Montag, 3. Januar 2011

Frohes Neues Medien-Umbruch-Jahr 2011: Mrs. Piel und die Dokus ohne Kinopublikum

Das neue Medienjahr 2011 geht gleich gut los:

Mrs. Piel vom WDR hat der Berliner Zeitung ein Interview gegeben

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2011/0103/m...

in dem sie mit "wenn/dann"-Überlegungen mehr oder weniger bereits ankündigt, als gebührenfinanzierte Institution gebührenpflichtige Apps verkaufen zu wollen. Kann man ihr vielleicht irgendwie dezent beibringen, dass schon so eine öffentlich angestellte Überlegung gar nicht geht und für den Weiterbestand der gebührenfinanzierten TV-Institutionen gefährlich werden kann?

Wenn das Fernsehen nicht mehr Fernsehen machen will, sondern Apps verkaufen, gegen Geld, dann braucht man auch kein Zwangs-Abo für Fernsehen mehr.

Mir kommen diese immer abstruseren Überlegungen immer deutlicher als ein Diskurs der institutionellen Existenzbedrohung vor: Wenn Fernsehen, wie wir es kannten, als Leitmedium verschwindet, was macht man dann mit den durch ihre und in ihrer Großstruktur viel Energie (= Geld) ziehenden Programmnetzen und Programmanbietern?

Umdeuten?
Umdefinieren?
Vorbeimogeln?
Umstrukturieren?
Koloniale Territorialausweitung?

oder doch besser: abwickeln, so wie man die DDR ökonomisch einst abgewickelt hat?

Auch Rüdiger Suchsland betreibt auf Telepolis weiterhin "ÖR-Watching", diesmal am Beispiel des ZDF und dessen Verhältnis, was eine Dokumentation oder ein Dokumentarfilm ist oder sein soll - sowie zu den Etatumschichtungen, die letztlich hochqualitativem Programm die Substanz entziehen, weil man bei gleichem Programmbudget statt einem nun vier Kanäle in Eigenregie bespielen will:

http://www.heise.de/tp/blogs/6/149014

Ich meine, was sind das für Verhältnisse geworden, wenn die Feuilletonisten jetzt ständig in Richtung ÖR rufen: "Keinen Schritt weiter!"

Die NYT hat derweilen die ökonomische Kinobilanz des USA-Kinojahrs 2010 gezogen und kommt zu dem Schluss, dass Dokumentarfilme im US-Kino (wieder) auf Marginalitätsniveau abgesunken sind (auch dort also der Großtrend "buffo") - dass sich allerdings die Distribution von Dokumentarfilmen stärker auf Video-on-Demand-Modelle verlagert, die nicht notwendigerweise nur im Web, in "walled gardens of the Internet", sondern auch bei Kabelfernsehanbietern funkionieren; zumal neue Promotion-Modelle für Docs wie SnagFilms mit dessen SummerFest im Onlinebereich auftauchen:

http://www.nytimes.com/2011/01/03/business/media/03docs.html

http://www.snagfilms.com/films/press/snagfilms_summerfest_2010/


JP

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