"Zwischenruf" zu 3-D im Kino

Als kleiner Programmhinweis: Von mir gibt es diesen Sonntag im Filmmagazin des "Deutschlandradio Kultur" einen kurzen Zwischenruf zu den Veränderungen durch 3-D im Kino. Das Filmmagazin läuft zwischen 9 und 10 Uhr am Sonntagmorgen (14.3.) auf den Wellen des DLR-Kultur.

ATRIUM

Dienstag, 9. März 2010

Der "New Yorker" über den Aufstieg von 3-D

Anthony Lane hat im "New Yorker" Magazine unter dem Titel THIRD WAY. THE RISE OF 3-D einen interessanten Beitrag zur Geschichte und absehbaren Zukunft von 3-D bei den Bewegtbildern veröffentlicht. Auch er befürchtet eine "Generalkonversion" des relevanten Filmkanons aus dem 20. Jahrhundert nach 3-D. Man sollte die Vergangenheit lieber in Ruhe lassen, meint er. Danke an David für den Hinweis auf diesen Artikel.

ATRIUM

Sonntag, 7. März 2010

Schwesterblog: The Sharing Spirit.

Die "Berliner Kino-Perspektiven" haben jetzt ein Schwesterblog:

The Sharing Spirit.
http://sharingspirit-de.blogspot.com/

Während wir hier weiter die Medientechnik und Medienpolitik der bewegten Bilder im öffentlichen Raum verhandeln werden, sollten die großen gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen, die jetzt ihr Wirken angekündigt haben, nicht unbeobachtet bleiben.

ATRIUM

Montag, 1. März 2010

Hymnus auf die kolorierte Schnitterzählung des 2. Weltkriegs
Konferenzschaltung mit Rückkopplung

Kann man sich an das derzeit aufkeimende "Bellen" der Politiker noch immer nicht gewöhnen, so ist größte Vorsicht geboten, wenn Filmrezensenten beim Thema "Zweiter-Weltkrieg-Dokus" plötzlich das "Jodeln" anfangen. Nachdem man zunächst beim "Zweiten Weltkrieg in Farbe" die Klammerteil-Komplilationen aus überliefertem Kodachrome/Agfachrome-Materialien von Amateurfilmern in den Fernsehdokus als Novität notierte und sich daraufhin zur besseren Gewöhnung das "Reenactment" in Farbe breit gemacht hat, ist die nächste Eskalationsstufe bei Aktualisierungen der Fernseh-Dokus an den Zeitgeschmack nun die "Heranholung der Geschichte im Präsentismus" mittels Hand-Kolorierung von in Grautonmodulation vorliegendem Wochenschau-Material im Digital Intermediate. Die farbliche Verwesung als Dye-Decay wird gleich mit simuliert. Es gab gute Gründe, warum man "Laurel & Hardy" Kolorationen vor knapp dreißig Jahren einst abgelehnte, -- hat doch die jetzt in Affirmation umgekippte Haltung, "Laurel & Hardy" mit dem Abbild des Grauens des Zweiten Weltkriegs technologisch auf eine Stufe zu stellen, die gleiche Wurzel: Mangel an Gewöhnung. Wahrscheinlich kehrt sich jetzt der letzte Respekt gegenüber historisch vorliegendem Material in Grautonmodulation gegen das als Resultat der audiovisuellen Geschichtserzählung überlieferte Autentizitätsverständnis. Schwarz-Weiß geht nun gar nicht mehr. Der Eingriff ins Material wird zur imprägnierten Geschichtskittung; flotte Schnittdramaturgie im Breitwandbeschnitt macht aus dem sich einst langsam entfaltenden Grauen eine leicht konsumierbare Dramulette nach vorher festgelegtem Drehbuch. Da hätte sich der D-Day aber nicht verspäten dürfen. Den Hymnus, den Jochen Hieber für die FAZ auf „Apocalypse“ geschrieben hat (online bei faz.net), sollte man besser nochmals überdenken. Es dröhnt einem bei diesem Lobgesang über eine "Konferenzschaltung in die Geschichte" nämlich die Rückkopplung im Ohr.

ATRIUM