Samstag, 1. September 2012

Ö-R-Suchmaschine

Ich hatte bereits vor rund fünf Jahren auf dem Gesprächspodium der DOKVILLE-Veranstaltungsreihe in Ludwigsburg angeregt, die Ö-R-Anstalten abzuwickeln, um eine Ö-R-Suchmaschine und Ö-R-Algorithmen gebührenfinanziert aufzusetzen, neu zu begründen.

Mir war klar, dass ein gebührenfinanziertes Lohngehalts-Publikum aus den Kreisen des gebührenfinanzierten Rundfunks oder dem davon profitierenden Umfeld (Dokfilmer) so eine Forderung ziemlich "Shocking" fand.

So freut es mich heute um so mehr, dass Dr. Hans Hege von der MABB meine Idee von damals im zeitlichen Abstand von ein paar Jahren nunmehr aufgreift, wenn auch mit sanfteren Formulierungen, Anregungen und Forderungen. 

Was soll man BROADCAST mit neuen Gebührensteuern noch weiter finanzieren, wenn jetzt eine Generation heranwächst, die damit kaum noch etwas anfangen kann und der das alles zu sehr nach Mitte des 20. Jahrunderts aussieht, tönt und schreit.

Montag, 30. Juli 2012

Ausspeisevergütung


Es gab mal eine Zeit, da kostete den Anrufer ein nationales Telefon-Ferngespräch rund 1 Deutsche Mark pro Minute, tagsüber zu Geschäftszeiten. Böse Zungen sagten schon damals, dass das eigentlich eine Telefonsteuer war, um Kaufkraft umzuschichten, umzuverteilen. Da hatte der Fernmeldedienst der Deutschen Bundespost so viele Milliarden auf den Postscheckkonten, dass die gar nicht auf die Schnelle wussten: wohin damit?

Dann kam glücklicherweise die Idee auf, diese ganzen Milliarden in den Boden zu stecken und ein nationales Fernsehkabel zu verlegen. Glücklicherweise hatten die zuständigen Minister nicht nur Chemieaktien in Akkumulatoren, sondern auch gute Kontakte zur Kupferindustrie. So wurde in zukunftsweisende Technologie investiert, die man dann als Infrastruktur auch prima an Privatfirmen nochmals verkaufen konnte.

So etwas hat man beispielsweise in den USA nicht getan. Der Aufbau von Kabelfernseh-Netzen war dort eine Privatangelegenheit, von Anfang an. Um die Kabelanschlüsse an Endkunden verkaufen zu können, brauchte man Programm. Dafür musste man Programmanbietern echtes Geld bieten, denn ein Kabelnetz ohne Programm will keiner kaufen. Noch heute erwirtschaften Fernsehstationen gutes Geld in den USA mit der Lizensierung ihrer Fernsehprogramm-Dienste an Kabelfernsehgesellschaften, die diese mit ihren Dienstleistungen an Endkunden vermarkten.

Wenn ich nun die aktuelle Debatte um "Leistungsschutzrechte für Fernseh- und Radioprogramme" sowie um die Kündigung der Verträge um Kabel Einspeisegebühren für ÖR-Anstalten (die die Rundfunksteuerzahler über die Anstalten an die inzwischen privaten Kabelfernsehgesellschaften zahlen, statt umgekehrt) verfolge, dann verstehe ich die deutsche Welt wieder einmal nicht, weil sie mir komplett auf den Kopf gestellt vorkommt.


+++

Sonntag, 1. Juli 2012

Peter K. Burkowitz (1920 - 2012)

Peter K. Burkowitz
(13. Juni 1920 - 29. Juni 2012)
-------------------------------

Die Autoren und der Verleger des letzten Buchwerks von Peter K. Burkowitz haben heute mit großer Trauer und Bestürzung vom seinem Ableben erfahren.
Wir haben ihn als außerordentlich lebensweisen und -klugen, wachen Menschen und Zeitzeugen erlebt. Sein enzyklopädischer Kulturverstand, sein Fachwissen und die gelebte Berufserfahrung, sein Ringen um die vorzügliche Schallaufzeichnung als einer "elektroakustischen Photographie von Klang" -- wie auch sein raffinierter Humor voller Augenzwinkern haben einen tiefen Eindruck in uns hinterlassen.
Die Zusammenarbeit mit ihm über fast das gesamte Kalenderjahr 2011 hinweg bei unserem gemeinsamen Buchprojekt zu seiner "Lebensbilanz – 80 Jahre Klangaufzeichnung" als Startveröffentlichung der neuen Publikationsreihe "Achtung Aufnahme! - Gespräche zur Medienpraxis des 20. Jahrhunderts" war außerordentlich bereichernd.
Es betrübt uns, dass wir kein weiteres Projekt mit ihm mehr verwirklichen werden können.
Der gute Klang von Schallaufzeichnungen hat eine seiner wichtigsten Stimmen und Befürworter verloren.

Frank Bell
Friedrich Engel
Gerhard Kuper
Joachim Polzer


Burkowitz-Buch.pdf Download this file







Montag, 2. April 2012

2012: 50 Jahre Oberhausener Manifest = 30 Jahre R.W. Fassbinder tot = 30 Jahre Romy Schneider tot = Deutschlandfunk im Stimmwechsel



Romy Schneider und Rainer Werner Fassbinder liegen 12 Tage auseinander, in ihren Todestagen im Spätfrühling des Jahres 1982. Sie verbindet, dass sich mit ihnen jeweils eine eigene Epoche der Spielfilmgeschichte dem Ende zuneigte, mehr noch: sie durch ihren Tod abgeschlossen wurde. Die Nähe in den Sterbedaten kommt nicht zufällig, sondern bereitet Künftiges vor: Bei Antonioni und Bergmann war es derselbe Tag; letztes Jahr war es mit Hirsch, Kreisler und Degenhardt nicht viel anders: eine Kulturgeschichte der gemeinsam Gestorbenen für die Verwirklichungen in der zukünftigen Präsenz.

Der Neue Deutsche Film, der durch RWF vor allem ein Junger Deutscher Film war, verlor seinen Zentaldynamo, den zentralen Antrieb und Transmissionsriemen; die deutsch-französische Doppelikone Romy Schneider beendete das Zeitalter der bundesdeutschen Filmschmonzette wie auch die des französischen Nachkriegsfilms. "DIVA" war hinfort die neue Ikone der postmodernen Schicklichkeit. An der Unfähigkeit, statt im eigenen Saft der piefigen "Family" notdürftige Schauspielerinnen zu "Stars" machen zu wollen, auf eigene film-geschichtliche Substanz mit Belastungen wie das Haus Schneider rückzugreifen und sich so Terrain beim Publikum zu sichern, ist kaum jemand der deutschen Jungfilmer gekommen.

So war es Bertrand Tavernier 1980 mit "Death Watch" gelungen, nicht nur das Leiden der Katherine Mortenhoe als Hereinbrechen der Mediengesellschaft in das persönliche, private und intime Schicksal hellsichtig als Schau der Zukunft schon in der Gegenwart, für uns heute, zu behandeln, sondern konnte in dieser deutsch-französischen Ko-Produktion, die bezeichnenderweise in einem dunkel-düsteren Glasgow ihren Schauplatz fand, neben Romy Schneider, Harvey Keitel und Harry Dean Stanton auch May von Sydow, Bernhard Wicki und Vadim Glowna besetzen. Vadim Glowna ist dieses Jahr gestorben. Als ich den Film 1980 in blickweitendem CinemaScope-Format sah, Wohlrabe brachte ihn mit seinem Jugendfilm-Verleih in die deutschen Kinos, hat er auf mich einen tiefen und düsteren Eindruck hinterlassen, was die unmittelbar bevorstehenden 1980er-Jahre betraf. Und düster und im Zeitgeschmack ohnesolchen waren sie dann auch – und verlustreich. Diese Dystopie verbindet sich mit der von der Fassbinder-Foundation jüngst herausgebrachte Filmedition von "Welt am Draht"; "Death Watch" und "Welt am Draht" sind beides Dystopien für eine aufkommende Zeit, der die Totalvernetzung und Omnimedialisierung drohte. Der Reflex auf Btx und Volkszählung war Anfang der 1980er heftig und noch ganz elementar.

"Death Watch" verbindet mit "Querelle", RWFs letztem Film, dass man beide Werke derzeit nicht in deutschen Videoeditionen (DVD, BD oder Online) beziehen kann, wohl aber – wiederum bezeichnend – in französischen Fassungen und Editionen. "Death Watch" war eine ZDF-Koproduktion; so bleibt verwunderlich, dass keines der vielen deutschen Indy-Labels sich dieses Films editorisch annehmen möchte.

Gespannt freilich darf man sein, wie Fassbinders bevorstehender 30. Todestag sein Echo in den Medien finden wird. Hans-Günther Pflaums fernsehdokumentarische Würdigung "Ich will nicht nur, dass ihr mich liebt" von 1992 stand noch ganz unter dem Schock der Verlusts; Rosa von Praunheims Würdigung aus dem Jahr 2000 zum 20. Todestag 2002 brachte den sozialen Kontext von RWFs Kunstfilmproduktion (und eben dessen Verlust) ins Gedächtnis. Umrangt wurde der 20. Todestag 2002 mit reichen TV-Retrospektiven auf ARTE, 3SAT und VOX begangen. Peter Berlings DCTP-Gespräch mit Alexander Kluge (Sendedatum 21.06.2002, VOX) zu den unverwirklichten Projekten des RWF macht weiterhin Neugier auf zu hebende Filmprojekt-Schätze, wie sich die Theaterstücke des RWF ja auch in anderen Kontexten wiederaufführen lassen. Kaum eine der TV-Dokumentationen zu RWF kommt freilich ohne Zitate von Peter W. Jansens TV-Interview mit RWF unter dem Motto der "Lebensläufe" aus dem Jahr 1978 aus. Peter W. Jansen befragte zur Berlinale-Retrospektive 2002 in einem Live-Gespräch vor Publikum zu den "European 60s" Edgar Reitz, warum es als Unterzeichner des "Oberausener Manifests" nicht möglich war, als damaliger Jungfilmer mit einem Siodmak oder mit einem Käutner anzuknüpfen. Nach einer Liste der bemerkenswerten Filme aus 1959 bis 1961 Jansens Frage: "Waren die Filme damals wirklich alle so schlecht?" – Schisma und Bruch als das verbindende kunstschaffende Element, eine deutsche Eigenart.

Praunheim machte sich in seiner erinnernden Ehrerbietung an RWF von 2000 auch an den ahnungslosen Passanten in einer Straßenumfrage heran: "Sagt Ihnen der Name Fassbinder etwas?" Der Passant verwechselte freilich den Namen Fassbinder mit einem österreichischen Koch.

Das kam mir in den Sinn, als mir seit Jahresbeginn beim Programmhören die vielen neuen, jungen Stimmen der Radiomoderatoren und Rundfunkjournalisten im Deutschlandfunk auffielen -- seit dem Wechsel der Programmdirektion und Chefredaktion im Hause DLF. Diese jungen Radioleute machen ihren Job alle sehr gelernt und gekonnt, doch fehlt ihnen für so viel Kanal-Seriosität in ihrer neuen forcierten Massigkeit leider die Erfahrenheit in der Stimmlichkeit bei aller ebenfalls gekonnten Stimmtechnik: die Sonorität, die entsprechende Tönernheit der gelebten Erfahrung in der Stimme. Ich stelle mir gerade vor, was sie, die 1980 bis 1985 Geborenen, zum Thema "Sagt Ihnen der Name Fassbinder noch etwas?" zu sagen hätten.

So ändern sich die Zeitperspektiven in den Kinoperspektiven.

+++


Samstag, 24. März 2012

Herr Rossi leitet die Energie-Revolution ein und Griechenland saniert sich mit KF-Reaktoren

Haiko Lietz hat in seinem Telepolis-Artikel vom 23.03.2012 die aktuellen Details der Entwicklungen (wieder einmal):

http://www.heise.de/tp/artikel/36/36635/1.html

Es bleibt erstaunlich, gerade angesichts der geopolitischen Implikationen, dass es außer einer süffisant-triefenden Kolumne im Spiegel vor ein paar Monaten (und auch diese mehr oder weniger in den dort bezweifelten Fakten aus TP "abgekupfert") sonst wenig in den deutschsprachigen Medien darüber zu lesen gab, schon gar nicht Eigenrecherchiertes. Wenigstens bis jetzt.

Die große Schwierigkeit ist bislang, dass man einen Vorgang mit Evidenz glauben muss, der gegen alle bekannten Wissensgrundsätze verstößt, die bisherigen physikalischen Gesetze zum Grenzfall erklärt -- und dessen Funktionsprinzip in Technologie umgesetzt man bislang komplett nicht versteht. Solche Befindlichkeiten finde ich großartig für eine Zeit, die sich im Gesellschaftlichen in Einengung, Eingrenzung, Eindämmung (Containment) übt und an plutokratischer Umverteilung zu schaffen macht, als sei kein rätselhaftes (und darin großzügiges) Universum vorhanden -- und als sei man kein Teil davon.
 
Ich bin sehr gespannt, wann man den Irrtum nicht nur der Ölwirtschaft und der traditionellen Nuklearenergietechnik, sondern auch den energetischen Blödsinn von Solar- und Windenergie (aus der Energiebilanz ablesbar) endlich begreift.

+++


Freitag, 16. März 2012

GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012 (April 20-22)

By special request, here comes the festival program line-up also as a plain text blog posting in syndication:

GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012
Audiovisual Anthropology
April 20-22, 2012
Kino ZAZIE, Halle (Saale), Germany
www.globians.com

*****
Tag 1 – Freitag, 20. April 2012
Day 1 – Friday April, 20th 2012
Festival Opening: Samoa und die Arktis
19.00 h - 7pm [Festival-Eröffnung]
Circe‘s Place (Internationale Premiere)
B 2011, 78 min, dir: Guy Bordin & Renaud De Putter, prod: Anthony Rey & Massimo Iannetta
Sprachf.: Samoisch, Englisch, Inuttitut; engl. UT
Filmed in Samoa (South Pacific) and Mittimatalik (Canadian Arctic), Circe‘s Place brings together the Polynesian and Inuit worlds through a polyphony of stories. Fragmented and coherent, real and imaginary at the same time, they hint at questions about being and one‘s place in the world.
Greenland is awakening | Grönland erwacht
21.00 h - 9pm [1 Vorstellung = 3 Filme]
Arctic Spleen (OF, engl. UT)
It 2011, 15 min, dir:+prod: Piergiorgio Casotti
East Greenland has the highest suicide rate among people between 15 and 25 years old.
2 percent of them committing suicide and roughly 20 percent attempting every year. Why?
Greenland Year Zero (OF, engl. UT)
DK 2011, 26 min, dir: Anders Graver, Niels Bjørn, prod: Anders Drud
Greenland is presently facing some of the greatest changes in its history: political independence and autonomy from its former colonizer, Denmark, visible traces of climate change, melting ice, new oil and ore findings, that give birth to to dreams of considerable future profits.
Weisser Horizont – Robert Peronis letzte Reise ins ewige Eis Grönlands
[White Horizon] (dt. OF, engl. UT, deutsche EA)
CH 2011, 54 min, dir+prod: Humbi Entress
Italy born Robert Peroni used to be an outstanding sportsman and adventurer. Today he suffers from an incurable blood disease and he can hardly breath the cold air of East Greenland, where he lives and owns a sustainable tourism enterprise. His dream is to see the white horizon of the big ice cap in Greenland for the last time.
Body & Soul | hurt & troubled
23.00 h - 11pm [1 Vorstellung = 2 Filme]
Flesh that remembers (span. OF, engl. UT)
MEX 2009, 26 min, dir+prod: Dalia Huerta Cano
Film Essay: the story of 9 parts of different bodies which have suffered irrevocable modifications in one year. Growth, aesthetics and pathological changes are set on animations accompanied by statements and images of spaces that surrounded each character. – Understanding a hurt body in the context of an individual living.
ON GAZA‘S MIND
ES 2009, 51 min, dir+prod: Arantza Diez Garcia, Carles de la Encarnación (arab. OF, engl. UT)
Life in the Gaza Strip means survival. The Gaza Strip is no man’s land, Palestinian land. The Israeli government has turned it into the world’s largest prison. A million and a half Palestinians struggle in it and the systematic violation of the human rights has shaken for life their spirits and their minds. Adham Tobail is a social assistant who works in the only mental health institution existent in Gaza: on 5 people and 5 traumas.

*****

Tag 2 – Samstag, 21. April 2012
Day 2 – Saturday April, 21st 2012
India and the dream of a Western Life
Indien und der Traum vom westlichen Leben
18.00 h - 6pm [1 Vorstellung = 2 Filme]
A Dream Called America (engl. OF, dt. EA)
INDIA 2011, 24 min, dir+prod: Anoop Sathyan
Shahbaz, a 15 year old boy from poor parents in Gujarat, India, had studied in the US for a year on a scholarship, where he was hosted by an American couple. There he experienced a comfortable and carefree life, which highly contradicted his life in Gujarat. Coming back to his real home, Shahbaz therefore, finds it difficult to cope with the surroundings and people.
Living Like A Common Man (engl. OF, dt. EA)
NL 2011, 65 min, dir: Sanderien Verstappen, Prof. Mario Rutten, Isabelle Makay;
prod: University of Amsterdam, Department of Anthropology and Sociology — Youngsters in India dream of going to the West. They hope to earn money and get overseas experience to improve their positions at home. But once they arrive, they end up in low-status jobs and living crammed into small houses with other newly arrived migrants. This film follows the daily life in one such house in East London. The bunker beds are filled with young Indians, all from relatively wealthy families in Gujarat. When they return to visit India, their families have great expectations of their sons and daughters.
The Anthropology of Airports
Die Anthropologie des Flughafens
20.00 h - 8pm
Eternal Sunrise (multispr. OF, engl. UT, dt. EA)
ES 2011, 112 min, dir:+prod: Guzmán De Yarza, co-dir: Borja Echeverria
Madrid-Rio De Janeiro-Santiago De Chile-Miami-Mexico DF-Las Vegas-Los Angeles-Honolulu-Sydney-Singapore-Tokyo-Beijing-Johannesburg-London-Madrid. 16 airports in 25 days. Two artists turn the world around without ever leaving an airport taking close observations.
Die große ethnographische Dokumentation in der Tradition der französischen Schule
22.00 h - 10pm | Afrika – Nigeria – Sahel
Dance with the Wodaabes (OF, engl. UT, dtEA)
F 2010, 90 min, dir+prod: Prof. Sandrine Loncke
prod. with support of Centre de Recherche en
Ethnomusicologie, Ministère de la Culture (MRT), Société Française d’Ethnomusicologie, Institut Angenius. – In the heart of the Nigerien Sahel thousands of Fulbe Wodaabe nomads gather every year for a gigantic ceremony named the geerewol. For seven full days and nights, following the solar cycle, two lineages are opposed in a genuine ritual war, with for only weapons song and dance. The stakes of war, the clear challenge: stealing women. The ultimate purpose: to break in peace after having mutually expressed recognition of cultural conformity. The film is based on an active listening of the ritual‘s protagonists who chose to disclose the deep meaning of this tradition to us, conscious as they are that the ecological crisis striking Sahel makes such gatherings less and less likely in the future.

*****

Tag 3 – Sonntag, 22. April 2012
Day 3 – Sunday April, 22nd 2012
16.00 h - 4pm | Globians Shorts Reel 2012
Die Globians Kurzfilm-Rolle 2012:
Alt & Jung [Old and Young]
1. ICE CAROSELLO (S 2010, 3 min, dir: Mattias Löw)
2. Puhelinkoppi (1882-2007) (USA 2010, 8‘, d: Hope Tucker)
3. Italian Popular Bench (It 2008, 10‘, d: Werther Germondari)
4. Palindrome (ES 2010, 4 min, dir: Roger Villarroya)
5. Charcoal Burners (PL 2010, 15‘, dir: Andrzej Zlotorowicz)
6. Still (AUSTRALIA 2011, 14 min, dir: Gustavo Faraco)
7. Samsui Women (SINGAPORE 2010, 7 min, dir: Derrick Lui)
8. Artzainak (ES 2010, 15 min, d: J. Griswold, J.A. Zubizarreta)
9. tananore love (TK 2010, 2 min, dir: Ebru Guney)
10. Miced-War of the Little Worlds (USA 2010, 3‘, d:R.Mullikin)
Urban Life in Transition: London and Saigon
18.00 h - 6pm [1 Vorstellung = 2 Filme]
Bonnington Square (engl. OF, dt. EA)
UK 2011, 20 min, dir+prod: Alistair Oldham
Bonnington Square is right in the heart of London. In the early eighties the one hundred houses of the Square were all squatted, forming a bohemian community from all around the world. Although the Square is no longer squatted, there are still many low rent housing cooperatives, and the cafe and the gardens are still collectively run: a modern sustainable urban community.
My Apartment Block (vietn. OF, engl.UT, dtEA)
VIETNAM 2009, 58 min, dir: Minh Trinh; prod:
André Van In. — Dramatic and turning-point changes to the film maker‘s apartment block in Ho Chi Minh City, where he was born and his familiy lived for 30 years. Foreign investment money is now starting to inflate, changing urban living.
Water for Africa | Wasser für Afrika
20.00 h - 8pm [1 Vorstellung = 2 Filme]
Carbon for Water (swahili OF, engl. UT, dt. EA)
USA 2011, 22 min, dir+prod: Evan Abramson, Carmen Elsa Lopez Abramson — In Kenya‘s Western Province, most drinking water is contaminated. The wood many Kenyans use to boil this water to make it safe is increasingly valuable. Yet waterborne illness remains a daily--and life-threatening--reality for them and their families.
The Well – Water Voices from Ethiopia
(oromo OF, engl. UT, deutsche Erstaufführung)
It 2011, 56 min, dir+prod: Riccardo Russo, Paolo Barberi; co-prod: Federico Schiavi
In the Oromia lowlands, in the South of Ethiopia, when the drought is coming the Borana herders gather with their livestock, after days and days of walk, around their ancient singing wells. The film follows their life during a whole dry season, showing a unique traditional water management system that allows to manage the little available water as the property and right of everyone, without any money being exchanged.
22.00 h - 10pm [Festival-Closing]
Westall ‘66: A Suburban UFO Mystery
AUSTRALIA 2010, 49 min, dir: Rosie Jones
prod: Carmel McAloon (OF, dt. EA) — In 1966, in the Australian suburb of Westall, hundreds of students, teachers and local residents witnessed a UFO hover overhead for several minutes, land and take off again at incredible speed. Silenced by authorities at the time, and still angry about not being believed, they now revisit the event.
+++
















Donnerstag, 15. März 2012

Link list for Globians Doc Fest 2012

Here comes an updated list of URL links for Globians Doc Fest 2012 in Germany

Festival program line-up for Globians Doc Fest Halle 2012 (April 20-22):
http://www.globians.com/GlobiansProgramm2012.pdf

Festival catalogue online for Globians Doc Fest Halle 2012 (April 20-22):
http://www.globians.com/GlobiansKatalog2012.pdf

Poster motif for Globians Doc Fest Halle 2012 (April 20-22):
http://www.globians.com/Globians2012_Poster.pdf

Photo stream for Globians Doc Fest Germany at FLICKR:
http://www.flickr.com/photos/globians

Trailer channel at YOUTUBE for Globians Doc Fest Germany
(including film trailer archive of previous festival runs since 2005):
http://www.youtube.com/GlobiansFilmFestival

Facebook project page for Globians Doc Fest Germany:
https://www.facebook.com/pages/Globians-Doc-Fest/146891852016019

Facebook event page for Globians Doc Fest Halle 2012
(at Kino ZAZIE Halle, April 20-22):
https://www.facebook.com/events/196150077116482

Contacting Curatorship at Globians Doc Fest via Facebook:
https://www.facebook.com/globians

Schedule for festival re-run as Globians Doc Fest Harz 2012
(festival re-run from Halle, at Ballenstedt Castle CINEMA, May 4-6)
http://www.globians.com/GlobiansProgramm2012HRZ.pdf

Facebook event page for Globians Doc Fest Harz 2012
(festival re-run from Halle, at Ballenstedt Castle CINEMA, May 4-6):
https://www.facebook.com/events/246953085337306

Festival Blog of Globians Doc Fest Germany at TUMBLR:
http://globians.tumblr.com/

General website of Globians Doc Fest Germany:
http://www.globians.com

+++


Freitag, 9. März 2012

Morris Berman


After reading "The Reenchantment of the World" some 25 years ago, I knew author Morris Berman was a very political person -- although the book was published in Germany under the "New Age" series umbrella that was so fashionable during the 1980s and which provided some "strange odor" as a publishing context.

The described consequences of "The Reenchantment of the World" -- if we don't find a postive utopia for our present living in practical, ontological terms we are going to be doomed to regression in terms of our political system in Western Societies -- were very clear and loud. And true as it seems, as we enter the 2010s, when the openess of development during the period of 1990-2010 is coming to a close -- likewise, redundant and as a reminder of the 1890-1910 period.

The results and fruits of Berman's process in enriching consciousness from the days of "The Reenchantment of the World" can now be read in his new book publications since the turn of the century: "The Twilight of American Culture" (2000), "Dark Ages America" (2006), "A Question of Values" (2009) and now "Why America Failed".

Nomi Prins published an extensive interview with Morris Berman today at Alternet.org.
Very much recommended for reading:

http://www.alternet.org/story/154453/why_the_american_empire_was_destined_to_...

+++


Donnerstag, 8. März 2012

The Future of Humans in a Computer-Controlled Future

Until we'll fast arrive at the tipping point when we'd have to express…

There is a German magazine which name we can't tell because of [Leistungsschutzrechte] which has published an essay article of great significance online that we can not quote because of [Urheberrechte] and we even can not provide you with the title of the article because of [Leistungsschutzrechte] let alone with even some snippits or synopsis of what has been expressed because of [Leistungsschutzrechte]. Also the conclusions of this text are of great significance but we can not tell you here because of [Geschmacksmusterrechte]. It's clear that the publication date had something to do with an important German trade fair in information technology which we also can not identify because of [Leistungsschutzrechte].

…it may be better to just use the URL link (as long there is something similar availalble to an URL) and just read:

http://www.spiegel.de/international/business/0,1518,819825,00.html

+++

Dienstag, 6. März 2012

KODAK im US-Insolvenzverfahren nach Chapter-11


SPIEGEL ONLINE INTERNATIONAL brachte anlässlich des laufenden Insolvenzverfahrens von KODAK in den USA einen längeren Hintergrundartikel zur Eastman-Kodak-Geschichte und "wie es soweit kommen konnte" in englischer Übersetzung:

http://www.spiegel.de/international/business/0,1518,815488,00.html

Für die Freunde des sarkastischen Humors und als Antwort auf Perez' Unternehmensstrategie "The Future is Printing" hier der Link zu einem Originalbeitrag aus "The Onion", zu deutsch: 'Die Zwiebel', bereits vom 25.08.2011:

http://www.theonion.com/articles/new-apple-ceo-tim-cook-im-thinking-printers,21207/

Das große wenn nicht größte Problem ist das neue idelle Image, dass sich Kodak als 'Company of the Future' geben muss, damit die neue Corporate Idendity stimmt. Selbst wenn der Kinefilm-Bereich noch profitabel läuft, er wird so immer mehr zum historischen Ballast, wenn dieser Unternehmensteil KODAK weiterhin mit einer Kern-Technik des 20. Jahrhunderts "infiziert", bzw. die Company nach Außen vor allem mit diesem alten Produktbereich identifiziert wird.

Das Sinnvollste, das man in solch' einer Situation tun kann (vgl. 'Citybank', die aus Imagegründen zur 'Targo-Bank' umbenannt wurde), ist i.d.R. Outsourcing, am Besten ein Management-Buyout der Bescheidwisser auf ihrem Fachmarkt mit Fremdinvestorenkapital. Dann bleibt aber das Problem mit der Marke, weil man schlecht Kodak-Kinefilme ohne Kodak-Logo verkaufen wird können, wenn Kodak aus obigen Gründen ggf. einmal nichts mehr mit "Film" zu tun haben möchte – aber sich natürlich auch nicht vom Brand trennen möchte, weil der das Allerwertvollste am Ganzen ist und den Nimbus für die Zukunft hergeben soll, solange man am "Imaging" festhalten möchte. Fuji – als Gegenbeispiel – hatte sich hingegen mit ihrem Chemie-Know-How dazu entschieden, sich in Richtung "Kosmetik" auszurichten. Kodak setzte weiterhin auf eine Identität als "Imaging"-Unternehmen, wie der SPIEGEL-Beitrag gut darstellt.

Ob die geniale Idee mit den Ink-Jet-Home-Druckern letztlich funktioniert, darf bezweifelt werden, da sich auf diesem Gebiet jede Menge Konkurrenz tummelt, Kodak nicht der Erste war und weithin kein Alleinstellungsmerkmal besitzt; die Idee mit den teuren Druckern und der billigeren Tinte funktioniert mehr schlecht als recht, weil es genug billige Tinte für teure Drucksysteme gibt. D.h., diese Strategie war wohl zu kurz gedacht.

Wertet man die US-amerikanische Presse (WSJ, NYT, Fachforen etc.) aus, dann war der Eintritt in das  Chapter-11-Verfahren eigentlich darauf gezielt, das wertvolle Patent-Konvolut von Kodak für den teuerst erzielbaren Preis unter Nachfrager zu bringen, ohne dies der Gefahr von Regressansprüchen seitens von Aktionären auszusetzen. Diesem geplanten Patent-Verkauf setzt allerdings zur Zeit, nach dem, was man lesen kann, die Klagefreudigkeit von APPLE Inc. zu.

Das US-amerikanische Insolvenzverfahren nach Chapter-11 scheint für die Abwendung von Regressansprüchen seitens der Aktionäre gegenüber einem Abverkauf von "Intellectual Property" als nachhaltiger Substanzverkauf einen wirklichen Schutz zu bieten. Ob allerdings noch etwas von Kodak substanziell übrig bleiben wird, wenn die Patente denn dann erst verkauft sind, darf wiederum bezweifelt werden, jedenfalls ist auch ein 20.000-Mann-Unternehmen nicht mit einem recht windigen Geschäftsmodell im Ink-Jet-Bereich zu retten, zumal wir jetzt von Displays im Bereich von 260 dpi+ ausgehen können, die langsam im Alltagsgebrauch ubiquitär werden (vgl. iPad3 ab 7.3.12). Warum noch schöne, farbige und dennoch teure Ink-Jet-Ausdrucke, wo man einfach ein Tablet als Display hinstellen kann? – Zur dritten Mal beweist die oben zitierte "ONION"-Satire vom August 2011 ihre prophetische Kraft.

Ob das Massengeschäft im Kinefilmbereich noch lange so profitabel und daher wirtschaftlich nachhaltig auch weiterhin bleiben wird, wenn in den USA und anderen Major Markets der 35-mm-Kinokopie-Printbereich mehr oder weniger (ab Ende 2012 durch die Digitalisierung der Kinoprojektion) zunehmend wegfällt, ist die nächste Frage. Und ob man für Archive den sw-Bereich inkl. sw-Mikrofilm sowie für einige Nostalgiker unter den DOPs den Farbnegativbereich im Kinefilm-Segment aufrecht erhalten können wird, darf dann vielleicht die Outsource-Division, auf die es hinauslaufen könnte, solange Kinefilm noch profitabel ist, selbst herausfinden.

In der Außensicht scheint die Situation ziemlich verfahren zu sein. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der physischen Medienwahl für Langzeitarchivierung, nachdem Kodak neben Kodachrome (2010) nun auch den Ektachrome-Diafilm-Bereich einstellt:

http://www.kodak.com/global/de/professional/products/colorReversalIndex.jhtml?pq-path=1229

Welcher Filmproduzent wird noch auf Kinefilm drehen wollen, wenn die Belieferung einer Gesamtmenge zunehmend unsicher wird? – Wie kann man noch auf silberbasierten Medien eine Langzeitarchivierung aufbauen, wenn es für bestimmte Produktsegmente keine mittelfristige Liefersicherheit mehr geben sollte und man es zunehmend mit Spezial-Einzelanbietern zu tun haben wird, die die Konditionen diktieren können? – Andererseits: Die Flut in Thailand hat gezeigt, was im Bereich der Datenspeicher passieren kann, wenn Oligopole durch regionale Wetterphänomene komplett durcheinander gewirbelt werden, so dass es weltweite Implikationen für den Nachschub an Datenspeicher-Modulen (heute noch Magnet-Festplatten) erzeugt. Noch eine regionale Überschwemmungswelle oder ein sonstiges Unglück (Flash, EMP, Iran etc.) an der falschen Stelle und noch ein Filmmaterial-Hersteller, der nicht mehr kann, und wir stehen komplett ohne kulturelle Speichermöglichkeit dar. Dieses Bild des Übergangs hat sich mir in den letzten Montaten sensuell und kongnitiv eingebrannt.

+++

Farb-Film und Langzeitarchivierung, zwei Berliner Veranstaltungen


Nach dem jener Beitrag über "Langzeitarchivierung: Optische Speicherung von Digital-Daten auf photo-chemischem Mikrofilm mit Silberbasis"
http://kinoberlin.blogspot.com/2009/05/langzeitarchivierung-optische.html
vom 29. Mai 2009 mit fast 25 % aller Seitenaufrufe in diesem Blog (schaut man nach rund drei Jahren zurück) der absolute 'Quotenrenner' geworden ist, hier der Hinweis auf zwei Berliner Veranstaltungen, veranstaltet von CINEGRAPH BABELSBERG (die eine) und von der FKTG (die andere):

FilmDokument 140
http://www.filmblatt.de/filmdokument-aktuell.html

Von AGFA zu ORWO
Unternehmensfilme der Filmfabrik Wolfen 1950-1980

Arsenal, 12. März 2012, 19 Uhr

Aus der 120 Kilometer südlich von Berlin gelegenen Filmfabrik Wolfen kamen vor 1945 bahnbrechende technische Erfindungen wie das AGFACOLOR-NEU-Verfahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg durchlebte das Werk eine wechselvolle Geschichte, zwischen amerikanischer und sowjetischer Besetzung, Reparationen und sozialistischem Großbetrieb. In der DDR blieb die Wolfener Filmfabrik der einzige Hersteller von Foto- und Kinefilm, seit 1964 unter dem neuen Warenzeichen ORWO (Original Wolfen), doch bei zunehmenden technischen und ökonomischen Schwierigkeiten.

In den letzten Jahren wurde die Firmengeschichte durch mehrere Publikationen intensiv erforscht. Keine Beachtung fanden dabei die zahlreichen Image- und Werbefilme, von denen einige erstmals in diesem Programm vereint sind. Sie bieten einen eindrucksvollen Querschnitt der Produkte, erlauben Rückschlüsse auf veränderliche Strategien der betrieblichen Selbstdarstellung, zeigen verschiedene Formate des Werbefilms und belegen schließlich inhaltlich-ästhetische Verschiebungen des Genres. Ebenfalls nachhaltig präsent wird der kultur- und wirtschaftspolitische Hintergrund.

Allen Filmen eigen ist das Betonen des breiten Sortiments, einer internationalen Kundschaft und die zumeist positive Rückschau auf die Zeit vor 1945. Mit Einführung der Marke ORWO verminderte sich diese Traditionsverbundenheit, nun hantierte – selbst der Exportwerbefilm – selbstbewusst mit den modernen „sozialistischen Produktionsverhältnissen“. Zugleich blieben die hochglänzenden Werbemittel nah an den Erzeugnissen, bei Farbfilmen, Röntgen- und anderen Spezialfilmen sowie Magnetbändern beim Einsatz in aller Welt. Unterhaltende Passagen gewannen über die Jahre immer mehr Raum. Visierten Werbefilme hingegen nicht das Ausland an, wie etwa „Film und Faser“ (1960), rückten die Fertigungsvorgänge und die sozialen Leistungen für die Beschäftigten ins Zentrum. Solche Filme gerieten dann mehr zur Rechtfertigung einer Betriebsentwicklung im Sinne innenpolitischer Vorgaben.

Erzeugnisbedingt erweisen sich alle AGFA- und ORWO-Filme als Fundgrube des innermedialen Verweisens. Aufwendig erklären sie die Fototechnologie, integrieren bekannte Spielfilmszenen und Aufnahmen an den Sets und präsentieren das Gattungsspektrum vom Dokumentar- und Wissenschaftsfilm, über den Amateurfilm bis hin zum farbenprächtigen Ausstattungsfilm. Dabei scheint man sich in Wolfen stets eines besonderen Werbeeffektes bewusst gewesen zu sein: ziehen die Filme ihre Beweiskraft doch auch aus dem Umstand, dass sie auf dem Material gedreht wurden, das es zu verkaufen galt.

In Zusammenarbeit mit dem Industrie- und Filmmuseum Wolfen (IFM).
Einführung: Ralf Forster
Weitere Vorführung: Wolfen, IFM, Do., 15. März 2012, 19 Uhr

Programm:

Farbig durch Agfacolor, 1951, Agfa-Filmfabrik Wolfen, fa, 140m/16mm (ca. 12’), Ton
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv (16mm, deutsche Fass., 12’)

Film und Faser, 1960, Betriebsfilmstudio des VEB Filmfabrik Wolfen, Buch und Regie: Fritz Gebhardt (DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme), Co-Buch und Regie-Assistenz: Horst Eilhardt, Kamera: W. Bauerfeind, sw, 35mm, 25’40’’, Ton
Kopie: IFM Wolfen (35mm, 25’40’’)

Information auf ORWO-Color (engl. Fass.: „That’s ORWO“), 1967, DEFA-Studio für Dokumentarfilme, KAG Industrie und Werbefilm, Buch und Regie Manfred Gußmann, Kamera: Rudolf Müller, Heinz Simon, Sprecher (deutsche Fass.): Walter Kainz, fa + sw, OL (deutsche Fass.): 930m/35mm (ca. 32’), Ton – mit Auszügen aus „Im Dienste des Fortschritts“, 1964 (Werbefilm für Zeiss Jena)
Kopien: IFM Wolfen (35mm, deutsche oder engl. Kurz-Fass., 17’31’’); Ralf Forster (DVD von VHS, deutsche Langfass. erworben von Manfred Gußmann, 30’20’’)

Lichtspiele. Erkennen – Gestalten – Erhalten ORWO, 1979, DEFA-Studio für Dokumentarfilme, KAG Industrie und Werbefilm, Buch und Regie: Manfred Gußmann, Kamera: Rudi Müller, Trick: Moser & Rosié, fa, OL (deutsche Fass.): 792m/35mm (ca. 28’), Ton
 Kopien: IFM Wolfen (35mm, deutsche Lang-Fass., 27’35’’ – entspricht OL); Ralf Forster (DVD von VHS, deutsche Kurzfass. erworben von Manfred Gußmann, 21’12’’)

Programmlänge: ca. 83’

+++

Fernseh- und Kinotechnische
Gesellschaft e.V.

Regionalgruppe Berlin-Brandenburg
in Kooperation mit
Experten aus dem Bereich der                
digitalen Archivierung

„Die analoge Arche“
Langzeitarchivierung digitaler Daten auf
Farbmikrofilm

Tagesseminar - Die analoge Arche zur Rettung digitaler Daten - Die zukunftsweisenden Möglichkeiten laserbelichteten Farb-Mikrofilms


Regionalgruppe: Berlin/Brandenburg
Gruppenleitung: Dipl.Ing. Wilhelm Sommerhäuser
Termin: 13.03.2012 ,  10:00 - 16:30 Uhr

Geht es um die Langzeitarchivierung von Informationen, so bieten analoge Datenträger gegenüber der digitalen Speicherung grundsätzliche Vorteile: Die Last regelmäßiger Migrationen ersparen sie uns ganz, und das Auslesen der Informationen gelingt ohne aufwendige Dekodierung und notfalls mit allereinfachsten Werkzeugen.
Unter den analogen Datenträgern gilt Mikrofilm unbestritten als das Medium, welches eine extrem lange Haltbarkeit und exzellente Wiedergabequalität mit zugleich höchster Datendichte vereint. Farbiger ILFOCHROME-Mikrofilm beispielsweise bewahrt seine Konsistenz für 500 Jahre. Modernste Laserbelichtertechnologie ermöglicht heute die Integration dieses bewährten Mediums in fortschrittliche Archivierungsworkflows und IT-Systeme.
Die Vorträge geben einen umfassenden Überblick über
- das ILFORD MICROGRAPHIC-Filmmaterial (Dr. Jean-Noel Gex),
- die Laserbelichtertechnologie des Fraunhofer Institutes für Physikalische Messtechnik, Freiburg (Andreas Hofmann),
- den archiumFilmCreator, eine Software zur Bildbearbeitung, Farbmanagement und Metadatenintegration für die digitale Mikrofilm-Belichtung (Dr. Klaus Wendel),
- Speicherung digitaler Daten auf Mikrofilm (Christoph Voges),
- die mehrjährigen Erfahrungen eines unabhängigen Anwenders bei der Nutzung des Farbmikrofilms für digitale Bilddaten (Dr. Karl Magnus Drake),
- die Dienstleistung und technische Hilfsmittel, die den Mikrofilm nutzbar und verfügbar machen (Anneliese Lux).
Referenten:
Dr. Karl Magnus Drake, National Archives of Sweden, Stockholm
Dr. Jean-Noel Gex, Ilford, Marly/Schweiz
Andreas Hofmann, Fraunhofer IPM, Freiburg
Anneliese Lux, Media de Lux GbR, Offenburg
Christoph Voges, Selbständiger Berater (ehem. TU Braunschweig)
Dr. Klaus Wendel, archium, Aalen


http://www.fktg.de/veranstaltungen.asp?idveranst=66078&thid=
http://www.archium.org/downloads/info/20120313_FKTG_analogeArche_Programm.pdf

+++

David Bordwell zu den Kolateralschäden der Digitalisierung des Kinos

David Bordwell
http://en.wikipedia..../David_Bordwell
hat seine achtteilige Artikelserie in seinem Blog zum Thema "Pandora's Digital Box" über die ungewollten und ungewünschten Neben-Folgen und Kolateralschäden der Digitalisierung der Filmprojektion des Kinos nunmehr abgeschlossen.

Insbesondere Teil sieben über die Verlagerung des Machtkartells zu Ungunsten der Kinobetreiber und zu Gunsten der Filmvertriebe und Filmproduzenten mit den Mitteln der NOCs (Network Operation Center) seitens der "Integratoren" ist für Kinoleute extrem lesenswert. Alle acht Beiträge sind m.A.n. das derzeit Beste, was man in Tiefe und Weite über diesen technisch bedingten Kulturwandel lesen kann. Für einen Filmhistoriker extrem detailliert auch und gerade in technischen Details dieses Wandels, gerade dort. (Das ist ja meist auch die Schwäche, die man an den kontinentaleuropäischen Filmhistorikern bemängeln kann, da es dort meist sehr am technischen Detailwissen mangelt und die das meistens nur vom Hörensagen verstehen.)

Teil 7 - Notes on NOCs
http://www.davidbord...-on-nocs/print/

Teil 8 bringt die Zusammenfassung der Artikelserie: From Films to Files
http://www.davidbord...to-files/print/

Man darf in Teil 8 nun selbst mutmaßen, ob die Verzögerung der Digitalisierung in den westlichen Ländern um zehn Jahre (nach dem ersten Druck aus Osteuropa und Fernost mit 1,3K und dem Abwarten des US-determinierten 2K- und 4K-DCI-Standards) eher ein Segen war oder genau jenen Fluch erzeugt hat, der zu den ganzen Kolateralschäden führt, die bei Bordwell in seinen acht langen und ausführlichen Artikeln ziemlich detailliert aufgeführt werden.

Links zu den früheren Beiträgen u.a. zu Festivals, Archiven, Small Art House Kinos und Multiplexen, wie an anderer Stelle bereits gepostet, hier:
http://www.davidbord...-pix-and-pixels
http://www.davidbord...at-the-festival
http://www.davidbord...use-smart-house
http://www.davidbord...n-the-multiplex

+++ 

Sonntag, 4. März 2012

Das Wiener Modell: "Digital ist ein anderes Medium"


Bereits das Gesprächsbuch "Film Curatorship" hatte vor einigen Jahren gezeigt, dass man sich in Wien, im Österreichischen Filmmuseum, den Kinodingen, die sich derzeit – um nicht zu sagen: heuer – sehr in Veränderung befinden, grundsätzlich widmen möchte. In einem am 28.02.2012 in der Wiener Zeitung veröffentlichen Gespräch von Matthias Greuling mit Alexander Horwath und Alejandro Bachmann – zufällig auf den Tag genau dem 50. Jahrestag des Oberhausener Manifests, als man im deutschen Feuilleton mit der eigenen Filmkultur diesbezüglich beschäftigt war – gehen die drei Wiener Herren dem Wechsel von analog zu digital im Kino für die kulturelle Erhaltung als medienspezifischer Erfahrung in Museen und Kinematheken als großer Herausforderung erneut auf den Grund.
Dieser Text ist hier online erhältlich:

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/film/440069_Digital-ist-ein-an...

+++

Die Kanonisierung einer Wortkanone: 50 Jahre Oberhausener Manifest



50. Jahrestag des "Oberhausener Manifests"

Offizielle Website URL zum Jubiläum:
http://www.oberhausener-manifest.com

Dortiges Verzeichnis der Medienveröffentlichungen zum Jubiläum:
http://www.oberhausener-manifest.com/manifest-in-den-medien/

Insbesondere:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/film-die-freiheit-die-sie-meinten/6256438.html
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2012%2F02%2F25%2Fa0041&cHash=24a120fd18
http://www1.wdr.de/themen/kultur/oberhausenermanifest100.html
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1688839/
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/kultur/article13896489/Es-ist-Zeit-fuer-ein-neues-Manifest.html

Wenn man den Pressespiegel zum 50. Jahrestag des Oberhausener Manifests auswertet und zumal den Gregor-Text im Tagesspiegel kritisch gegenbürstet, dann sollte man sich vergegenwärtigen, dass an der hier weiter betriebenen Kanonisierung (d.h., der Bestätigung des bereits Bekannten und Festgestellten) auch wesentlich der Umstand beteiligt ist, dass wichtige Protagonisten wie Kluge, Reitz, Gregor und Patalas noch (Gott sei dank) unter uns sind, allesamt um die oder über 80 Lebensjahre alt -- und heute rückblickend auf 50 Jahre westdeutsche Kultur-Nachkriegsgeschichte noch persönlich, biographisch und authentisch Zeugnis ablegen können.

Was durch diese Kanonisierung allerdings unter den Tisch geworfen wird, ist die Tatsache, dass das westdeutsche Kino der 1950er- und 1960er-Jahre nicht so ausschließlich und hermetisch "Heimatfilm"- & "Schnulzen"-monopolistisch war, wie es die Beteiligten, die damals den Markt an Förderungen für Autorenfilme aufrollten, es gerne gehabt hätten und es heute noch so gerne hätten, wenn man deren derzeitigen Verlautbarungen folgt. — Gerade die Programme des Berliner Zeughaus-Kinos belegen in den letzten Jahren, wie vielschichtig, ästhetisch anspruchsvoll und auch kritisch die westdeutsche Spielfilmproduktion in diesem Zeitabschnitt AUCH gewesen war. Und damit sind nicht nur die Filme von Georg Tressler gemeint. Die Auflistung dieser Pluralität im Historischen widerspricht der subjektiven Wahrnehmung der damaligen Zeit, die im Jubiläumsjahr nach oben an die Oberfläche wieder drängt, anscheinend diametral.

Mithin waren die "Obermünchhausener" vielmehr Teil einer damals umfassend einsetzenden Auseinandersetzung der Söhne mit ihren Vätern, die dann in den Studentenprotesten der 60er-Jahre jene Lebensstilrevolution herbeiführte, die in den 70ern kulturell sozialisiert und distribuiert wurde, dann auch auf dem Gebiet der Spielfilmproduktion und ihrer Widerspiegelung im westdeutschen Feuilleton sichtbar und für eine kurze Zeit in der Symbiose aus internationaler Festivalpräsenz und nationaler Publizistik auch fruchtbar wurde.

Interessant insgesamt dann doch das neue Fassbinder-Bashing z.B. durch Berling (in seinem Biographie-Roman), aber auch letztens durch Kluge (beim 80.) und - man staunte - durch Ballhaus (im ZDF-Nachtstudio zur Berlinale). Das ist insofern von Relevanz, als der Tod Fassbinders 1982 als das offizielle Ende des Jungen Deutschen Films gilt, der mit dem Oberhausener Manifest seinen Geburtstag terminierte.

Wieviel insgesamt vom "Jungen Deutschen Film" also auch in Wiederausgrabungen nach 30 bis 40 Jahren noch für wertvoll und wieder-ansehnlich gehalten wird, dürfte nicht viel sein. Gregors Bemerkung zum Wert einer Wiederausgrabung und Neuvorstellung der Kurzfilme, zeitlich um das Oberhausener Manifest herum, spricht da nicht dagegen. Es mag sein, dass sich in den frühen Experimentalfilmen eher Klassikergefühle einstellen mögen als danach, zumal ja jedem Anfang ein Zauber innewohnt und Susan Sontags Diktum, dass sich alles alte Fotografische in nostalgische Gefühle (und damit in Kunst) verwandelt, eben auch die etwas seltsamen Alltagsrezeptionen des Neuen Deutschen Films der damaligen Zeit zunehmend mit einschließt.

+++

Update 16.03.2012:
Das Berliner Zeughaus-Kino legt aus aktuellem Anlass nach und zeigt im April 2012 mehr und wieder einen Programmblock zum Thema "Papas Kino" am Ende der 1950er- und zu Beginn der 1960er-Jahre:
http://www.dhm.de/kino/papas_kino_2012_april_mai.html

Zitat des Einleitungstextes aus der Programmankündigung:
"Am 28. Februar 1962 verlas der Regisseur Ferdinand Khittl in einer Pressekonferenz der 8. Westdeutschen Kurzfilmtage eine Erklärung, in der der Anspruch erhoben wurde, den neuen deutschen Spielfilm zu schaffen, und die mit den Sätzen endete: "Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen". Die von der Presse als "Oberhausener Gruppe" bezeichneten Unterzeichner des Manifests hatten ihr Pressegespräch unter den Titel "Papas Kino ist tot!" gestellt, denn für die beabsichtigte Erneuerung des westdeutschen Films glaubte die Gruppe in der Generation ihrer Väter keine Vorbilder und Mitstreiter ausfindig machen zu können. "Papas Kino", das war das herkömmliche, veraltete, eskapistische und anspruchslose Kino, das Kino der Langeweiler und Routiniers. Anlässlich des 50. Jahrestags der Unterzeichnung des Oberhausener Manifests unterzieht die Reihe PAPAS KINO? das westdeutsche Kino am Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre einer Prüfung. Handelt es sich wirklich um ein Kino der Uninspirierten und Unengagierten? Fanden sich unter den "Alten" tatsächlich keine Filmkünstler, die hätten helfen können, den "Jungen deutschen Film" aus der Taufe zu heben? Fehlte dem deutschen Kino jeglicher frische Wind? War Papas Kino tot?"

Filmliste:
• Flucht nach Berlin

BRD 1960, R/B/P/Sch: Will Tremper, K: Günter Haase, Gerd von Bonin, D: Christian Doermer, Susanne Korda, Narciss Sokatscheff, 104' 35 mm
• Nasser Asphalt

BRD 1958, R: Frank Wysbar, P: Wenzel Lüdecke, B: Will Tremper, K: Helmut Ashley, D: Horst Buchholz, Martin Held, Maria Perschy, Gert Fröbe, 88' 35 mm
• Das Totenschiff

BRD/MEX 1959, R: Georg Tressler, B: nach dem Roman von B. Traven, K: Heinz Pehlke, D: Horst Buchholz, Mario Adorf, Helmut Schmid, Elke Sommer, 98' 35 mm
• Mein Vater, der Schauspieler

BRD 1956, R: Robert Siodmak, P: Artur Brauner, K: Kurt Hasse, D: O.W. Fischer, Hilde Krahl, Oliver Grimm, 106' 35 mm
• Am Tag als der Regen kam
BRD 1959, R: Gerd Oswald, P: Artur Brauner, B: Heinz Oskar Wuttig, Gerd Oswald, Will Berthold, K: Karl Löb, M: Martin Böttcher, D: Mario Adorf, Christian Wolff, Gerd Fröbe, Corny Collins, Elke Sommer, 89' 35 mm
• Die Zeit der Schuldlosen
BRD 1964, R: Thomas Fantl, B: T. Fantl nach dem Theaterstück von Siegfried Lenz, P: Peter Carsten, K: Georg Krause, D: Erik Schumann, Peter Pasetti, Wolfgang Kieling, 95' 35 mm
• Herrenpartie
BRD/YU 1964, R: Wolfgang Staudte, B: Werner Jörg Lüddecke, D: Hans Nielsen, Götz George, Gerlach Fiedler, Rudolf Platte, 92' 35 mm
• Warum sind sie gegen uns?
BRD 1958, R: Bernhard Wicki, B: Kurt Joachim Fischer, K: Gerd von Bonin, D: Ingrid Resch, Thomas Braut, 64' 35 mm
• Die Halbstarken
BRD 1956, R: Georg Tressler, P: Wenzel Lüdecke, B: Will Tremper, K: Heinz Pehlke, D: Horst Buchholz, Karin Baal, Christian Doermer, 97' 35 mm
•Die Rote / La rossa
BRD/I 1962, R: Helmut Käutner, B: Helmut Käutner nach dem Roman Die Rote (1960) von Alfred Andersch, K: Otello Martelli, D: Ruth Leuwerik, Rossano Brazzi, Gert Fröbe, Harry Meyen, Giorgio Albertazzi, 94' 35 mm
• München – Tagebuch eines Studenten
BRD 1962, R/B: Roland Klick, Rolf G. Schünzel, Jochen Cerhak, P: Rolf G. Schünzel, K/Sch: Roland Klick, 60' 16 mm
• Nachts, wenn der Teufel kam
BRD 1957, R: Robert Siodmak, B: Werner Jörg Lüddecke nach einem Illustriertenroman von Will Berthold, K: Georg Krause, D: Mario Adorf, Claus Holm, Hannes Messemer, Peter Carsten, 99' 35 mm
• Himmel ohne Sterne
BRD 1955, R/B: Helmut Käutner, P: Harald Braun, K: Kurt Haase, D: Erik Schumann, Eva Kotthaus, Georg Thomalla, Horst Buchholz, 108' 35 mm

• Das Wunder des Malachias
 (Reihe Wiederentdeckt)
BRD 1961, R: Bernhard Wicki, D: Horst Bollmann, Karin Hübner, Günter Pfitzmann, Brigitte Grothum, Senta Berger, Loriot, 126' 35 mm


Ein Wiedersehen mit 'Skandal in der Botschaft'  R: Erik Ode
http://www.imdb.com/title/tt0042973/fullcredits
hätte ich mir ebenfalls gewünscht, gerade weil der Film von 1950 als Übergang von der direkten Nachkriegs- und Besatzungszeit in die bundesrepublikanische Filmproduktion Scharniercharakter zeigt.

Weitere Filmtitel zum Thema siehe unter
http://kinoberlin.blogspot.com/2009/05/1959-eine-reise-zum-gravitations.html
in meinem Blogbeitrag:
"1959: Eine Reise zum Gravitations-Mittelpunkt des Kinos"
in Kapitel VIII. "Lufthohheit über Westdeutschland"

Der Münchener Film-Historiker Hans Schmid hat zudem kürzlich zwei höchst interessante Beiträge bei Telepolis zum "Subversiven Arztfilm der 1950er-Jahre" veröffentlicht:
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36114/1.html
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36115/1.html
unter besonderer Berücksichtigung von 'Der Verlorene', 'Arzt ohne Gewissen' und 'Des Satans nackte Sklavin' (aka 'Die Nackte und der Satan') als Gegenströmung zu 'Dr. Holl', 'Sauerbruch', 'El Hakim' oder 'Der Arzt von Stalingrad' sowie mit einem Hinweis zum "filmischen Vorleben" des Produzenten Wolf C. Hartwig mit dem Leiser-"Mein-Kampf"-Kompilations-Vorläufer 'Bis 5 nach 12'.

Es gibt in "Papas Kino" unserer Großväter und Ur-Großväter viel zu entdecken, wenn man sich nur über die Kanonisierung unserer Geschichtsschreibung hinweg setzt.

+++

Sonntag, 26. Februar 2012

Das Globians Doc Fest Halle 2012 kündigt Festivalprogramm an

Pressemitteilung

Halle erhält ein internationales Dokumentarfilmfestival:
Das Globians Doc Fest Halle 2012 kündigt Festivalprogramm für April an.
GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012
Internationales Dokumentarfilmfestival Halle (Saale)
20. - 22. April 2012
Audiovisual Anthropology
www.globians.com

Das Globians Doc Fest Halle 2012 kündigt heute seinen ersten Programmablauf für April an:
http://www.globians.com/GlobiansProgramm2012.pdf

Insgesamt werden 25 Filmwerke an drei Tagen vom 20. - 22. April 2012 in der Händel-Stadt gezeigt.
Festivalort wird das Kino ZAZIE sein, das bereits mehrfach für sein anspruchsvolles Kinoprogramm prämiert wurde und dadurch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden ist. Das Kino ZAZIE ist gerade bei kino-affinen Hallensern und in der Studentenschaft der Region in Sachen "art house" Filmkunst sehr gut eingeführt sowie festival-erprobt, was es zur ersten Wahl als Festivalkino für Globians machte.

Gezeigt werden beim GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012 fünfundzwanzig Dokumentarfilme, die in folgenden Ländern produziert wurden:
USA, Mexiko, Indien, Australien, Vietnam, Singapur, UK, Schweden, Dänemark, Niederlande, Belgien, Frankreich, Spanien, Schweiz, Italien, Polen und der Türkei.


Zu den Programmschwerpunkten des Festivals zählen u.a.:

• Samoa im Süd-Pazifik und die kanadische Arktis
• Grönland erwacht
• Wasser für Afrika
• Indien und der Traum vom westlichen Leben
• Die Anthropologie des Flughafens
• Die große ethnographische und ethno-musikologische Dokumentation in Afrika (in der Tradition der französischen Schule)
• Urbanes Leben im Wandel: in London und in Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt)
• Umgang mit dem "Rätselhaften" in westlichen Kulturen
• Die Globians Kurzfilm-Rolle 2012 mit 10 Kurzfilmen zum Motto "Alt und Jung"

In Begleitung ihrer Festivalfilme erwarten wir zahlreiche Filmemacher zu Besuch, die auf eigene Kosten anreisen werden.

Das GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012 finanziert sich bislang aus Einreichgebühren der Filmemacher und Filmproduzenten für zur Sichtung eingereichter Werke sowie aus den Eintrittskarten-Erlösen. Kurator des Festivalprogramms ist Dr. Joachim Polzer. Insgesamt wurden 310 Filmbeiträge zur Sichtung eingereicht, was auf Anhieb für einen erstmals laufenden "Call for Submissions" als sehr gute Größenordnung angesehen werden kann.

Projektträger des Festivals ist die Mentor des Wandels gGmbH in Potsdam. Die Serie der 'Globians Doc Festivals' begann 2005 mit Spielorten bislang in Berlin, Potsdam und Stuttgart mit jeweils eigenem Zuschnitt bei der Festival-Programmierung. Der April-Festivallauf in Halle 2012 wird Anfang Mai auf Schloss Ballenstedt (Harz) im dortigen "Schlosskino" nochmals als kompletter "Re-Run" wiederholt werden. Festivalsprache des GLOBIANS DOC FEST HALLE ist Englisch; alle Filme werden in Originalfassung mit ggf. englischen Untertiteln gezeigt.

Die Neugründung des GLOBIANS DOC FEST HALLE 2012 grenzt sich gegenüber anderen Dokfilm-Festivals einerseits durch den Frühlingstermin ab (und ist im Frühjahr noch vor München und Göttingen gelegen), andererseits durch die inhaltliche Spezialisierung auf "Welt & Kultur"-Themen. Dies wurde für Halle im verstärkten Fokus auf ethnographische Themen im Bereich der so genannten "Audiovisual Anthropology" nochmals zugespitzt. Obwohl hierfür die starke Akzentuierung auf dem Gebiet der ethnologischen Forschung in Halle spricht -- etwa beim Max-Planck-Institut für Ethnologie (dem einzigen in Deutschland) oder beim "Seminar für Ethnologie" an der MLU -- bleibt das GLOBIANS DOC FEST HALLE für ein am Dokfilm interessiertes Allgemeinpublikum stets zugänglich und verständlich.

Festival-Kurator, Dr. Joachim Polzer, zum ersten Festivallauf in Halle: "Wir freuen uns sehr auf den Globians-Start in der Saale-Stadt. Vieles im Stadtbild von Halle erinnert mich heute an die Stadt-Atmosphäre im Berlin der frühen 1990er-Jahre, als viele Leerstellen im Stadtraum noch Freiflächen für schöpferisches Potential boten. Da Skalierung und Größe letztlich kein Argument sind, freuen wir uns auf ein übersichtliches, kleines aber feines und recht spezialisiertes Dokfilm-Festival. 'Small is beautiful' kommt durch die Weltkrise als Motto wieder an die Oberfläche und dabei liegen wir nicht nur mit dem ausgewählten Filmspektrum sondern auch bei der Form unserer Veranstaltung voll im Trend. Die bunte und alternative Kultur in der Stadt steht dabei mit einer langen bürgerlichen Tradition in Verbindung. Dafür wollen wir ein weiterer Farbtupfer im 'Medienfeld' von Halle sein."

Im Gegensatz zu anderen Dokfilm-Festivals versteht sich das GLOBIANS DOC FEST als "Projektmodel für die kommunikative Vernetzung von unabhängigen (= nicht TV-abhängigen) Dokfilmern". Es ist "kein Industrie-Festival", weder "Branchentreff" noch "Verkaufsmesse", wofür auch der kollegiale Umgang der Filmemacher beim Festival untereinander spricht; es werden keine Preise und Auszeichnungen vergeben. Dabeisein ist alles: Die filmischen Arbeiten von Professoren an Hochschulen und Universitäten stehen dabei etwa gleichberechtigt neben Abschlussarbeiten von Filmstudenten an Akademien und beide wiederum neben komplett unabhängig produzierten Werken von etablierten Dokfilm-Künstlern mit internationalem Renommee. Ebenfalls im Gegensatz zu anderen Dokfilm-Festivals in Deutschland werden dieses Jahr in Halle nur Produktionen aus dem Ausland gezeigt; die einzige deutschsprachige Produktion stammt aus der Schweiz.

+++


Donnerstag, 16. Februar 2012

Der Berglöwe auf dem Sprung in den Abgrund

Heute kündigte "Apple Inc." per Pressemeldung die Veröffentlichung der Entwickler-Vorschau von OS X "Mountain Lion" an.

Es ist ein weiterer Meilenschritt, das seit rund 30 Jahren bekannte und erfolgreiche Konzept des offenen "Personal Computer" zu verlassen, um einen 'computerless Computer' als proprietäre Box normativ durchzusetzen. Auch Windows8 für ARM aus dem Hause Microsoft scheint diesen Weg gehen zu wollen.

Es scheint, dass "Mountain Lion" als neunte OS-X-Edition der letzte Schritt hin zu X-OSX-iOS sein dürfte, bevor also Mac und iOS auf Betriebssystem-Ebene zusammen verschmolzen werden. Wie man der Ankündigung entnehmen kann, hat es Apple damit auch eilig: Dafür spricht vor allem der "Gatekeeper" als neuer Betriebssystem-Funktion, um sich der Software-Installation durch simplen Webdownload oder via Silberscheiben zu entwöhnen. 'Es ist nur zu Deiner Sicherheit!' -- Den Schritt, die Nicht-App-Store-Software-Installation auf Betriebssystemebene zu unterbinden, haben sie sich noch nicht getraut durchzusetzen. Das kommt dann beim nächsten Mal. Die Augenwischerei ist nun die, dass nur noch hier bis auf Weiteres der Nutzer der "Gatekeeper" sein darf; beim nächsten Mal dürfte die große Firma diese Gatekeeper-Funktion dann selbst übernommen haben und damit alles in der Hand haben, was darf und was nicht mehr kann. Insofern ist der "Brand" vom "Gatekeeper" eine Frechheit hoch drei.

Es sieht bei 9OSX bereits vieles nach "Downgrade" aus; denn auf Apples Antwort die Zukunft ihres File-Systems betreffend warten wir seit 2006 vergeblich (mit damals abgesagtem ZFS, weil Herr Jobs auf Mr. Sun wütend war) -- und von "Btrfs" scheint man bei Apple noch nichts gehört zu haben. Wahrscheinlich heißt Apples Antwort beim Thema File-System "iCloud", denn die Workstation/Laptop-User sollen sich um ein "Filesystem" und seine Transparenz gar keine Gedanken mehr machen. Das macht jetzt alles Apple proprietär, so wie sie gerade CUPS die Linux-Funktionen nehmen.

Nach der Pleite mit FCP-X, den eingestampften Rack-Servern samt SAN (alles drei waren deutlich wahrnehmbare "Verkehrsschilder", die Pros. sollen sich gefälligst wo anders umschauen!) sind viele im Videopostproduction-Bereich i.Ü. auf der Suche nach einer neuen Plattform (auch eine Marktlücke übrigens!), was dem "Raketenabsatz" und dem "Monopol auf Profite" bei Konsumentenprodukten ja keinen Abbruch tut. Allerdings verlagert sich die Innovationskraft im Hause Apple zunehmend aufs Gerichtsprozesseführen, was letztlich ein "wildes-um-sich-Beissen" des Platzhirschs vor tiefem Fallen ankündigt, auch wenn der anstehende Apple-Fernseher wieder ein weiterer Erfolg werden sollte.
Allerdings möchte man nicht wissen, wie viele OSX-Nutzer bewusst noch bei den verganenen Hauptrevisionen Tiger und bei Snow Leopard verharren, auf Grund des 'Legacy-Software-Supports' (OS9 bei Tiger und PPC-Binaries bei Snow Leopard durch Rosetta). Die wohl überaus übersichtliche Upgrade-Rate von SnowLeopard auf Lion hat Apple (trotz günstigem Preis und Benutzerfreundlichkeit durch App-Shop) ja stets geheim gehalten (es muss schrecklich wenig gewesen sein!) und hoffte auf wachsenden Lion-Marktanteil durch Neu-Hardware-Verkäufe... Jetzt hoffen sie, dass die Kommunikationsanbindung von OSX ans iOS mehr Leute zum Upgrade lockt als bislang. Während bislang immer 18 - 24 Monate zwischen den Betriebssystem-Hauptrevisionen vergingen, sind es jetzt nur noch sieben -- und der letzte Release steht erst bei 10.7.3 (im Vergleich zu 10.4.11, 10.5.8, 10.6.8 als jeweils letztem Release der vergangenen Hauptrevisionen). Man hat es im Hause Apple wirklich eilig, aus dem offenen OSX rauszukommen.

Ich denke, es werden auch viele die Angst und Sorge teilen, wo man nach einem Totalabsturz seine Anwendungs-Software nebst passendem Betriebssystem her bekommt (um seine Anwendungsdaten am Leben halten zu können), wenn die Herrscher des App-Shops die alten Software-Versionen nicht mehr zum Verkauf anbieten und man zur Neuinstallation keine "Master"-Silberscheiben mehr bekommen hat, die von allen Online-Herrschern unabhängig funktionieren, geschweige denn noch über einen Computer zu verfügen, bei dem man auf Firmware-Ebene und vom OS erlaubt von Silberscheiben oder aus dem Webbrowser heraus Anwendungs-Code auf den eigenen "Personal Computer" laden darf, ohne einen anderen Gatekeeper und seinen Grabbeltisch bemühen zu müssen.
Von der Perspektive des Datenerhalts arbeitet allen voran Apple am großen Schwarzen Datenloch auch wenn sie mit ihrer Backup-Software stets das Gegenteil behaupten. Dass man bei FCP-X keine Dateien aus FCP-Versionen 5, 6 und 7 mehr laden kann, war ein entsprechender Warnschuss. Es hilft also auch nicht das Argument, man könne ja die neueren Software-OS-Version stets noch im Online-App-Shop beziehen, um alte Dateiversionen weiter zu verwenden.

Es stimmt: Apple ist ein Meister der "Selbstkannibalisierung"
Steve Jobs - “If you don’t cannibalize yourself, someone else will.”

http://www.eoshd.com/content/6913/kodak-file-for-bankruptcy-a-lesson-for-all-...

Das Dumme bei Apple-Produkten ist nur, dass man als User in der Nutzungs-Symbiose bei der Produktevolution davon mitbetroffen ist.

Bestimmte Dinge sollen eben bleiben dürfen -- auch wenn sich viel oder fast alles verändert. Dafür fehlt diesem Unternehmen jedwede Sensibilität, der zweite Grund für den bevorstehenden konfuzianischen Wandel vom Platzhirsch zurück zum Underdog.

PS: Was man wohl in "Mountain View" zu "Mountain Lion" meinen wird?

+++


Montag, 13. Februar 2012

David Bordwell's "Pandora's Box"

David Bordwell's article series "Pandora's Box" from his Blog on the worldwide conversion to digital cinema projection and its far reaching impact is very good indeed and important to read:

Hightlights so far,

- on the short history of digital cinema exhibition (and which role the Video-CD had played):
"Pandora’s digital box: From the periphery to the center, or the one of many centers"
from January 11, 2012
http://www.davidbordwell.net/blog/2012/01/11/pandoras-digital-box-from-the-pe...

- on the impact of digitalization to the film festival fare & ventures
"Pandora’s digital box: At the festival"
from January 5, 2012
http://www.davidbordwell.net/blog/2012/01/05/pandoras-digital-box-at-the-fest...

- on 'the enormity of what film archives face' due to digitalization of cinema
"Pandora’s digital box: Pix and pixels"
from February 13, 2012
http://www.davidbordwell.net/blog/2012/02/13/pandoras-digital-box-pix-and-pix...

+++


Samstag, 31. Dezember 2011

Abgänge und Verabschiedungen 2011


Dem letzten Tag des Kalenderjahres obliegt es wieder, eine Liste der "Abgänge und Verabschiedungen" zu erstellen, sehr subjektiv nach Lieblingen und Liebhabereien, in ihrer eigenen un-alphabetisierten Ordnung, in ihren seltsamen Verkettungen und Assoziationen (des Lebens höchst-selbst) und mit ihren inhärenten, innewohnenden Prioritäten:

Sidney Lumet
Richard Leacock
Ken Russel
Peter Yates
Peter Falk
Elizabeth Taylor
Jane Russell
John Barry
Peter Przygodda
Leo Kirch
Bernd Eichinger
Oliver Storz
Peter Schamoni
Heinz Ringelmann
Gary Winick
Charles Jarrot
Michael Cacoyannis
Polly Platt
Theadora Van Runkle
Vittorio de Seta
Zdenek Miler
Edmund S. Carpenter
Pete Postlethwaite
Susannah York
Maria Schneider
Kenneth Mars
Annie Girardot
Michael Gough
Arthur Marx
Michael Sarrazin
James Arness
Bill McKinney
Harry Morgan
Dan Frazer
Donald Krim
Graham Leggat
Tim Hetherington
Christopher Hitchens
Michael Althen
Robert Sklar
Adolfas Mekas
George Kuchar
Gunnar Fischer
David Rayfiel
Friedrich Schönfelder
Hellmut Lange
Georg Kostya
Wolfgang Spier
Fritz Schediwy
Curt Flatow
Heinz Reincke
Rosel Zech
Heinz Bennent
Walter Giller
Jürgen Hentsch
Margaret Price
Kurt Sanderling
Max Mathews
Roland Petit
Richard Hamilton
James Rizzi
Franz Josef Degenhardt
Georg Kreisler
Ludwig Hirsch
Christa Wolf
Joe Arroyo
Ladi 'Knackbass' Geisler
Loriot, Vico von Bülow
Peter Alexander
Johannes Heesters
Gerry Rafferty
Bernd Clüver
Wolfgang 'Ronny' Roloff
Renée Franke
George Shearing
Joe 'Take5' Morello
Jack Hardy
Amy Winehouse
Clarence 'E-Street Sax' Clemons
Andrew Kazdin
Michael Hart
Daniel Keel
Heinz Ludwig Arnold
Hermann Herder
Milton Rogovin
T. Lux Feininger
Charles Nolan
Doyald Young
Kurt Weidemann
Alex Steinweiss
Dennis Ritchie
Steve Jobs
John R. Opel
Ken Olsen
John McCarthy
Yoshikazu Kihara
Norio Ohga
Takuo 'Tak' Miyagishima
Patrick Leclercq
Reinhard Appel
Eberhard Piltz
Robin Meyer-Lucht
Wilfried Rott
Andy Rooney
Fritz Raff
Hannes Hoff
Jörg Klamroth
Friedrich Kittler
Theodore Roszak
José Argüelles
Horst-Eberhard Richter
Günter Amendt
Lynn Margulis
Günter Tembrock
Dieter Kranz
Vaclav Havel
Jiri Dienstbier
Dietrich Stobbe
Warren Christopher
Lawrence Eagleburger
Betty Ford
Hans Apel
Manfred Gerlach
Eisbär Knut
Günter 'Jägermeister' Mast
Werner Otto
Sidney Harman

+++

Freitag, 18. November 2011

Netzmuseum

Dass mit "Filmmuseum" – und vor allem mit "Fernsehmuseum" – bald kein Blumentopf mehr zu gewinnen sei, belegt mir am Deutlichsten jüngst diese Tagung im Hause der SDK, bei der versucht wurde, sich via anzudienenden Partnerschaften mit SPK, Google-Forschung, Europeana-Netzarchiv und Wikimedia-Foundation wieder an die Spitze des kulturellen Reflexes zu setzen — damit aber auch nur Rick Prelingers Erkenntnis von vor 15 Jahren erneut zu extemporieren, dass nur nurmehr nur das ist, was auch im Netz gefunden werden kann:

http://ins-netz-gegangen.org/

+++

Mittwoch, 9. November 2011

"Deep End"

Es war einer der herausragenden Titel in den 16-mm-Verleihkatalogen von "ATLAS FILM" der Jahre 1976, 1977 und 1978: "Deep End" aus dem Jahre 1970 in der Regie von Jerzy Skolimowski, galt im weiteren Verlauf der 1970er-Jahre immer noch skandalumwittert freizügig und frivol gewagt. Nun kann man sich vom Film nach längerer Rechte-Abstinenz seit den 1980er-Jahren auf Blu-Ray/DVD in einer 2K-Restaurierung der Bavaria Media wieder selbst ein Bild machen, z.B. in der Dual-Format BFI-Edition in UK (mit Extras) oder in Deutschland bei Koch-Media.

Was mich an den Film und der Dokumentation "Starting Out: The Making of Deep End" von Robert Fischer recht erstaunt hat (und was ich zuvor noch nicht wußte): wie sehr "Deep End" als Ur-UK-Thema des Post-Swinging-London eine Münchener Produktion bei der Bavaria und in Settings von München war, was man auch an der Präsenz von Karl-Michael Vogler und Dieter Eppler als Schauspieler erkennen kann. Die 35-mm-Handkamera von Charlie Steinberger in der Prä-Steadycam-Ära ist als "Film-Tanz" wirklich auch heute noch sensationell.

Obwohl die Musik von Cat Stevens ("Harald & Maude") und CAN den zeithistorischen Kontext geschmacklich ziemlich einzugrenzen scheinen, ist Skolimowski und seinem Editor Recht zu geben, wie "frisch" der Film auch heute noch geblieben ist und wie sich die Fragen von "Freizügigkeit" verschoben haben: Während John Moulder-Brown sich 1970 noch seine Genitalien mit Gaffatape zukleben musste, damit kein evt. sichtbarer "Nippel" zu Schnittauflagen der UK-Zensoren führen hätte können, durfte die Lehrerfigur, gespielt von Vogler, eifrig die Hinterteile seiner Schülerinnen im Schwimmbad tätscheln, etwas, wie David Thomson in seinem Essay der BFI-Edition sehr richtig bemerkt, heute keiner mehr sich trauen würde, so zu drehen.

Die dargestellte Mischung der Explositivität von erwachender Triebhaftigkeit bei Adoleszenten mit den Übergriffen der Erwachsenenwelt in diese jugendliche Explosivität hinein als "Exploit" und "Verlockung" (inkl. des Umdrehens, nach Belieben, als Vorwurf des "Molesting" gegenüber Tätern und der Staatsmacht) ist nach den Vorkommnissen an Odenwaldschule und Canisius-Kolleg aktuell wie nie. Im Jahr 1970 war dies zu thematisieren eine tektonisch-dynamische Welle zwischen Aufbruch der 1960er-Jahre und Etablierung von Freizügigkeit in den den 1970ern. Heute kann es als Mahnung dienen, dass vier Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse im Kontext einfach anders waren und nicht mehr durch heutiges "sittliches Empfinden" ohne Weiteres verständlich sind, so verstanden werden können, wenn etwa einige von Mapplethorpes Fotografien (aus vielen nachvollziehbar guten Gründen, möglicherweise) bei heutigen Ausstellungen nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

"Deep End" erscheint mir daher äußerst sehenswert, auch weil er wieder zeigt, dass ein retouchierter 2K-Interpositiv-Scan nicht mehr das zeigt, was der beigefügte Werbe-Trailer, von gebrauchter Kino-Positivkopie abgenommen, noch erahnen lässt: wie man den Film einst im Kino gesehen hat (in Format, Gradation, Tonalität etc.). Heute können wir alte Filme so gut sehen, wie man sie zuvor noch nie gesehen hat; es wird ein ganz anderer Film, möglichweise mit intensiverer, immersiverer Erfahrung.

+++

Dienstag, 26. Juli 2011

German Press Release for 7th Globians Doc Fest Berlin (Aug 11-17)

Presseinformation
GLOBIANS DOC FEST BERLIN 2011

Vom 11. bis 17. August 2011 findet im Kino Toni (Antonplatz, Weißensee) das
7. Globians welt & kultur Dokumentarfilm Festival statt.

Programmschwerpunkte des von Joachim Polzer kuratierten Dokfilmfestivals
mit insgesamt 63 Filmen sind in diesem Jahr:

• Meister des Lichts und der Kinematographie (am Eröffnungstag, Do., 11.8.) – darunter ein abendfüllendes Portrait des englischen Kameramanns Jack Cardiff (1914 - 2009), der u.a. die klassischen Technicolor-Filme für Powell & Pressburger gestaltet hat (u.a. "Die roten Schuhe") .

• "Denk' mal nach! - Wer sind wir im 21. Jahrhundert?" heißt es am zweiten Festivaltag, wenn nachdenkliche Filme zu einem neuen Selbstverständnis unseres Lebens im 21. Jahrhundert gezeigt werden, u.a. mit zwei Dokfilmen zu den Philosophen Leopold Kohr (der den Ausdruck "Small is Beautiful" gemünzt hat) sowie zu Gregory Bateson, dessen Biographie und Hauptwerk "Ecology of Mind - Die Ökologie des Geistes" von seiner Tochter Nora nachgezeichnet wird (am Fr., 12.8.)

• Hauptprogramm-Schwerpunkt des Festivals in diesem Jahr ist "INDIEN" mit zahlreichen Dokumentarfilmen zum Leben der Menschen in der aufstrebenden Weltmacht. An insgesamt vier Festivaltagen (Sa - 13.8. bis Di - 14.8.) geht dabei auch um "Indien und Musik", um die historisch und ursprünglich zum indischen Kulturraum zählenden Länder Bangladesch und Pakistan; natürlich darf dabei auch ein Beitrag zur dominant aufstrebenden Hegemonialmacht CHINA und ihrer Expansionspolitik in die Region nicht fehlen, wie auch der ganze Regionalraum des indischen Ozeans mit Einflüssen bis hin zu den Philippinen und zu einzelnen Südseeinseln einen neuen Blick auf die Welt werfen hilft.

• Am Abschlusstag (Mi., 17.8.) geht es von der großen Weltbühne zurück in die Berge von Italien; verschiedene italienische Dokfilme werden gezeigt zum kontemplativen, kreativen wie kargen "Leben in den italienischen Bergen".

• Beim Festivalfinale am Mi. (17.8.) kann schließlich eine Brise Humor getankt werden, wenn wir den ultimativen Reisebegleiter für einen Besuch der oft als lebensgefährlich eingeschätzten südafrikanischen Stadt "Johannesburg" und seiner Stadteinführung folgen können. Letzter Film des diesjährigen Festivals ist eine ebenso humorvolle Hommage an Chris Markers "Sans Soleil" durch Aimee Jennings mit ihrem Essay-Film "AND".


Wir erwarten zum Festivallauf wieder zahlreiche Filmemacher zu Besuch in Berlin.


Internet-Links
Programm-Ablauf (170 kB):
http://www.globians.com/GlobiansProgramm2011.pdf
Online Festival-Katalog (18 MB):
http://www.globians.com/Globians2011_Katalog_SCREEN.pdf

7. GLOBIANS DOC FEST BERLIN
11. - 17. August 2011
Kino Toni
(Antonplatz, Weißensee, Tram M4)
VVK-Telefon 030 92 79 12 00
www.globians.com

Montag, 20. Juni 2011

+++ program line-up announced for 7th Globians Doc Fest Berlin +++

This is a system-wide announcement concerning Globians Doc Fest Berlin 2011.

Curatorship Globians Doc Fest Berlin has just announced the program line-up for its August festival run:

63 film works will be presented during the 7 days of documentary celebration.

duration: August 11 - 17, 2011
location: Kino Toni, Antonplatz (Berlin-Weissensee)

The program line-up of Globians Doc Fest Berlin 2011 is available as a pdf download under the following URL link:

http://www.globians.com/GlobiansProgramm2011.pdf


Joachim Polzer
festival curator
Globians Doc Fest Berlin
www.globians.com


+++

Montag, 13. Juni 2011

"Seven Centimeters": a report on the recent 70mm screening series in the Castro…

…from Brian in his blog "Hell On Frisco Bay"
http://hellonfriscobay.blogspot.com/2011/06/seven-centimeters.html

remark:
It's about time for "IAMMMMW" receiving preservation treatment for 70mm or digital rerelease to bring it back where it once was in the LaserDisc edition as full-length uncut but letterbox version of 188 min. I luckily still own this LD edition box including the bonus disc containing "Something A Little Less Serious". Director Stanley Kramer died in 2001; Milton Berlé in 2002. Hopefully the new investment money for MGM/UA brings the necessary push for this.

.

Some critical remarks on the recent CinemaScope retrospective in Berlin by JPG

Bigger than Life?
Von Jean-Pierre Gutzeit

Das Berliner arsenal - Institut für Film- und Videokunst exponierte sich im Mai 2011 mit riesiger Breitwand, Vorhangspielen und „bigger than life“ - dem selbst die Wände des Kinosaals keinen Einhalt bieten können, glaubt man der Programmankündigung:

"CinemaScope – kaum eine andere filmtechnische Bezeichnung weckt größere Erwartung beim Zuschauer. Der sich langsam öffnende Vorhang zu Beginn der Vorführung gibt eine immer größer werdende Leinwand preis, eine Projektionsfläche, der die Wände des Kinosaals kaum Einhalt gebieten können. Expandierende Bilder, spektakuläre Weiten, atemberaubende Nähe, visueller Reichtum – bigger than life oder doch eine unnütze Übergröße? Billy Wilder fand nüchterne Worte für die technische Neuerung um das anamorphotische Objektiv, die die Twentieth Century Fox 1953 mit dem epischen Kostümfilm The Robe lancierte: "Ein ideales Format, um das Leben eines Dackels zu verfilmen!" Unvergessen auch Fritz Langs Äußerung in Godards Scope-Film Le Mépris: "Das CinemaScope-Format ist nicht für menschliche Wesen, es ist für Schlangen und Begräbnisse." Die 16 Filme aus fünf Jahrzehnten unserer CinemaScope-Reihe kommen garantiert ohne Dackel, fast ohne Schlangen und mit nur wenigen Särgen aus. Stattdessen vermitteln sie einen Eindruck von der ungeheuren Bandbreite (!) künstlerischen Umgangs mit dem übergroßen Bildformat 1:2.35 und seiner Auswirkung in Bezug auf (Raum-)Inszenierung und Erzählstrategien."

[Zital-Quelle: http://www.arsenal-berlin.de/arsenal/programmtext-anzeige/article/2231/194.ht...]

In der Berliner Kinolandschaft ist die praktische und theoretische Durchführung solcher und vergleichbarer Themen beklagenswert. Auch unter der Berlinale-Flagge durchgeführte Retrospektiven zu kinotechnischen Verfahren zeigten kaum Engagement, sondern kalte Aufgabenbewältigung.

Der schwärmerische Duktus des arsenal-Programmtextes zum CinemaScope-Verfahren erhebt Anspruch auf vieles, was der Kenner und Geniesser als Voraussetzung für das Verstehen dieser Bild- und Ton-Innovation seit 1953 verinnerlichte.
Von Relevanz für eine entsprechende Schau wären u.a. die Erwägung des Umbau oder Neubaus von Kinos, eine gekrümmte oder gar eine Metallbildwand (die bspw. das Kino Delphi-Palast am Zoo oder die astor Filmlounge am Kurfürstendamm besitzen), Röhrenverstärker statt dolbysierter Halbleiterlemente, schmalwinklige Exponentialtrichter zur Bündelung eines direktionalen Tons anstelle breit und passiv abstrahlender JBL-Boxen, wirkungsmächtig proportionierte Wolken- und Vorhangsstores nebst Farbkaskaden vor Filmbeginn – vor allem aber Filmkopien auf dem Niveau der Erstaufführungszeit mit korrekten Bild- und Tonformaten sowie eine Projektionsmechanik und Zahnkranzteilung, die der Zerstörung geschrumpfter Perforation an älteren Filmkopien vorbeugt anstatt sie einem Risiko auszusetzen.
Nicht zuletzt bedarf es einer ideologisch versachlichten Herangehensweise: um Sein und Schein zu unerscheiden, Werbung und Produktionzwänge zu durchleuchten, künstlerische Ideen von industriellen Konventionen und Fetischen voneinander zu scheiden.

Kaum einen dieser Ansätze scheint im Kino arsenal und von den Programmkuratoren angestrebt worden zu sein. Die technoiden Vehikel des Spektakels werden uminterpretiert oder idealisiert als Inspiration der Avantgarde wie schon der Nouvelle Vague, des Free Cinema, des Dogme 95 usw. Vermutlich, um ein zuvor nur an der Avantgarde interessiertes Publikum zu gewinnen. Die Brüche, Widersprüche und Schattenseiten eines industriellen Verfahrens und seiner ideologischen Ausläufer und künstlerischen Sackgassen - über sie spricht man nicht.

Kurzum: unter dem Marketing-Motto "CinemaScope - bigger than life" verbirgt sich grossenteils ein Aufguß der Kinematheks-Retrospektive von 1993 mit gleichermassem schwärmerischen Duktus: aufgestigen von der einstigen City-West (einstige Berlinale-Spielstätte für CinemaScope war 1993 der ehemalige Filmpalast Berlin) zum Kinokeller des Potsdamer-Platzes. Das Motto "bigger than life" verhelfe dann dem Programmentwurf bei Vergabekommissionen zu einem Programmkinopreis - weiterhin zu Zuschüssen für die oft nur routinierte und kalkulierte Programmarbeit. Dem Wesen der Gründerzeit des arsenal entspricht dieses Kalkül in keiner Weise. Das arsenal der 2010er Jahre ist weitaus mehr dem Establishment als das arsenal der 1970er Jahre nahe. Kulturkritik klingt zwar punktuell an, leider aber ohne den Produktionshintergrund in der Herausbildung der kommerziell konnotierten und genre-prägenden Prozesse des ehemaligen "Klassenfeindes" einmal näher unter die Lupe zu nehmen - denn es ließe sich "bigger than life" eben so als "american way of life" mißverstehen.
Hätte man sich ernsthaft mit dem Thema befasst, so fänden wir aus ideologiegeschichtlicher Perspektive kleinere Ansätze zur Diskussionsanregung vor. Was blieb, war das Versprechen auf eine Show - leider handelte es sich um ein leeres Versprechen.

Nicht nur, dass der erste CinemaScope-Film, „The Robe“, in einem arsenal nie gezeigt wurde und auf dem Status fast von Unkultur angesiedelt ist - schon die Gleichmacherei von Breite und Grenzüberschreitung durch das Chiffre eines Seitenformats (das arsenal-Programmheft verabsolutiert die Aspect Ratio von 2,35 : 1 zum Kino "bigger than life") wird dem wenig gerecht, worum es geht: um ein Film- und Kinoformat, das selbst anhand der vom arsenal thematisierten Filme häufig von 2,35 : 1 abweicht. Filme tauchen also auf, die in kein Format 2,35 hineinpassen, wie etwa „Carmena Jones“ und „The age of Innoncence“. Schon gar nicht können die Abmessungen eines Bildwandrahmens in dieser Spielstätte als ausreichend empfunden werden - denn sie beeinträchtigen Format und Wirkung eines jeden Scope-Films, klassisch wie avantgardistisch.

Gehen wir konkret ein auf die Programmankündigungen dieser mit Aufgaben überhäuften Spielstätte:
Die Schwarmintelligenz der Kuratoren/Innen reklamiert mit CinemaScope für sich fachgerechte Kinogeschichtsaufarbeitung, obwohl schon der Normalfall würdiger Kinodarbietungen mit dem alltäglichen Scope ein Grund-Verständnis dieser Bild- und Ton-Innovation von 1953 liefert. Eine technische und fachliche Voraussetzung, die leider aber gerade in diesem Kino erst von Grund auf neu erarbeitet werden müsste, denn an diese Potentiale hatte beim Bau der Kinos offenbar keiner gedacht, war nicht wahrnehmbar.
Da fast alle herbeizitierten Filmemacher und grossen Kinobauherren tot sind, wissen wir natürlich nicht, was im Programmtext des arsenal tatsächlich gemeint ist. Allenfalls weiß der Filmkenner, dass bei einer CinemaScope-Projektion eine anamorphe Linse eingesetzt wird: die Grundausstattung eines jeden Filmtheaters. Der normale Stammgast und Student, er kennt selten mehr als die Taste seines DVD-Players, wird vom Kino arsenal in die Geheimnisse der Kinotechnik unzureichend eingeweiht. Man „guckt Filme“ als textuelles Konstrukt – und nicht im produktionsspezifischen Zusammenhang.

Was sich im Filmhaus am Potsdamer Platz nun wiederholt, ist, scheint mir, ein Marketing-Trugschluss, den bereits die Stiftung Deutsche Kinemathek 1992 beging (Ausarbeitung einer Berlinale-CinemaScope-Retrospektive von Wolfgang Jacobsen und Helga Belach – garniert von Filmkopien-„Ruinen“ [Frieda Grafe] und einem wirren Konglomerat aller möglichen Breitwandfilme unter dem Rubrum „CinemaScope“), womit massive Mißverständnisse über Ursache und Wirkung von CinemaScope heraufbeschworen werden. Schon 1992 sprengte das CinemaScope nicht mehr die gewohnte Breite existenter Leinwände, die Berlinale-Kopienauswahl der Kinemathek war höchst beklagenswert, und der Werbeclaim "aufreissender Horizonte" gab zu Irritationen Anlass.

Beide Veranstaltungen, heute wie damals, warben mit ungewohnten und grenzüberschreitenden Alleinstellungsmerkmalen, gerade auch der bespielten Leinwände. (Bedauerlich und durchsichtig klingt dann in einer Nebenbemerkung des arsenal-Programmduktus an, man habe damit "zentrale Aufgaben" der eigenen Institution erfüllen wollen. Sic!).

Klären wir zunächst Widersprüche dieser Marketing-Terminologie:
„Leinwände“, auf die das arsenal in seiner Ankündigung ostentativ abhebt, gibt es in einem Kino nicht (da sie nicht aus Leinen erstellt wird). Der Begriff "Leinwand" ist irreführend. Es wären besser (und nicht erst seit Einführung des Verfahrens zum Durchbruch gelangte) speziell beschichtete und gekrümmte "Bildwände" zu erwähnen – sie waren geometrisch analog berechnet zu den Verzerrungsindices der Aufnahmeoptiken und Winkel, die in Filmtheatern auch Eingang fanden. Leinen möchte man doch besser der Küche überlassen!

Der "gewohnte Rahmen", der nach dem arsenal-Monatsprogramm endlich "gesprengt" werde, war in der Praxis der Veranstaltungen dieser beiden Hauptstadt-Institutionen weder 1992 noch 2011 korrekt angepaßt: weder kann mit der Kinoeinrichtung, mit der man 2011 Programm macht, eine Kino-Norm überschritten worden (denn das Gros aller Spielfilme läuft in den meisten heutigen Kinos in der Aspect Ratio von 2,35 : 1), noch wurden künstlerisch Einsichten jenseits der ästhetischen Konventionen vermittelt.
Revolutionär auch deshalb nicht, weil ein Großteil der Anti-Genre-Filme künstlerisch, obwohl sie dem Anschein nach die Konvention zu durchbrechen scheinen, bestenfalls Montageprinzipien früherer Epochenstände wiederholen und den Grundcharakter der durch die Fox-Filme implementierten CinemaScope-Ästhetik zwar dekonstruieren, ohne jedoch einem neuen „anamorphotischen Stil“ zum Aufschwung zu verhelfen, der nicht bereits im Normalformat vorhanden und aufgehoben gewesen wäre.

Behauptungen im Programmtext zur angeblichen Skepsis bekannter Filmemacher vor dem Format - Billy Wilder und Fritz Lang werden angeführt ("Verfilmung des Lebens eines Dackels" / "Beerdigungen und Schlangen") - verniedlichen die Produktionshistorie zur Karikatur. Die vorgebrachten Zitate der leicht skurril reminiszierten Filmemacher im Programmtext wirken wie Etiketten, um kulturkritische Befindlichkeiten gegen die Formatüberbreite hinüberzuretten, ohne aber eine Werkanalyse vorzunehmen. Eine versachlichtere Herangehensweise an das Thema, anstelle der erklingenden Selbstironie ("wir zeigen CinemaScope ohne Dackel und ohne Särge"...), würde aus heutiger Sicht eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der Breitwandgeschichte beflügeln helfen. Weder aber resultierte Wilders Skepsis aus einer Nüchternheit, wie das arsenal kolportiert (denn Wilder drehte selbst ein halbes Dutzend an Scope-Filmen aus freiem Entschluss), noch läßt sich Fritz Lang, der mit „Moonfleet“ schon in den 1950er Jahren einen CinemaScope-Film drehte, nachsagen, er hielte Scope gut genug für "Schlangen und Beerdigungen". Es handelt sich vielmehr um eine selbstreflexive Ironie Jean-Luc Godards in seinem ersten CinemaScope-Filme, „Le Mépris“, in welchem er seinem Nebendarsteller Fritz Lang dieses Ausspruch ins Drehbuch schreiben liess.

Betrachten wir bitte auch die zeremoniellen, rituellen Prinzipien des Kinos:
Der sich langsam öffnende Vorhang zu Beginn der Vorstellung gebe eine immer größer werdende Leinwand preis, eine Projektionsfläche, der die Wände des Kinosaals kaum Einhalt gebieten können, heißt es im Text.
Auch das ist bei objektiver Betrachtung im arsenal selbst simulativ nicht vermittelbar: eine theatral oder durch Evidenz bestimmte Geschwindigkeit des Vorhangs und der Bildgröße war dort zu keiner Zeite konzipiert worden: die gegebene technische Einrichtung unterliegt allenfalls „Mindestanforderungen“ der gängigen Standards auch der Filmfestspiele, wobei allein schon die Raumgröße kinematographische Faktoren als Alltagsstandard eindampft.
Gerade Substandards aber lassen die beworbene Zeremonie des CinemaScope (oder von 70mm-Breitwandfilmen) nicht zu. Die Vorhanggeschwindigkeit des arsenal verhält sich im arsenal identisch zur Projektion eines erheblichen Teils der Filme in der Alltagspraxis jener Spielstätte. "Grenzüberschreitende" Erfahrungen für den Zuschauer sind daraus nicht abzuleiten.

Die eigentlichen Innovationen der Seh- und Höreindrücke der anamorphotischen Prozesse wurden also weder 1992 noch 2011 prägnant erfasst. Sie sind primär nicht im Seitenverhältnis von 2,35 : 1 zu verorten. CinemaScope beinhaltete signifikantere Mermale und Wirkungskriterien. Weswegen nun ein Film wie „The Age of Innocence“ hinsichtlich seines Formats wohl eher irrtümlich in die Reihe „hineingerutscht“ ist, denn der Film ist nicht anmorphotisch, sondern sphärisch gedreht worden. Er lässt zudem auch ästhethisch ein im Programmtext behaupteter Vergleich zu Visconti oder Ophüls nur unter Mühen ziehen. Man könnte sagen: Ophüls fragmentiert, Scorsese summiert.

Als "übergross", wie die Darbietung deklariert und gleichzeitig Präsentationsniveau für sich reklamiert werden, konnte man CinemaScope weder 1992 noch 2011 erfahren, zumal "Grösse" für sich eine Variable darstellt.
Variabel abhängig a. vom Negativ-Format, b. von den in der jeweiligen Kinoregion wirklich herausragenden Bildwänden, c. von einer aufsehenerregenden Abweichung der Projektionsgrößen vom Projektionsalltag exponierten Spielstätte. (Besitzt das arsenal, das ist zu fragen, etwa eine Dimension 150-Bildwand und Optik? Mithin eine echte Innovation, die aber an der Virulenz der Flachleinwände scheitern dürfte).

Zahlreiche Voraussetzungen für artgerechte Wiedergabe des historischen Filmschaffens im Detail und ganz allgemein vermag das arsenal nicht zu erfüllen und wird sie in den Gegebenheiten seiner Örtlichkeit niemals erfüllen können. Der Besuch bei klassischen Genrefilmen ist daher auch entsprechend schwach ausgelastet. Ersatzweise sei das arsenal somit ermutigt, zumindest den wissenschaftlichen Diskurs voranzutreiben.

Nachdem Dr. Reiner Rother seine Kinematheks-Filmreihe von 2009 salopp "bigger than life" taufte, und das arsenal im Wilder'schen Sinne kontert, versteht eine youtube-, Twitter- noch 3D-Generation weder den ironischen noch ernsthaften Gehalt des arsenal-Ansatzes.

Dennoch lohnten, trotz der widrigen Kinobetriebsverhältnisse am Potsdamer Platz, einige ausgewählte Filmkopien einen Besuch - den Rest und das Drumherum wird man aus der Erinnerung vor dem "inneren Auge" rekonstruieren müssen.

Die aufgezählten arsenal-Filmtitel gehören übrigens zum Stammrepertoire der KoKis laut Bestandlisten der FIAF.

„Bigger than life“ (der Ray-Film) lief in Berlin noch 1993 in 4-Kanal-Magnetton im damaligen Filmpalast Berlin (heute astor Filmlounge). Nun sahen wir also die pflegeleichte Lichttonkopie.
CINEMASCOPE - BIGGER THAN LIFE 2011 (das meint die Filmreihe des Kino arsenal, brachte dennoch filminhaltlich diskutable Titel: „George Washington“ (eine Sozialtragödie in einer Kleinstadt North Carolinas): klassische, liebevoll ausgeleuchtete anamorphotische Fotografie auf Fuji-Negativ. Die schönste Filmkopie seit Jahren, hervorragende Farbkontraste und fast völlige Kornlosigkeit. Großenteils spielen Kinder und heranwachsende Jugendliche die Hauptrollen. Ein Erfolgsfilm des Forums des Jungen Films von 2001, etwa 20 Besucher fanden sich hierzu ein. „Carmen Jones“ (der Preminger-Film) war als beige-farben ausgelaugte Version zu sehen, Bildbeschnitt auf 2.55 : 1, der leider bei singenden Protagonisten auffiel. Tonformat: Dolby SR, aber wie Monoton anzuhören (auf DVD ist der Surround-Ton dagegen besser, der Digitalton aber schlechter). Es kamen ungefähr 12 Besucher.
Immerhin interessierten sich 21 Gäste für „Strassenkontrolle“ (einer der Vorbehaltsfilme von 1971, nach der "Perestroika" 1985 freiggegeben), der natursymbolistische Ansätze mit klassischen Montageprinzipien des russischen Formatlismus verband. Recht gute Schwarzweiss-Duplikatkopie. Inszenatorisch sehr ernst, merklich eine Botschaft oder Belehrung aussenden wollend. 1971 verboten, weil hier ein dersertierter russischer Soldat zur Roten Armee zurückkehrt und damit ein Tabu-Thema anpackte.
„Neun Leben hat die Katze“ (Stöckl-Film) gilt als Pilotfilm des feministischen Ouevres im CinemaScope-Format und läuft desöfteren in Berlin.
„Age of Innocence“ (Scorsese/Ballhaus-Film, gedreht im sphärischen Super 35-Format) konnte ich technisch und inhaltlich nicht als genuinen CinemaScope-Beitrag einordnen.
„Pierrot le fou“ (Godard-Film) bleibt dagegen immer ein grosser Klassiker und vor DOGME 95 ein Werk, dass Schemenhaftigkeiten im Scope-Format aufbrach.
Vor DOGME 95 und noch konträr hierzu schuf Lars von Trier einen aufsehenerregenden Scope-Wurf mit „Europa“, der auf verschiedenen Tableaus Farb- und Schwarzweiss-Szenen kombinierte und Rückprojektionen in Ausschnittsvergrößerungen einsetzt, um psychedelische Affekte zu erzielen (angelehnt offenbar an Kafka und mit einem Aufwand von „Doctor Zhivago“-Verhältnisse produziert).
„Forty Guns“ (Fuller-Film) war in einer viel zu dunklen Kopie zu sehen, Mono-Lichtton.
„East of Eden“ (Kazan-Film) in einer verglichen zur ZDF-Fassung total ausgelaugten Mono-Lichttonkopie mit gröbstem Korn.
Als schräge Entdeckung kann „Die endlose Nacht“ (Tremper-Film) goutiert werden: zu 98% nur in der Empfangshalle des Flughafen Tempelhof gedreht, verinken die Aussenaufnahmen in bewusst insenierten Diffusionseffekten bei Nacht. Immerhin kamen hier etwa 25 Besucher.
„Der geteilte Himmel“ (Wolf-Film) lief schon ein paar Wochen zuvor im 'arsenal' und hätte nicht wiederholt zu werden brauchen.
„Bonjour Thristesse“ (Preminger-Film) zeigte sich in eher neuerer Dupkopie.

Fazit:
Das Projektionsbild lag stets bei 2.35 : 1, war dennoch stark beschnitten und ohne jede für CinemaScope erforderliche Durchbiegung.

Zumeist schienen an den Einzelfilmen interessierte Gäste den Weg ins arsenal gefunden zu haben. Ein Bezug zur Thematik Scope-Ästhetik/Technik/Geschichte war weder bei den Gästen noch den Kuratoren zu erkennen. Auf Referenten und Ansprachen wurde generell verzichtet, und der Foyer-Aushang beschränkte sich auf Kleinplakate und Inhaltsangaben der Handlung. Die Besonderheit von CinemaScope auch als Vorreiter des Mehrkanaltons fand keine Erwähnung. Die vollmundige Ankündigung mit, direkt zitiert, "übergroßen CinemaScope-Format, das die Breite der Leinwand zu sprengen scheint" [...] wir bieten Ihnen die Möglichkeiten zur Horizonterweiterung" war in anbetracht der Kastenbühne nicht nachvollziehbar. Den "sich langsam öffnenden Vorhang zu Beginn der Vorführung" der eine "immer größer werdende Leinwand preisgibt, eine Projektionsfläche, der die Wände des Kinosaals kaum Einhalt gebieten können" konnte ich am Potsdamer Platz, zumindest in dieser Spielstätte, nicht finden.

Das [Cinema-]Scope-Dauerrepertoire einst im Delphi-Palast Berlin, viel später auch in Programmkinos in Essen, Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe oder Bonn (weitere Städte und Orte wären zu nennen) war bei näherer Betrachtung in nahezu allen Belangen avancierter als die asenal-Reihungen: frei finanziert und cinéastisch gründlich verhandelt. Jene Spielpläne existieren ja noch, und auch die technischen Voraussetzungen vieler anderer, gewerblich tätiger Kinos übertreffen die Flachbildwand- und Black-Box-Darbietungen am Potsdamer Platz.

Die zentralen Aufgaben und Kompetenzen des arsenal sind offensichtlich andere. Dieses renommierte Programmkino sollte auf dem Boden des Machbaren bleiben und nicht versuchen, die Kinogeschichte in das Korsett der Bedingungen im Sony-Center zu zwängen. Bedingungen, über die Ulrich Gregor in einem TIP-Interview vor drei Jahren bedauerlicherweise resümmierte: "Wir haben hier eigentlich alles".

Dem ist so nicht, und ich begrüsse die alternativen Projekte dieser Stadt, die seriös und sachlich ihre Kinos führe - jenseits der Leuchtturm-Mentalität, die sich das arsenal zueigen gemacht hat.

Um die nur vorgeschobenen Programmziele zu realisieren, hätte sich die öffentliche Hand 1999 nicht in Art einer Ghettoisierung der kommunalen Kinostätten im Keller-Areal des Sony-Centers vom Hausherrn über den Tisch ziehen lassen sollen. Man hätte den Royal-Palast im Europa-Center zusammen mit der Kinemathek beziehen können - oder das in einem Interview seitens Erika Gregor in der B.Z. im Januar 1970 erwähnte Capitol am Lehniner Platz - und man stünde jetzt an der Spitze kinematographischer Errungenschaften anstatt im Abseits.

Das schmälert sicher nicht andere und relevantere Errungenschaften der arsenal-Arbeit, es relativiert aber die Vereinnahmung von Kinogeschichte in diesem Haus deutlich.

Bitterer Schluß: der Konsum von DVDs scheint in einer Epoche zerbrechender Filmtraditionen oft lehrreicher als ein Neuaufguss der schon 1993 von vielen Fachzeitschriften kritisierten Kinematheksretrospektiven - die vergleichsweise dennoch einige inhaltliche Ansätze gegen den lustlos multiplexalen Abspulbetrieb hervorbrachten. Denen die Kinemathek 2009 ein "70mm - bigger than Life" nachschob, um ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, jedoch an unkorrigierten Filmkopien und desaströsen Projektionsbedingungen kränkelte.

Was nun in der arsenal-Nachhut auch in den kommenden Jahren ein fröhliches Comeback feiert.