Donnerstag, 16. Februar 2012

Der Berglöwe auf dem Sprung in den Abgrund

Heute kündigte "Apple Inc." per Pressemeldung die Veröffentlichung der Entwickler-Vorschau von OS X "Mountain Lion" an.

Es ist ein weiterer Meilenschritt, das seit rund 30 Jahren bekannte und erfolgreiche Konzept des offenen "Personal Computer" zu verlassen, um einen 'computerless Computer' als proprietäre Box normativ durchzusetzen. Auch Windows8 für ARM aus dem Hause Microsoft scheint diesen Weg gehen zu wollen.

Es scheint, dass "Mountain Lion" als neunte OS-X-Edition der letzte Schritt hin zu X-OSX-iOS sein dürfte, bevor also Mac und iOS auf Betriebssystem-Ebene zusammen verschmolzen werden. Wie man der Ankündigung entnehmen kann, hat es Apple damit auch eilig: Dafür spricht vor allem der "Gatekeeper" als neuer Betriebssystem-Funktion, um sich der Software-Installation durch simplen Webdownload oder via Silberscheiben zu entwöhnen. 'Es ist nur zu Deiner Sicherheit!' -- Den Schritt, die Nicht-App-Store-Software-Installation auf Betriebssystemebene zu unterbinden, haben sie sich noch nicht getraut durchzusetzen. Das kommt dann beim nächsten Mal. Die Augenwischerei ist nun die, dass nur noch hier bis auf Weiteres der Nutzer der "Gatekeeper" sein darf; beim nächsten Mal dürfte die große Firma diese Gatekeeper-Funktion dann selbst übernommen haben und damit alles in der Hand haben, was darf und was nicht mehr kann. Insofern ist der "Brand" vom "Gatekeeper" eine Frechheit hoch drei.

Es sieht bei 9OSX bereits vieles nach "Downgrade" aus; denn auf Apples Antwort die Zukunft ihres File-Systems betreffend warten wir seit 2006 vergeblich (mit damals abgesagtem ZFS, weil Herr Jobs auf Mr. Sun wütend war) -- und von "Btrfs" scheint man bei Apple noch nichts gehört zu haben. Wahrscheinlich heißt Apples Antwort beim Thema File-System "iCloud", denn die Workstation/Laptop-User sollen sich um ein "Filesystem" und seine Transparenz gar keine Gedanken mehr machen. Das macht jetzt alles Apple proprietär, so wie sie gerade CUPS die Linux-Funktionen nehmen.

Nach der Pleite mit FCP-X, den eingestampften Rack-Servern samt SAN (alles drei waren deutlich wahrnehmbare "Verkehrsschilder", die Pros. sollen sich gefälligst wo anders umschauen!) sind viele im Videopostproduction-Bereich i.Ü. auf der Suche nach einer neuen Plattform (auch eine Marktlücke übrigens!), was dem "Raketenabsatz" und dem "Monopol auf Profite" bei Konsumentenprodukten ja keinen Abbruch tut. Allerdings verlagert sich die Innovationskraft im Hause Apple zunehmend aufs Gerichtsprozesseführen, was letztlich ein "wildes-um-sich-Beissen" des Platzhirschs vor tiefem Fallen ankündigt, auch wenn der anstehende Apple-Fernseher wieder ein weiterer Erfolg werden sollte.
Allerdings möchte man nicht wissen, wie viele OSX-Nutzer bewusst noch bei den verganenen Hauptrevisionen Tiger und bei Snow Leopard verharren, auf Grund des 'Legacy-Software-Supports' (OS9 bei Tiger und PPC-Binaries bei Snow Leopard durch Rosetta). Die wohl überaus übersichtliche Upgrade-Rate von SnowLeopard auf Lion hat Apple (trotz günstigem Preis und Benutzerfreundlichkeit durch App-Shop) ja stets geheim gehalten (es muss schrecklich wenig gewesen sein!) und hoffte auf wachsenden Lion-Marktanteil durch Neu-Hardware-Verkäufe... Jetzt hoffen sie, dass die Kommunikationsanbindung von OSX ans iOS mehr Leute zum Upgrade lockt als bislang. Während bislang immer 18 - 24 Monate zwischen den Betriebssystem-Hauptrevisionen vergingen, sind es jetzt nur noch sieben -- und der letzte Release steht erst bei 10.7.3 (im Vergleich zu 10.4.11, 10.5.8, 10.6.8 als jeweils letztem Release der vergangenen Hauptrevisionen). Man hat es im Hause Apple wirklich eilig, aus dem offenen OSX rauszukommen.

Ich denke, es werden auch viele die Angst und Sorge teilen, wo man nach einem Totalabsturz seine Anwendungs-Software nebst passendem Betriebssystem her bekommt (um seine Anwendungsdaten am Leben halten zu können), wenn die Herrscher des App-Shops die alten Software-Versionen nicht mehr zum Verkauf anbieten und man zur Neuinstallation keine "Master"-Silberscheiben mehr bekommen hat, die von allen Online-Herrschern unabhängig funktionieren, geschweige denn noch über einen Computer zu verfügen, bei dem man auf Firmware-Ebene und vom OS erlaubt von Silberscheiben oder aus dem Webbrowser heraus Anwendungs-Code auf den eigenen "Personal Computer" laden darf, ohne einen anderen Gatekeeper und seinen Grabbeltisch bemühen zu müssen.
Von der Perspektive des Datenerhalts arbeitet allen voran Apple am großen Schwarzen Datenloch auch wenn sie mit ihrer Backup-Software stets das Gegenteil behaupten. Dass man bei FCP-X keine Dateien aus FCP-Versionen 5, 6 und 7 mehr laden kann, war ein entsprechender Warnschuss. Es hilft also auch nicht das Argument, man könne ja die neueren Software-OS-Version stets noch im Online-App-Shop beziehen, um alte Dateiversionen weiter zu verwenden.

Es stimmt: Apple ist ein Meister der "Selbstkannibalisierung"
Steve Jobs - “If you don’t cannibalize yourself, someone else will.”

http://www.eoshd.com/content/6913/kodak-file-for-bankruptcy-a-lesson-for-all-...

Das Dumme bei Apple-Produkten ist nur, dass man als User in der Nutzungs-Symbiose bei der Produktevolution davon mitbetroffen ist.

Bestimmte Dinge sollen eben bleiben dürfen -- auch wenn sich viel oder fast alles verändert. Dafür fehlt diesem Unternehmen jedwede Sensibilität, der zweite Grund für den bevorstehenden konfuzianischen Wandel vom Platzhirsch zurück zum Underdog.

PS: Was man wohl in "Mountain View" zu "Mountain Lion" meinen wird?

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