Donnerstag, 29. April 2010

Die Simulation von Raumhaftigkeit ist nicht die Sache selbst

Unter der Überschrift "Wie gefährlich ist 3D?" verdeutlicht ein Beitrag des Nachrichtentickers aus dem Heise-Verlag vom 24.04.2010, dass die Simulation von "3-D" zu einem Krankheitsbild ähnlichen Symptom namens "binokulare Dysphorie" führen kann, weil die Entkopplung von Schärfe und Akkomodation letztlich den Zusammenhang zwischen Detailschärfe und Objektentfernung auslöst und zu räumlichen Delokalisierungs-Wahrnehmungen in der wirklichen Welt führen kann.

Ergo: 3-D ist gefährlich, weil es zu konditionalen Fehlwahrnehmungen führen kann.

Besser man lässt die Finger davon und hält sein Sehen zurück.

ATRIUM

Freitag, 23. April 2010

Dede Allen, Arnold Spohr, Werner Schroeter

Dass im US-Kino der ausgehenden 1960er-Jahre visuell sich aufregende, prickelnde Entwicklungen ereignet haben, ist sicherlich auch dem damals neu aufkommenden, künstlerischen Mut der Film-Editoren zu verdanken. Eine aus dieser Topliga neben Thelma Schoonmaker und Allen Coates hat uns am 17. April 86-jährig verlassen: Dede Allen. Hier der Link zum Nachruf bei der L.A. Times. Von "Odds Against Tomorrow" (1959) als spätem US-Noir von Robert Wise über den konstruktivistischen Schnittessay bei "Bonnie and Clyde" (1967), menschliche Abgründe bei "Alice's Restaurant" (1969) und "Little Big Man" (1970), implodierende Farce bei "Dog Day Afternoon" (1975), bei "Slaughterhouse-Five" (1972) und bei "Slap Shot" (1977) sowie einem Epos nach langer Unterbrechung und mit dramaturgischer Unterbrechung – also Pause – bei "Reds" (1981) bis hin zu den "Wonder Boys" (2000). Final Cut war "The Final Cut" von 2004 (und doch nicht ganz).

Arnold Spohr, der Impressario der Royal Winnipeg Ballet Co. starb am 12. April ebenfalls 86-jährig. Er war der Star des Dokumentarfilms "40 Years of One Night Stands", den wir beim Globians Doc Fest Berlin 2009 zeigen konnten. Traurig für die Tanzwelt, aber gut für den Dokfilm, der es immerhin namentlich in den Nachruf der NYT geschafft hatte.

Und dann hat Dave Kehr in der NYT vom 21. April einen Nachruf auf Werner Schroeter veröffentlicht, auch wenn der offene Liebesbrief von Holger Mischwitzky zugegebenermaßen sich interessanter las.

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Freitag, 9. April 2010

Neue Super-8-Filme braucht das Land!

Der 6. April 2010 war nicht nur für ARRI ein wichtiger Tag (siehe ALEXA), sondern auch für Kodak: Eastman stellte einen neuen Ektachrome Farbumkehrfilm (100D, 100 ASA, 21 DIN, Tageslicht) in Super-8-Konfektionierung vor und bekennt sich deutlich zu weiteren Innovationen auf diesem Gebiet. Zwar wurde der Plux-X SW-Umehrfilm ebenso aus dem Programm genommen wie der Ektachrome 64, nachdem es den Kodachrome 64 nicht mehr gab, aber immhin: TRI-X, Ekta100D und zwei Vision Farbnegativfilme bleiben im Sortiment für die beiden Hauptprotagonisten: Pro8mm in Burbank und Wittner in Norddeutschland. Super8 hat sogar ein eigenes, unabhängiges Blog zu bieten: http://onsuper8.blogspot.com/

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ARRI im Kringel: ALEXA

Die ALEXA wurde am 6. April im Auditorium der "Directors Guild of America" von ARRI erstmals der US-Kameramann-Öffentlichkeit vorgestellt. ARRI reagiert drei Jahre nach dem Verkaufsstart der RED-Kameras nun mit einer anscheinend verkaufsfertigen Mischung aus Videokamera, versprochenen 13,5 Blendenstufen und PL-Fassung für Kine-Optiken. Einen Coup landete ARRI ein paar Tage zuvor mit der Meldung, dass man jetzt auch Apples PRORES Edit-Codec auf die Kamera portiert habe, um ohne Vorbereitungsarbeiten das Material direkt im NLE bearbeiten zu können. ARRIRAW-Daten gibt es zudem im anderen Workflow ohne Wavelet-Datenreduktion (im Gegensatz also zu REDCODE). Der Kamerabody soll schlappe 50.000 EURO kosten, als durchschnittliche Rental-Fee werden 750 US$ pro Tag angegeben (für die Kalkulatoren). Nur was außer LTO-Bändern zur Datensicherung für ein paar Wochen lang den Langzeiterhalt der Werke sicherstellen soll, weiß keiner, gerade bei den ambitionierten Projekten, die sich keine Analog-Sicherung auf Film oder "Separation-Master" leisten können.

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Donnerstag, 8. April 2010

Charlie Rose

Was man bei unseren TV-Dampfplauderern hierzulande – Will, Beckmann, Maischberger, Plasberg und Illner – leicht vergisst, dürfte die Tatsache sein, dass ein Talk-Titan wie Charlie Rose uns hier in Deutschland mehr als fehlt.
Um so erstaunter darf man sein, wie sich ein Mathias Döpfner bei Charlie Rose darstellt und zeigt. Die Statements sprechen für sich selbst, gerade wenn man genau zuhört. Wenn jemand sich und etwas darstellt, dann zeigt sich eben auch etwas, was nicht notwendigerweise sich auf die intendierte Darstellung beschränkt.
Auch nicht schlecht bei Rose in der Sendung war das Duo Mossberg & Carr in Charlie Rose' Sendung zum iPad-Start und nur einige Wochen vorher Joseph Stieglitz über den weiteren freien Fall der Ökonomie. Na, was das als Überraschung wohl noch alles bringen wird...
WENN|DANN: Wenn das PIIGS-Schuldenproblem den EURO als Währung gegenüber dem US$ stark abwerten sollte, dann hat der US$ das größte Problem mit seiner überschnellen, über Schulden und Handelsdefizite finanzierten Aufwertung, was den Derivate-Luftblasen ein erneut rasches Ende bereiten dürfte. Wenn es dazu kommen sollte, wird das Währungsverhältnis zwischen EURO und US$ bald nachrangig, weil die Währungsratio dann nicht mehr aussagekräftig ist. Kurz: WENN|DANN sind beide Währungen hinüber; das kann ganz schnell gehen... Surprise, surprise.

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Sonntag, 4. April 2010

Neue Zylinder für den Edinson-Phonographen

Das beste Kontrastprogramm für den iPad dürften in England neu produzierte Zylinderaufnahmen für den Edinson-Phonographen sein. Man darf also auf das Wiederauflebenlassen einer Schellack-Schallplattenfabrik wieder hoffen. Die Meldung passt übrigens zur Weiterführung bzw. Weiterentwicklung von Polaroid-Sofortbildfilmpacks. Wie gut, dass es paar Freaks gibt, die in der Nische die Analogtechnik des 20. Jahrhunderts anschaulich weiterführen, um weiterhin anschaubar zu bleiben.

ATRIUM

Das Cupertino-Politbüro gibt bekannt...

Die beste Fundamentalkritik zum iPad-Start gibt es von Cory Doctorow bei BoingBoing. Aber auch John Markoffs Beitrag für die FAZ (bereits vom 2. Februar 2010) liest sich ganz hervorragend. Jörg Kantel versteht – ebenfalls in der FAZ vom 2.2.10 – den iPad als noch nicht mal bessere "Fernbedienung".

Apples Vorzüglichkeit stammte stets aus der Position des Underdog, also von etwas, was Microsoft nie erfahren durfte. Dass nunmehr Apple sich aus der Position des Underdog in die eines "Bully" herausgearbeitet hat, bekommt weder deren Firmenphilosophie noch einer kulturgeschichtlichen Wertschätzung, die man deren Aktivitäten und Produkten zuschreiben kann. Aus einem kulturellen "Input" ist solchermaßen ein "Impact" geworden, also etwas Zerstörerisches.

Aufgefallen ist mir das bereits, als Mr. Jobs schon in 2004 das "Jahr von HD" ausgerufen hatte, doch – nach sechs Jahren in 2010 – gibt es noch immer keinen Computer von diesem Unternehmen mit BluRay-Disc-Ausstattung zu kaufen; ja dass es überhaupt noch Computer von Apple zu kaufen gibt, grenzt mittlerweile an ein Wunder. Suspekt bleibt mir allemal, dass ausgerechnet diejenigen Leute, die früher ständig über "Apple" die Nase rümpften, nun seit einiger Zeit gleich mit einem Dutzend iPhones in der Hand zu sehen sind. Arme Irre.

ATRIUM

Freitag, 2. April 2010

Aprilscherze

Auf den platten Aprilscherz von ARD-Aktuell via tagesschau.de, wonach die Rootserver des Internet wegen ausgegangener IP4-Adressen nunmehr abgeschaltet würden, bin ich nicht reingefallen, auch wenn ein guter Freund mich mit einem entsprechenden Panikanruf aus dem noch guten Schlaf weckte. Dem Herrn konnte geholfen werden...

Dafür bin ich für mindestens eine Stunde der ct-Redaktion und deren Aprilscherz mit dem von der Industrie verheimlichten und epedemischen Bakterienfrass bei vom Glasmaster replizierten Neu-DVDs (samt gelblicher Pustel-Beweisfotos aus DVD-Laufwerken) komplett auf dem Leim gegangen. Die Geschichte war einfach zu gut, um sie (und die dahinter leicht vermutbare Verschwörung der Industrien) nicht glauben zu können. "Und das verstecken die auf Seite 90!".

Letztlich brachte mich nicht etwa Googeln davon ab, sondern die Kontradiktion, dass es im Scherz-Artikel einerseits hieß, auch alte DVDs wären kontaminierbar, an anderer Stelle aber, dass nur frische DVDs (aus den letzten 6 Monaten) davon betroffen seien. Gut gemacht, CT!

Das Bedauerliche an dieser Geschichte ist nun, dass DIES der Aprilscherz war und nicht etwa der für eine Computerzeitschrift aus der Graswurzelzeit euphorisch klingende Beitrag über militärische Kampfmittel- und "Aufklärungs"-Drohnen, dem in der nächsten Ausgabe auch noch ein Follow-up folgen soll. Nicht nur wurde aus der IT das Medium, sondern IT wird auch anscheinend zum Fluidum, in dem zwischen Kriegsmitteln sowie Kriegstechnik einerseits und Hobbyismus andererseits nicht mehr so genau unterschieden werden kann.

ATRIUM