Sonntag, 5. April 2009

Verschüttete Traditionen der Musikkritik

Nachrufe auf Filmkomponisten gleichen denen auf Modeschöpfer: nicht die Komposition selbst (war sie bei Jarre mehr avantgardistisch oder ekklektizistisch?) interessiert den Medienwert, sondern die Trophäensammlung seiner Preise und Regisseure: so meldeten die "tagesschau" zunächst den Tod eines Komponisten, der natürlich mit Hitchcock (wohl nur 1 Film) und dann einem "Luchiano Viconti" [Luchino Visconti] zusammenarbeitete, späterhin folgte in selbiger Sendung der Evergreen-Komponist mit "Oscars für 'Doktor Schiwago' und danach [?!] für 'Lawrence von Arabien' sowie 'Reise nach Indien'. Filmisch wurde in den Sendern nichts Informatives eingeblendet: weder Werkfotos, Berlinale-Auftritte noch seine Zusammenkünfte mit Orchestern oder Filmemachern.

Stilanalysen in den Film-Fachzeitschriften sind eben so wenig zu erwarten, so lange in "ernstzunehmenden" Publikationen wie etwa dem "FILM DIENST" schon die sogenannten Klangwunder eines Hans Zimmer in Manier gastronomischer Provinzreportagen rezensiert wurden. An eine neue "Einführung in die Musiksoziologie" wird sich kaum jemand mehr herantrauen, könnte man meinen.

Um so enttäuschender das Interview von Gerhard Midding im Berliner "Filmhaus" (also das am Potsdamer Platz), das einen wenig belesenen Kritikerkollegen auf den bereits kränklenden Jarre zum Interview ansetzte — mit vergleichsweise geringer Ausbeute. Hier hätte man sich den Jarre-Vertrauten und Journalisten Marc Hairapetian gewünscht, der sicher einige Details erhellt hätte, die im sehr weitreichenden OEuvre dieses Komponisten erinnerungsbedürftig gewesen wären: die frühen französischen Kompositionen etwa, aber auch TV-Serien wie SHOGUN und JESUS VON NAZARETH oder auch die libyische Großproduktion OMAR MUKTHAR - LÖWE DER WÜSTE.

CINERAMA

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