Freitag, 27. Februar 2009

Berliner Kinomuseum

Bei den Kollegen vom Berliner Kinoführer "Kinokompendium" findet sich zum Thema "Berliner Kinomuseum" folgender Eintrag:

http://www.kinokompendium.de/kinomuseum.htm

Zur Positionsbestimmung eines in Berlin derzeit fehlenden Kinomuseums schieb Mr. Cinerama vom Vorstand des Ende 2008 neu gegründeten Kinomuseum Berlin e.V. vor kurzem an anderer Stelle im Internet einige Thesen, die in den vielen wilden Diskussionen der Foren nicht verloren gehen sollten:


Da ich von unserem Vorgänger M.C. (vielbelächelter Betreiber des "1. Berliner Kinomuseums" seit 1962, eines spartanisch hergerichteten Kinos in Manier der Nickelodeons mit harten Klappstühlen der 1910er Jahre) in den letzten Jahren einiges begriffen habe, was ich zuvor lediglich skurril fand, ergeben sich einige Beobachtungen:

- das Konzept eines archetypischen Spielbetriebes unter Ausblendung sämtlicher späterer Moden und Technologien erklärt sich aus dem Anspruch eines Museums selbst
- Der Rückgriff auf Consumer-Medien (falls dies gar in einigen KoKis in Kürze Schule machen sollte) wäre ein Virus im gesamten Museums-Unternehmen
- Der derzeitige DCI-Digital-Roll-out scheint nicht unbedingt die Hoffnungen zu nähren, die auf eine Wiedergeburt des Repertoires, auf die Stärkung der Programmkino- und Verleihszene, auf Vielfalt der Programmsparten u.a. gerichtet sind, wie einst propagiert wurde. Tatsächlich ist es eine Marktbereinigung der Majors, und das Repertoire wie auch Spartenprogramme und Dokumentafilmfestivals werden es aus Gründen der verleihpolitischen Bedingungen in diesen Kinos genau so schwer haben wie zuvor
- Mittlerweile sind 4k-Projektionsgeräte in Rede, die in Kürze zu erschwinglicheren Preisen als 2k-DLP-Projektoren erwerbbar sind und möglicherweise in der Programmkinoszene Verbreitung finden könnten
- Die ständigen Auf-, Nach- und Umrüstspiralen der Digitalisierung arbeiten gegen die Lebensinteressen und Betriebsgewohnheiten des ortsbasierten Schaustellerbetriebes "Kino"
- Für die Durchführung von Dokumentarfilmfestivals mit Videoformaten genügen i.d.R. Leihbeamer vollauf
- Der geringe museale Etat für Ankäufe eines Museums sollte daher kinohistorisches Inventar ins Auge fassen, aber auch Produktions- und Kameratechnik berücksichtigen (so wurde kürzlich über eBay die erste 70mm-Kamera angeboten, eine Mitchell Fox-Grandeur von 1929)
- Ein Mehrsaalhaus (wie "Die Kurbel") liesse verschiedene altmuseale oder auch postmoderne und avantgardistische Konzept zu. Für diesen Zweck wären aber spezifische Räume herzurichten. Für Widescreen-Projektion eigente sich kein einziger. Ein Hin und Her der unterschiedlichen Medien und Filmbänder zwischen gleichförmigen Sälen (wie wir sie leider in einigen modernen Museumskinos erleben) wäre sogar zum Nachteil der Vielfalt und Differenzierung
- Es besteht durchaus ein Anspruch, mit photomechanischem Equipment Perfektion zu erreichen, die von modernster Digitalprojektion eben nicht zu schlagen wäre: dazu gehört auch das Tilgen peinlicher Mechanik-Fehler, wie wir sie hier wie dort erst kürzlich erlebten. Ein perfekter Filmbildstand ist keineswegs etwas Aussergewöhnliches, sondern die Mindestvoraussetzung für einen anbietbaren Spielbetrieb
- Ein Museum für Audiovsion ließe sich durchaus andocken! Erstens existiert es noch nicht in Berlin, und zweites wäre es durch räumliche/architektonische Trennung zum Kinomuseum begründet und sogar geboten. Ähnlich Bradford. (Allerdings bitte ohne Digitalprojektion von "How the West was won" - solche Kontaminierungen gilt es von vorneherein auszuschliessen).
- Dennoch ist an ein Grossprojekt nicht zu denken, denn die Betriebsnebenkosten des genannten Charlottenburger Kinos sind derzeit nicht einmal durch Mainstream-Versorgung zu decken.



Meiner Ansicht nach steht und fällt die Neueinrichtung eines Berliner Kinomuseums mit der Attraktivität der Immobilie und damit mit den finanziellen Möglichkeiten.

An den Hürden, sich eine Immobilie an die Backe zu kleben, sind schon Koryphäen wie Peter Stein und Irene Mössinger gescheitert. In Wedel (Holstein) hat sich für das im Entstehen befindliche Technicum-Museum dankenswerterweise die ehemalige Anamorphoten-Fabrik Möller zum Raum- und Mittelsponsoring entschlossen. So etwas sind Glücksfälle. Ob wir hier in Berlin glücklich werden, wird uns Fortuna sicherlich irgendwann mitteilen.

ATRIUM

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