Mittwoch, 23. Februar 2011

the film print: next stop - terminus station

Als ich mich rund um die jüngste Berlinale mit JPG, dem Vorstand des Kinomuseum Berlin e.V., traf -- da war die Zukunftsspanne von Film im audiovisuellen Medienprozess auch ein Thema des Gesprächs. Natürlich ist an JPGs Argument etwas dran, dass noch mehr als 85 % aller kommerziell betriebenen Kinos weltweit mit Film arbeiten.

Ich mochte für eine Prognose, wie lange noch auf Print-Film kopiert und distribuiert werden wird, mich allerdings nur noch auf Sechs-Monats-Intervalle einlassen. Und die Nachrichten prasseln derzeit gleich in steter Reihenfolge herein:

1. Die deutschen Filmkopierwerke scheinen derzeit eine Auftragsflaute bei 35-mm-Produktionen in Sachen Negativentwicklung zu haben. Die neuen Großchip-Kameras wie RED, Alexa und die neue AF-101 von Panasonic hauen kräftig ins Kontor. Es wird mehr und mehr als Filmemacher "unschicklich", noch weiterhin mit Film zu arbeiten -- siehe auch die jüngste Diskussion um das Verbot von Super16-Negativ-Materialien wegen "Kompressionsartefakten bei Filmkorn", also eigentlich wegen übertrieben niedrigen Datenraten. Das Raunen vom "Filmlook" ist so weit weg verhallt, dass man sich fast schon gar nicht mehr daran erinnern kann.

2. Der Fachpresse kann man derzeit entnehmen, dass z.B. die 35-mm-Print-Abteilungen bei der Geyer-Nachfolgefirma aus Hamburg und München nach Berlin zusammengezogen und konsolidiert werden sollen, bzw. schon wurden.

3. Der UK-Guardian brachte gestern einen sehr persönlichen Beitrag der Filmkünstlerin Tacita Dean, wonach das letzte verbliebene Filmkopierwerk mit 16-mm-Printabteilung (und Positivtrakt) in UK, das ehemalige 'Soho Film Laboratory', -- nach Übernahme seitens des Deluxe-Konzerns (und daher jetzt umbenannt in 'Deluxe-Soho') mit sofortiger Wirkung die 16-mm-Positivabteilung geschlossen hat:
http://www.guardian.co.uk/artanddesign/2011/feb/22/tacita-dean-16mm-film/print


Ich bin sehr froh, dass wir mit der Ausgabe 8 der "Weltwunder der Kinematographie" noch eine kurze 'Geschichte des Filmkopierwerks' aufschreiben konnten und ihr so noch ein kleines Denkmal setzten:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3934535267/kulturcontent-21


Zeit würde es jetzt, ggf. eine Liste aufzusetzen, welche Filmkopierwerke in der weiten Welt überhaupt noch was an klassischen Filmkopierwerksleistungen anbieten können. Anders herum formuliert, die letzten würden nicht die Hunde beißen, sondern ein vielleicht erträgliches Auskommen haben können, sich den verbleibenden Restmarkt an Filmkünstlern, Liebhabern und sonstigen 'Verrückten' aufzuteilen.


Völlig unbeantwortet bleibt weiterhin die Frage, worauf die ganze Flut an Video-Digital-Werken und sonstigen Bewegtbild-Materialen kuratorisch selektiert und mit einer gewissen Erhaltungschance materiell gespeichert und gesichert werden soll und werden kann.

Wir nähern uns schwarz bleibenden Zeiten vor lauter Bildschirm-Blendung.


JP

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.