Dienstag, 1. September 2009

Nina Koshofer

Die Erstausstrahlung der Fernsehdokumentation "Sommer 39" auf arte hatte ich festivalbedingt versäumt, freute mich aber heute über die Wiederholungs-Ausstrahlung im WDR-TV -- platziert in der Nacht zum 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs. Die wechselseitige Spiegelung von erzählter und berichteter Alltagswahrnehmung, weitererzählt aus der hermeneutischen Haltung der Augenzeugen, der Berichtenden und Erzählenden, ihre sorgfältige multiperspektivische Auswahl, und die dagegen gesetzten Weltenläufe in der großen Politik fand ich in dieser sensiblen Balance sehr überzeugend. Das "literarische Zitat" als dramaturgische Konstante erinnerte mich ein wenig an die Meisterwerke von Ken Burns. Nina Koshofer, die für "Sommer 39" als Co-Regisseurin und Co-Autorin zusammen mit Mathias Haejntes zeichnet und außerdem die Tochter von Autor Gert Koshofer ist, hat sich mit dieser Produktion als gewichtige Stimme im Genre der geschichtlichen Fernsehdokumentation etabliert. Dass man in diesem Blog kein Fan von Bildbeschnitt historischen Klammermaterials ist (16:9 schlägt auch hier wieder ARD-konform gnadenlos zu), braucht nicht extra erwähnt zu werden. Wir werden es hier jedenfalls so lange erwähnen, bis dieser kulturellen Unart in den Redaktionsstuben Einhalt geboten werden wird. -- Weniger überzeugend fand ich in der Autorenschaft von Nina Koshofer hingegen 2007 den Elfteiler über "Die Juden - Geschichte eines Volkes", die mit puppenstubenhaftem Reenactment Sendeplätze füllte. Dass diese Art von kunsthandwerklicher Bebilderung möglichst bald selbst Gegenstand der Fernsehgeschichte werden wird, ist jedenfalls sehr zu hoffen.

ATRIUM

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