Montag, 20. Juni 2011

+++ program line-up announced for 7th Globians Doc Fest Berlin +++

This is a system-wide announcement concerning Globians Doc Fest Berlin 2011.

Curatorship Globians Doc Fest Berlin has just announced the program line-up for its August festival run:

63 film works will be presented during the 7 days of documentary celebration.

duration: August 11 - 17, 2011
location: Kino Toni, Antonplatz (Berlin-Weissensee)

The program line-up of Globians Doc Fest Berlin 2011 is available as a pdf download under the following URL link:

http://www.globians.com/GlobiansProgramm2011.pdf


Joachim Polzer
festival curator
Globians Doc Fest Berlin
www.globians.com


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Montag, 13. Juni 2011

"Seven Centimeters": a report on the recent 70mm screening series in the Castro…

…from Brian in his blog "Hell On Frisco Bay"
http://hellonfriscobay.blogspot.com/2011/06/seven-centimeters.html

remark:
It's about time for "IAMMMMW" receiving preservation treatment for 70mm or digital rerelease to bring it back where it once was in the LaserDisc edition as full-length uncut but letterbox version of 188 min. I luckily still own this LD edition box including the bonus disc containing "Something A Little Less Serious". Director Stanley Kramer died in 2001; Milton Berlé in 2002. Hopefully the new investment money for MGM/UA brings the necessary push for this.

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Some critical remarks on the recent CinemaScope retrospective in Berlin by JPG

Bigger than Life?
Von Jean-Pierre Gutzeit

Das Berliner arsenal - Institut für Film- und Videokunst exponierte sich im Mai 2011 mit riesiger Breitwand, Vorhangspielen und „bigger than life“ - dem selbst die Wände des Kinosaals keinen Einhalt bieten können, glaubt man der Programmankündigung:

"CinemaScope – kaum eine andere filmtechnische Bezeichnung weckt größere Erwartung beim Zuschauer. Der sich langsam öffnende Vorhang zu Beginn der Vorführung gibt eine immer größer werdende Leinwand preis, eine Projektionsfläche, der die Wände des Kinosaals kaum Einhalt gebieten können. Expandierende Bilder, spektakuläre Weiten, atemberaubende Nähe, visueller Reichtum – bigger than life oder doch eine unnütze Übergröße? Billy Wilder fand nüchterne Worte für die technische Neuerung um das anamorphotische Objektiv, die die Twentieth Century Fox 1953 mit dem epischen Kostümfilm The Robe lancierte: "Ein ideales Format, um das Leben eines Dackels zu verfilmen!" Unvergessen auch Fritz Langs Äußerung in Godards Scope-Film Le Mépris: "Das CinemaScope-Format ist nicht für menschliche Wesen, es ist für Schlangen und Begräbnisse." Die 16 Filme aus fünf Jahrzehnten unserer CinemaScope-Reihe kommen garantiert ohne Dackel, fast ohne Schlangen und mit nur wenigen Särgen aus. Stattdessen vermitteln sie einen Eindruck von der ungeheuren Bandbreite (!) künstlerischen Umgangs mit dem übergroßen Bildformat 1:2.35 und seiner Auswirkung in Bezug auf (Raum-)Inszenierung und Erzählstrategien."

[Zital-Quelle: http://www.arsenal-berlin.de/arsenal/programmtext-anzeige/article/2231/194.ht...]

In der Berliner Kinolandschaft ist die praktische und theoretische Durchführung solcher und vergleichbarer Themen beklagenswert. Auch unter der Berlinale-Flagge durchgeführte Retrospektiven zu kinotechnischen Verfahren zeigten kaum Engagement, sondern kalte Aufgabenbewältigung.

Der schwärmerische Duktus des arsenal-Programmtextes zum CinemaScope-Verfahren erhebt Anspruch auf vieles, was der Kenner und Geniesser als Voraussetzung für das Verstehen dieser Bild- und Ton-Innovation seit 1953 verinnerlichte.
Von Relevanz für eine entsprechende Schau wären u.a. die Erwägung des Umbau oder Neubaus von Kinos, eine gekrümmte oder gar eine Metallbildwand (die bspw. das Kino Delphi-Palast am Zoo oder die astor Filmlounge am Kurfürstendamm besitzen), Röhrenverstärker statt dolbysierter Halbleiterlemente, schmalwinklige Exponentialtrichter zur Bündelung eines direktionalen Tons anstelle breit und passiv abstrahlender JBL-Boxen, wirkungsmächtig proportionierte Wolken- und Vorhangsstores nebst Farbkaskaden vor Filmbeginn – vor allem aber Filmkopien auf dem Niveau der Erstaufführungszeit mit korrekten Bild- und Tonformaten sowie eine Projektionsmechanik und Zahnkranzteilung, die der Zerstörung geschrumpfter Perforation an älteren Filmkopien vorbeugt anstatt sie einem Risiko auszusetzen.
Nicht zuletzt bedarf es einer ideologisch versachlichten Herangehensweise: um Sein und Schein zu unerscheiden, Werbung und Produktionzwänge zu durchleuchten, künstlerische Ideen von industriellen Konventionen und Fetischen voneinander zu scheiden.

Kaum einen dieser Ansätze scheint im Kino arsenal und von den Programmkuratoren angestrebt worden zu sein. Die technoiden Vehikel des Spektakels werden uminterpretiert oder idealisiert als Inspiration der Avantgarde wie schon der Nouvelle Vague, des Free Cinema, des Dogme 95 usw. Vermutlich, um ein zuvor nur an der Avantgarde interessiertes Publikum zu gewinnen. Die Brüche, Widersprüche und Schattenseiten eines industriellen Verfahrens und seiner ideologischen Ausläufer und künstlerischen Sackgassen - über sie spricht man nicht.

Kurzum: unter dem Marketing-Motto "CinemaScope - bigger than life" verbirgt sich grossenteils ein Aufguß der Kinematheks-Retrospektive von 1993 mit gleichermassem schwärmerischen Duktus: aufgestigen von der einstigen City-West (einstige Berlinale-Spielstätte für CinemaScope war 1993 der ehemalige Filmpalast Berlin) zum Kinokeller des Potsdamer-Platzes. Das Motto "bigger than life" verhelfe dann dem Programmentwurf bei Vergabekommissionen zu einem Programmkinopreis - weiterhin zu Zuschüssen für die oft nur routinierte und kalkulierte Programmarbeit. Dem Wesen der Gründerzeit des arsenal entspricht dieses Kalkül in keiner Weise. Das arsenal der 2010er Jahre ist weitaus mehr dem Establishment als das arsenal der 1970er Jahre nahe. Kulturkritik klingt zwar punktuell an, leider aber ohne den Produktionshintergrund in der Herausbildung der kommerziell konnotierten und genre-prägenden Prozesse des ehemaligen "Klassenfeindes" einmal näher unter die Lupe zu nehmen - denn es ließe sich "bigger than life" eben so als "american way of life" mißverstehen.
Hätte man sich ernsthaft mit dem Thema befasst, so fänden wir aus ideologiegeschichtlicher Perspektive kleinere Ansätze zur Diskussionsanregung vor. Was blieb, war das Versprechen auf eine Show - leider handelte es sich um ein leeres Versprechen.

Nicht nur, dass der erste CinemaScope-Film, „The Robe“, in einem arsenal nie gezeigt wurde und auf dem Status fast von Unkultur angesiedelt ist - schon die Gleichmacherei von Breite und Grenzüberschreitung durch das Chiffre eines Seitenformats (das arsenal-Programmheft verabsolutiert die Aspect Ratio von 2,35 : 1 zum Kino "bigger than life") wird dem wenig gerecht, worum es geht: um ein Film- und Kinoformat, das selbst anhand der vom arsenal thematisierten Filme häufig von 2,35 : 1 abweicht. Filme tauchen also auf, die in kein Format 2,35 hineinpassen, wie etwa „Carmena Jones“ und „The age of Innoncence“. Schon gar nicht können die Abmessungen eines Bildwandrahmens in dieser Spielstätte als ausreichend empfunden werden - denn sie beeinträchtigen Format und Wirkung eines jeden Scope-Films, klassisch wie avantgardistisch.

Gehen wir konkret ein auf die Programmankündigungen dieser mit Aufgaben überhäuften Spielstätte:
Die Schwarmintelligenz der Kuratoren/Innen reklamiert mit CinemaScope für sich fachgerechte Kinogeschichtsaufarbeitung, obwohl schon der Normalfall würdiger Kinodarbietungen mit dem alltäglichen Scope ein Grund-Verständnis dieser Bild- und Ton-Innovation von 1953 liefert. Eine technische und fachliche Voraussetzung, die leider aber gerade in diesem Kino erst von Grund auf neu erarbeitet werden müsste, denn an diese Potentiale hatte beim Bau der Kinos offenbar keiner gedacht, war nicht wahrnehmbar.
Da fast alle herbeizitierten Filmemacher und grossen Kinobauherren tot sind, wissen wir natürlich nicht, was im Programmtext des arsenal tatsächlich gemeint ist. Allenfalls weiß der Filmkenner, dass bei einer CinemaScope-Projektion eine anamorphe Linse eingesetzt wird: die Grundausstattung eines jeden Filmtheaters. Der normale Stammgast und Student, er kennt selten mehr als die Taste seines DVD-Players, wird vom Kino arsenal in die Geheimnisse der Kinotechnik unzureichend eingeweiht. Man „guckt Filme“ als textuelles Konstrukt – und nicht im produktionsspezifischen Zusammenhang.

Was sich im Filmhaus am Potsdamer Platz nun wiederholt, ist, scheint mir, ein Marketing-Trugschluss, den bereits die Stiftung Deutsche Kinemathek 1992 beging (Ausarbeitung einer Berlinale-CinemaScope-Retrospektive von Wolfgang Jacobsen und Helga Belach – garniert von Filmkopien-„Ruinen“ [Frieda Grafe] und einem wirren Konglomerat aller möglichen Breitwandfilme unter dem Rubrum „CinemaScope“), womit massive Mißverständnisse über Ursache und Wirkung von CinemaScope heraufbeschworen werden. Schon 1992 sprengte das CinemaScope nicht mehr die gewohnte Breite existenter Leinwände, die Berlinale-Kopienauswahl der Kinemathek war höchst beklagenswert, und der Werbeclaim "aufreissender Horizonte" gab zu Irritationen Anlass.

Beide Veranstaltungen, heute wie damals, warben mit ungewohnten und grenzüberschreitenden Alleinstellungsmerkmalen, gerade auch der bespielten Leinwände. (Bedauerlich und durchsichtig klingt dann in einer Nebenbemerkung des arsenal-Programmduktus an, man habe damit "zentrale Aufgaben" der eigenen Institution erfüllen wollen. Sic!).

Klären wir zunächst Widersprüche dieser Marketing-Terminologie:
„Leinwände“, auf die das arsenal in seiner Ankündigung ostentativ abhebt, gibt es in einem Kino nicht (da sie nicht aus Leinen erstellt wird). Der Begriff "Leinwand" ist irreführend. Es wären besser (und nicht erst seit Einführung des Verfahrens zum Durchbruch gelangte) speziell beschichtete und gekrümmte "Bildwände" zu erwähnen – sie waren geometrisch analog berechnet zu den Verzerrungsindices der Aufnahmeoptiken und Winkel, die in Filmtheatern auch Eingang fanden. Leinen möchte man doch besser der Küche überlassen!

Der "gewohnte Rahmen", der nach dem arsenal-Monatsprogramm endlich "gesprengt" werde, war in der Praxis der Veranstaltungen dieser beiden Hauptstadt-Institutionen weder 1992 noch 2011 korrekt angepaßt: weder kann mit der Kinoeinrichtung, mit der man 2011 Programm macht, eine Kino-Norm überschritten worden (denn das Gros aller Spielfilme läuft in den meisten heutigen Kinos in der Aspect Ratio von 2,35 : 1), noch wurden künstlerisch Einsichten jenseits der ästhetischen Konventionen vermittelt.
Revolutionär auch deshalb nicht, weil ein Großteil der Anti-Genre-Filme künstlerisch, obwohl sie dem Anschein nach die Konvention zu durchbrechen scheinen, bestenfalls Montageprinzipien früherer Epochenstände wiederholen und den Grundcharakter der durch die Fox-Filme implementierten CinemaScope-Ästhetik zwar dekonstruieren, ohne jedoch einem neuen „anamorphotischen Stil“ zum Aufschwung zu verhelfen, der nicht bereits im Normalformat vorhanden und aufgehoben gewesen wäre.

Behauptungen im Programmtext zur angeblichen Skepsis bekannter Filmemacher vor dem Format - Billy Wilder und Fritz Lang werden angeführt ("Verfilmung des Lebens eines Dackels" / "Beerdigungen und Schlangen") - verniedlichen die Produktionshistorie zur Karikatur. Die vorgebrachten Zitate der leicht skurril reminiszierten Filmemacher im Programmtext wirken wie Etiketten, um kulturkritische Befindlichkeiten gegen die Formatüberbreite hinüberzuretten, ohne aber eine Werkanalyse vorzunehmen. Eine versachlichtere Herangehensweise an das Thema, anstelle der erklingenden Selbstironie ("wir zeigen CinemaScope ohne Dackel und ohne Särge"...), würde aus heutiger Sicht eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der Breitwandgeschichte beflügeln helfen. Weder aber resultierte Wilders Skepsis aus einer Nüchternheit, wie das arsenal kolportiert (denn Wilder drehte selbst ein halbes Dutzend an Scope-Filmen aus freiem Entschluss), noch läßt sich Fritz Lang, der mit „Moonfleet“ schon in den 1950er Jahren einen CinemaScope-Film drehte, nachsagen, er hielte Scope gut genug für "Schlangen und Beerdigungen". Es handelt sich vielmehr um eine selbstreflexive Ironie Jean-Luc Godards in seinem ersten CinemaScope-Filme, „Le Mépris“, in welchem er seinem Nebendarsteller Fritz Lang dieses Ausspruch ins Drehbuch schreiben liess.

Betrachten wir bitte auch die zeremoniellen, rituellen Prinzipien des Kinos:
Der sich langsam öffnende Vorhang zu Beginn der Vorstellung gebe eine immer größer werdende Leinwand preis, eine Projektionsfläche, der die Wände des Kinosaals kaum Einhalt gebieten können, heißt es im Text.
Auch das ist bei objektiver Betrachtung im arsenal selbst simulativ nicht vermittelbar: eine theatral oder durch Evidenz bestimmte Geschwindigkeit des Vorhangs und der Bildgröße war dort zu keiner Zeite konzipiert worden: die gegebene technische Einrichtung unterliegt allenfalls „Mindestanforderungen“ der gängigen Standards auch der Filmfestspiele, wobei allein schon die Raumgröße kinematographische Faktoren als Alltagsstandard eindampft.
Gerade Substandards aber lassen die beworbene Zeremonie des CinemaScope (oder von 70mm-Breitwandfilmen) nicht zu. Die Vorhanggeschwindigkeit des arsenal verhält sich im arsenal identisch zur Projektion eines erheblichen Teils der Filme in der Alltagspraxis jener Spielstätte. "Grenzüberschreitende" Erfahrungen für den Zuschauer sind daraus nicht abzuleiten.

Die eigentlichen Innovationen der Seh- und Höreindrücke der anamorphotischen Prozesse wurden also weder 1992 noch 2011 prägnant erfasst. Sie sind primär nicht im Seitenverhältnis von 2,35 : 1 zu verorten. CinemaScope beinhaltete signifikantere Mermale und Wirkungskriterien. Weswegen nun ein Film wie „The Age of Innocence“ hinsichtlich seines Formats wohl eher irrtümlich in die Reihe „hineingerutscht“ ist, denn der Film ist nicht anmorphotisch, sondern sphärisch gedreht worden. Er lässt zudem auch ästhethisch ein im Programmtext behaupteter Vergleich zu Visconti oder Ophüls nur unter Mühen ziehen. Man könnte sagen: Ophüls fragmentiert, Scorsese summiert.

Als "übergross", wie die Darbietung deklariert und gleichzeitig Präsentationsniveau für sich reklamiert werden, konnte man CinemaScope weder 1992 noch 2011 erfahren, zumal "Grösse" für sich eine Variable darstellt.
Variabel abhängig a. vom Negativ-Format, b. von den in der jeweiligen Kinoregion wirklich herausragenden Bildwänden, c. von einer aufsehenerregenden Abweichung der Projektionsgrößen vom Projektionsalltag exponierten Spielstätte. (Besitzt das arsenal, das ist zu fragen, etwa eine Dimension 150-Bildwand und Optik? Mithin eine echte Innovation, die aber an der Virulenz der Flachleinwände scheitern dürfte).

Zahlreiche Voraussetzungen für artgerechte Wiedergabe des historischen Filmschaffens im Detail und ganz allgemein vermag das arsenal nicht zu erfüllen und wird sie in den Gegebenheiten seiner Örtlichkeit niemals erfüllen können. Der Besuch bei klassischen Genrefilmen ist daher auch entsprechend schwach ausgelastet. Ersatzweise sei das arsenal somit ermutigt, zumindest den wissenschaftlichen Diskurs voranzutreiben.

Nachdem Dr. Reiner Rother seine Kinematheks-Filmreihe von 2009 salopp "bigger than life" taufte, und das arsenal im Wilder'schen Sinne kontert, versteht eine youtube-, Twitter- noch 3D-Generation weder den ironischen noch ernsthaften Gehalt des arsenal-Ansatzes.

Dennoch lohnten, trotz der widrigen Kinobetriebsverhältnisse am Potsdamer Platz, einige ausgewählte Filmkopien einen Besuch - den Rest und das Drumherum wird man aus der Erinnerung vor dem "inneren Auge" rekonstruieren müssen.

Die aufgezählten arsenal-Filmtitel gehören übrigens zum Stammrepertoire der KoKis laut Bestandlisten der FIAF.

„Bigger than life“ (der Ray-Film) lief in Berlin noch 1993 in 4-Kanal-Magnetton im damaligen Filmpalast Berlin (heute astor Filmlounge). Nun sahen wir also die pflegeleichte Lichttonkopie.
CINEMASCOPE - BIGGER THAN LIFE 2011 (das meint die Filmreihe des Kino arsenal, brachte dennoch filminhaltlich diskutable Titel: „George Washington“ (eine Sozialtragödie in einer Kleinstadt North Carolinas): klassische, liebevoll ausgeleuchtete anamorphotische Fotografie auf Fuji-Negativ. Die schönste Filmkopie seit Jahren, hervorragende Farbkontraste und fast völlige Kornlosigkeit. Großenteils spielen Kinder und heranwachsende Jugendliche die Hauptrollen. Ein Erfolgsfilm des Forums des Jungen Films von 2001, etwa 20 Besucher fanden sich hierzu ein. „Carmen Jones“ (der Preminger-Film) war als beige-farben ausgelaugte Version zu sehen, Bildbeschnitt auf 2.55 : 1, der leider bei singenden Protagonisten auffiel. Tonformat: Dolby SR, aber wie Monoton anzuhören (auf DVD ist der Surround-Ton dagegen besser, der Digitalton aber schlechter). Es kamen ungefähr 12 Besucher.
Immerhin interessierten sich 21 Gäste für „Strassenkontrolle“ (einer der Vorbehaltsfilme von 1971, nach der "Perestroika" 1985 freiggegeben), der natursymbolistische Ansätze mit klassischen Montageprinzipien des russischen Formatlismus verband. Recht gute Schwarzweiss-Duplikatkopie. Inszenatorisch sehr ernst, merklich eine Botschaft oder Belehrung aussenden wollend. 1971 verboten, weil hier ein dersertierter russischer Soldat zur Roten Armee zurückkehrt und damit ein Tabu-Thema anpackte.
„Neun Leben hat die Katze“ (Stöckl-Film) gilt als Pilotfilm des feministischen Ouevres im CinemaScope-Format und läuft desöfteren in Berlin.
„Age of Innocence“ (Scorsese/Ballhaus-Film, gedreht im sphärischen Super 35-Format) konnte ich technisch und inhaltlich nicht als genuinen CinemaScope-Beitrag einordnen.
„Pierrot le fou“ (Godard-Film) bleibt dagegen immer ein grosser Klassiker und vor DOGME 95 ein Werk, dass Schemenhaftigkeiten im Scope-Format aufbrach.
Vor DOGME 95 und noch konträr hierzu schuf Lars von Trier einen aufsehenerregenden Scope-Wurf mit „Europa“, der auf verschiedenen Tableaus Farb- und Schwarzweiss-Szenen kombinierte und Rückprojektionen in Ausschnittsvergrößerungen einsetzt, um psychedelische Affekte zu erzielen (angelehnt offenbar an Kafka und mit einem Aufwand von „Doctor Zhivago“-Verhältnisse produziert).
„Forty Guns“ (Fuller-Film) war in einer viel zu dunklen Kopie zu sehen, Mono-Lichtton.
„East of Eden“ (Kazan-Film) in einer verglichen zur ZDF-Fassung total ausgelaugten Mono-Lichttonkopie mit gröbstem Korn.
Als schräge Entdeckung kann „Die endlose Nacht“ (Tremper-Film) goutiert werden: zu 98% nur in der Empfangshalle des Flughafen Tempelhof gedreht, verinken die Aussenaufnahmen in bewusst insenierten Diffusionseffekten bei Nacht. Immerhin kamen hier etwa 25 Besucher.
„Der geteilte Himmel“ (Wolf-Film) lief schon ein paar Wochen zuvor im 'arsenal' und hätte nicht wiederholt zu werden brauchen.
„Bonjour Thristesse“ (Preminger-Film) zeigte sich in eher neuerer Dupkopie.

Fazit:
Das Projektionsbild lag stets bei 2.35 : 1, war dennoch stark beschnitten und ohne jede für CinemaScope erforderliche Durchbiegung.

Zumeist schienen an den Einzelfilmen interessierte Gäste den Weg ins arsenal gefunden zu haben. Ein Bezug zur Thematik Scope-Ästhetik/Technik/Geschichte war weder bei den Gästen noch den Kuratoren zu erkennen. Auf Referenten und Ansprachen wurde generell verzichtet, und der Foyer-Aushang beschränkte sich auf Kleinplakate und Inhaltsangaben der Handlung. Die Besonderheit von CinemaScope auch als Vorreiter des Mehrkanaltons fand keine Erwähnung. Die vollmundige Ankündigung mit, direkt zitiert, "übergroßen CinemaScope-Format, das die Breite der Leinwand zu sprengen scheint" [...] wir bieten Ihnen die Möglichkeiten zur Horizonterweiterung" war in anbetracht der Kastenbühne nicht nachvollziehbar. Den "sich langsam öffnenden Vorhang zu Beginn der Vorführung" der eine "immer größer werdende Leinwand preisgibt, eine Projektionsfläche, der die Wände des Kinosaals kaum Einhalt gebieten können" konnte ich am Potsdamer Platz, zumindest in dieser Spielstätte, nicht finden.

Das [Cinema-]Scope-Dauerrepertoire einst im Delphi-Palast Berlin, viel später auch in Programmkinos in Essen, Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe oder Bonn (weitere Städte und Orte wären zu nennen) war bei näherer Betrachtung in nahezu allen Belangen avancierter als die asenal-Reihungen: frei finanziert und cinéastisch gründlich verhandelt. Jene Spielpläne existieren ja noch, und auch die technischen Voraussetzungen vieler anderer, gewerblich tätiger Kinos übertreffen die Flachbildwand- und Black-Box-Darbietungen am Potsdamer Platz.

Die zentralen Aufgaben und Kompetenzen des arsenal sind offensichtlich andere. Dieses renommierte Programmkino sollte auf dem Boden des Machbaren bleiben und nicht versuchen, die Kinogeschichte in das Korsett der Bedingungen im Sony-Center zu zwängen. Bedingungen, über die Ulrich Gregor in einem TIP-Interview vor drei Jahren bedauerlicherweise resümmierte: "Wir haben hier eigentlich alles".

Dem ist so nicht, und ich begrüsse die alternativen Projekte dieser Stadt, die seriös und sachlich ihre Kinos führe - jenseits der Leuchtturm-Mentalität, die sich das arsenal zueigen gemacht hat.

Um die nur vorgeschobenen Programmziele zu realisieren, hätte sich die öffentliche Hand 1999 nicht in Art einer Ghettoisierung der kommunalen Kinostätten im Keller-Areal des Sony-Centers vom Hausherrn über den Tisch ziehen lassen sollen. Man hätte den Royal-Palast im Europa-Center zusammen mit der Kinemathek beziehen können - oder das in einem Interview seitens Erika Gregor in der B.Z. im Januar 1970 erwähnte Capitol am Lehniner Platz - und man stünde jetzt an der Spitze kinematographischer Errungenschaften anstatt im Abseits.

Das schmälert sicher nicht andere und relevantere Errungenschaften der arsenal-Arbeit, es relativiert aber die Vereinnahmung von Kinogeschichte in diesem Haus deutlich.

Bitterer Schluß: der Konsum von DVDs scheint in einer Epoche zerbrechender Filmtraditionen oft lehrreicher als ein Neuaufguss der schon 1993 von vielen Fachzeitschriften kritisierten Kinematheksretrospektiven - die vergleichsweise dennoch einige inhaltliche Ansätze gegen den lustlos multiplexalen Abspulbetrieb hervorbrachten. Denen die Kinemathek 2009 ein "70mm - bigger than Life" nachschob, um ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, jedoch an unkorrigierten Filmkopien und desaströsen Projektionsbedingungen kränkelte.

Was nun in der arsenal-Nachhut auch in den kommenden Jahren ein fröhliches Comeback feiert.

Montag, 6. Juni 2011

alea iacta est

"alea iacta est" for the 7th Globians Doc Fest Berlin. Final deadline of our call for submissions has passed yesterday. Final preview screenings ongoing. Festival programming in the works. Final festival program announcement expected for end of June. Looks like INDIA will not only be a new force of gravitation in a globalized world but also one of our forthcoming heavywights in the festival run. We shall also go with a BEYOND INDIA perspective this time. We are expecting to present some "masters of light of cinematography", thinkers and thoughts enabling a future for us all -- and what it means to live in the Italian mountains. A lot of docs on, about and with music to expect. So stay tuned.


Globians Doc Fest Berlin 2011
August 11 - 17, 2011
Kino Toni Berlin (Antonplatz)
www.globians.com


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