Samstag, 4. April 2009

3-D — nur das nächste "Sensurround" oder doch ein Paradigmenwechsel für das Kino wie der Tonfilm?

USA Today brachte am 1. April einen längeren, abwägenden Artikel, wie sich die US-Kinobranche zur 3-D-Konversion stellt. Dabei bleibt unentschieden, ob 3-D als eine vorübergehende Mode (vergleichbar etwa mit "Sensurround" oder im Online-Bereich mit SecondLife) einzuschätzen ist — oder ob es sich um einen grundlegenden Medienwechsel wie bei der Umstellung vom Stumm- zum Tonfilm handelt. Der Text wertet gegen Ende, dass es, solange es sich bei 3-D um eine Reihung von Animationsfilmen mit entsprechender Effekt-Häufung handelt, es stets die cinematisch erzählten Geschichten sind und sein werden, die Menschen vor Leinwänden in Kinos versammeln läßt — und nachhaltig eben nicht irgend welche Gimmicks und Gadgets im Modegeschmack der Zeit. Von der ungelösten Brillenproblematik (Logistik, Bürde, Hygiene, Eigentumsrecht, Mietsysteme, Schwund etc.) einmal ganz abgesehen.

Es gilt aber auch die Aussage jener Mutter von Kindern, die gegenüber der vorherrschenden und dominanten Computerspielästhetik keinen Abstieg ins Kino vornehmen möchten. In die gleiche Bresche müsste man argumentieren, warum ein Katastrophen-Alarmsystem wie Twitter zur neuen Freizeitdauerbeschäftigung mutieren konnte und Nintendo mit der DSi ein Spielzeug in den Markt drückt mit Features, die niemand wirklich braucht, wenn er oder sie die Welt wahrnehmen und mit ihr interagieren möchte. Es gab aber auch einmal die Hula-Hop-Manie — und auch die ist wieder vergangen. Zeitgeist ist kein guter Lehrer.

Dass von Sensurround allerdings der Subwoofer dem Kino gelieben ist, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht solle man auch bei 3-D einmal dramaturgisch "um die Ecke denken".

In einem NYT-Artikel von heute wird deutlich, dass das Unbehagen am Google-Monopol in Sachen "Bücherdigitalisierung aller Zeiten" auch in den USA wächst. Brewster Kahle vom Internet Archive kommt in dem Beitrag ebenfalls zu Wort. Dass die Angelegenheit auch uns hier in Deutschland und Europa betrifft (und damit zeigt, wie fragwürdig ein nationalstaatliches Urheberrecht ist) zeigte sich mir letzte Woche durch einen ausführlichen Informationsbrief der VG-Wort in der Angelegenheit des fragwürdigen "Out of Court"-Settlement. Das Problem scheint mir allerdings nicht das Projekt selbst zu sein, alle Bücher aller Zeiten digital zugänglich zu machen, sondern einzig in der monopolistischen Marktmacht von Google zu liegen. Hier wäre weltweit in einem weiteren G50-Gipfel eine Deregulierung einzuleiten. Entweder man zerschlägt Google in Baby-Googies oder man sozialisiert den Laden in einem neuen Modell nach öffentlich-rechtlichem Modell. Und ich bin der Auffassung, dass im neuen Medienmix auch die bestehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland ihren gerechten 10 %igen Anteil an einer neu einzuführenden Kulturflatrate (statt der GEZ-Gebühr) weiterhin erhalten sollten. Dafür war das Feature von gestern als "Nachruf auf die Magnetbandzeit" im DLF dann doch recht gut für eine allgemeine Hörerschaft.

ATRIUM

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